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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer
Autoren: Franziska Gehm
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kann manchmal durch Dinge hindurchsehen und hätte einen Geruchssinn wie ein Spürhund. Aber die Fähigkeiten lassen im Alter nach. Deshalb macht er ständig Experimente, um die Fähigkeiten zu verstärken.«
    »Und deine Eltern? Haben die auch Fähigkeiten?«, fragte Daka.
    »Mein Papa weiß manchmal alles besser und meine Mama macht einen super Schokoladenkuchen.«
    Silvania und Daka nickten nachdenklich.
    Helene sah Ludo bewundernd an. »Das ist doch eigentlich total cool – du siehst in die Zukunft!«
    Ludo kratzte sich hinter dem Ohr. »Na ja, so genau weiß ich das nicht. Es ist auch ganz schön unheimlich. Und manchmal«, fügte Ludo leise hinzu, »da denke ich, es ist alles nur in meinem Kopf. Versteht ihr?«
    Silvania und Helene musterten Ludos Kopf.
    »Aber der Kunstraub war auf jeden Fall nicht nur in deinem Kopf«, warf Daka ein.
    »Eins verstehe ich trotzdem nicht: Wieso redest du mit Säulen und Grabsteinen?«, fragte Silvania.
    »Ja, und warum vergräbst du Zigarren und Teebeutel auf dem Friedhof?«, fragte Helene.
    »Ach so, das. Das ist ganz einfach: Ich sehe manchmal Tote. Die kommen zu mir, wenn sie etwas brauchen.«
    Die drei Freundinnen starrten Ludo an. Daka war der Mund aufgeklappt, Helene zwickte sich wieder in den Arm und Silvanias rote Ringe unter den Augen kehrten zurück. Insgeheim fragten sie sich, ob Ludos Papa mit der Fantasie nicht doch recht hatte.
    »Ähm ... also, das klingt vielleicht etwas unheimlich, ist es aber nicht, echt. Die Toten sehen ganz normal aus, nicht irgendwie verrottet oder verschimmelt. Nur leicht durchsichtig. Und sie sind meistens nett. Schließlich wollen sie ja was von mir«, erklärte Ludo.
    »Lass mich raten«, sagte Daka. »Max von Thalbach hat sich eine Zigarre gewünscht und Isolde von Thalbach einen Pfefferminzteebeutel.«
    »Genau.«
    »Was wünschen sich die Toten denn sonst so?«, fragte Helene leise.
    »Ach, alles Mögliche. Lockenwickler, Knäckebrot, einen Taschenrechner, Zeitschriften, Seife. Sie zahlen auch. Meistens mit altem Schmuck.«
    Die Mädchen warfen sich vielsagende Blicke zu. Dass Ludo Ereignisse vorausahnen konnte – das kam ihnen nach der Geschichte mit dem Kunstraub glaubwürdig vor. Obwohl es immer noch schräg genug war. Aber dass er Tote mit Lockenwicklern und Knäckebrot versorgte, das war eindeutig zu schräg. Wahrscheinlich hatten Ludos Opa und Ludos Papa beide recht: Die Vorahnung war eine Fähigkeit und die Toten waren Fantasie.
    »Ihr müsst mir nicht glauben«, sagte Ludo und grinste.
    Die Zwillinge sahen ihn zum ersten Mal mit den Mundwinkeln nach oben. Bisher hatte Ludo sie immer nur wortlos angestarrt, ohne eine Miene zu verziehen. Das Grinsen stand ihm viel besser.
    »Warum erzählst du uns das eigentlich alles?«, fragte Daka. »Du hättest uns doch einfach wieder wegschicken können, wie neulich beim Krankenbesuch.«
    »Stimmt. Aber das hätte nichts gebracht. Ich hatte nämlich schon eine Vorahnung.«
    »Und was hast du da gesehen?«, fragte Silvania.
    Ludo fuhr sich durch die halblangen Haare. Seine Wangen bekamen Farbe. »Na ja, es ist ziemlich komisch, aber ...« Er blickte die Mädchen nacheinander an. »Ich habe gesehen, dass wir Freunde werden.«
    »Wir vier?«, fragte Helene.
    Ludo nickte.
    »Was haben wir denn zusammen gemacht?«, wollte Silvania wissen.
    Ludo zögerte. Dann sagte er: »Wir sind zusammen geflogen.«
    Die Zwillinge starrten Ludo fassungslos an.
    Helene war die Erste, die wieder Worte fand. »Na dann: hoi boi!«, sagte sie und gab dem verdutzten Ludo eine Kopfnuss.
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