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0003 - Achterbahn ins Jenseits

0003 - Achterbahn ins Jenseits

Titel: 0003 - Achterbahn ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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Um sechs Uhr morgens rückten die Planierraupen an!
    Es waren schwere, hohe Maschinen. Der Tau glitzerte noch auf dem grünen Metall. Die Männer in den Führerkabinen hielten die Steuer mit nervigen Fäusten umklammert. Für sie war es ein harter, aber lukrativer Job.
    Vince McAllister fuhr als einziger einen Pkw. Er hatte sich mit seinem Austin vor die Kolonne der Transportlastwagen gesetzt, auf deren Ladeflächen die Raupen standen.
    Jetzt überwachte McAllister das Abladen der Maschinen. Rasselnd bewegten sich die schweren Ketten auf die Straße, bis die Planierraupen auf das Gelände stießen, das sie planebnen sollten.
    Es war ein alter Friedhof!
    Der Staat hatte das Gelände nach zähem Ringen endlich als Bauland freigegeben, und die Firma, die McAllister vertrat, hatte den Auftrag bekommen. Noch jetzt überschlich den Bauleiter ein unbehagliches Gefühl, wenn er an die Verhandlungen dachte. Sie waren mit allen Tricks geführt worden. Es hatte sogar eine Bürgerinitiative gegen das Projekt gegeben. Der Friedhof sei historisch. Außerdem solle es dort spuken. So und ähnlich lauteten die Einwände.
    Spuk und Geister! Solch ein Quatsch, dachte McAllister.
    Er sollte sich irren…
    Doch noch ahnte er nichts von dem Grauen, das bald auf ihn zukam. Er mußte für eine reibungslose Durchführung des Auftrags garantieren. Und Vince McAllister war der Typ, der bisher immer seinen Willen durchgesetzt hatte. Das sah man ihm auch an.
    McAllister war ein bulliger Kerl, der kaum in seinen Anzug hineinpaßte. Die Haut war stets gerötet, das Gesicht erinnerte an einen Fleischklumpen. Die Augen darin glitzerten kalt wie Kieselsteine, über der wulstigen Oberlippe wuchs ein dichter Schnauzbart. McAllister hatte sich mit Rücksichtslosigkeit und Intelligenz hochgearbeitet, bis ihn die Firma als Bauleiter akzeptierte. Und das wollte Vince McAllister bis zu seiner Pensionierung bleiben.
    Kritisch überwachte er das Abladen der drei schweren Kettenfahrzeuge. Hin und wieder sog er an seiner gebogenen Pfeife und paffte dicke Rauchwolken aus.
    Der Vorarbeiter kam auf ihn zu. Wegen seiner roten Haare wurde er nur Reddy genannt.
    Reddy schob sich den gelben Helm hoch. »Geht alles klar, Boß. In zwei Tagen ist das Gröbste überstanden.«
    McAllister nickte. Dann deutete er auf die Bruchstücke der hüfthohen Mauer, die früher den Friedhof umzäunt hatte. »Wann wird das denn weggeräumt?«
    »Hatten Sie nicht die Kolonne bestellt?« fragte der Vorarbeiter.
    »Ja. Aber Sie sollten besser nachhaken.« McAllister fürchte drohend die Stirn. »Wenn die Kameraden uns sitzenlassen, dann können Sie was erleben, Reddy.«
    »Ich kümmere mich darum.« Reddy drehte sich um und verschwand. Er lief mit hastigen Schritten auf einen der Raupenschlepper zu.
    »Das wollte ich dir auch geraten haben«, murmelte McAllister hinter dem Vorarbeiter her.
    Er selbst sah sich den Friedhof noch einmal an.
    Es war ein trauriges Stück Erde. Und das im doppelten Sinne des Wortes. Die Bäume waren brutal abgeholzt worden. Nur noch Stümpfe schauten aus dem Boden. Wie Mahnmale einer längst vergangenen Zeit ragten die steinernen Kreuze und Grabsteine aus der Erde des Totenackers. Das Laub verfaulte im Gras. Das gab frischen Humus, der den Boden düngte.
    Langsam wanderte Vince McAllister zwischen den Grabsteinen umher. Sein Blick fiel auf die Inschriften, die noch relativ gut zu lesen waren, obwohl Moos und Flechten die eingekerbten Stellen zum Teil schon ausgefüllt hatten.
    Er las Namen aus dem vergangenen Jahrhundert. Zumeist waren es Gruften, in der die Ehepaare gemeinsam bestattetworden waren. Nur ein paar Sträucher wuchsen hier. An den Zweigen war kaum Grün zu sehen. Es schien, als habe die Natur den Friedhof gemieden.
    McAllister umrundete die Sträucher und konnte jetzt von seinen Arbeitern nicht mehr gesehen werden. Der größte Teil des alten Friedhofs lag vor ihm. Dahinter erstreckte sich eine Wiese. Sie reichte bis zur Straße, die in Richtung London führte. Im Morgendunst waren die Autos kaum zu erkennen.
    Irgendwie beschlich Vince McAllister ein unbehagliches Gefühl. Über der Wiese lag kniehoch der Morgennebel, der vom Wind nicht vertrieben, sondern nur durcheinandergewirbelt wurde. McAllister vermeinte, tanzende Figuren in der Nebelwand zu sehen.
    Er wischte sich über die Augen. »Langsam werde ich schon verrückt«, nuschelte er.
    »Verschwinde von hier.«
    »Los, mach, daß du wegkommst.«
    »Störe unsere Ruhe nicht!«
    »Was willst du
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