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Dampfnudelblues

Dampfnudelblues

Titel: Dampfnudelblues
Autoren: Rita Falk
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Kapitel 1
    STIRB, DU SAU!, steht auf dem Höpfl seiner Hauswand.
    Ärgerlich. Und nicht nur für den Höpfl.
    Weil, wenn am Montag in aller Herrgottsfrüh das verdammte Telefon läutet, noch dazu das dienstliche, dann ist das halt scheiße. Erst recht vor dem Frühstück.
    Dran ist eben der Höpfl. Der Höpfl wohnt hier am Dorfrand, ist Rektor in der Realschule und er will jetzt, dass ich komm.
    Sofort.
    Weil es natürlich meine Aufgabe ist, bin ich quasi schon unterwegs.
    Zwei Marmeladensemmeln und die Eier mit Speck, die mir die Oma brät, müssen dann leider reichen. Für den Früchtequark bleibt keine Zeit.
    »Was ist jetzt mit dem Quark?«, schreit mir die Oma hinterher, grad wie ich zur Tür raus will. Weil sie schon seit Jahren nichts mehr hört, deut ich bloß auf die Uhr und meine Waffe und sie kapiert’s.
     
    Wie ich dann mit dem Streifenwagen die kleine Anhöhe zu seinem Haus hinauffahr, kann ich es schon lesen:
    STIRB, DU SAU!, steht da also in riesigen Buchstaben an seiner Rauputzwand. Groß und rot, und Farbnasen verlaufen nach unten wie Tränen über eine Backe. Der Höpflrennt mir schon entgegen und deutet auf die Botschaft, als könnt ich die nicht selber finden.
    »Da, schauen Sie her, Eberhofer!«
    Er ist schweißgebadet und nervös, und offensichtlich hat sich sein gesamtes Blut in seinem Schädel versammelt. Er streicht eine irrsinnig lange Haarsträhne quer über die hohe Stirn und der Schweiß fixiert sie dort. Außer dem Geschwitze ist aber alles tipptopp. Hemd tipptopp, Hose tipptopp, Schuhe tipptopp. Nur das blöde Geschwitze macht natürlich das Gesamtbild zunichte, ganz klar. Da kannst du daherkommen wie ein Lagerfeld, wenn du schwitzt wie ein Schwein, ist alles dahin.
    Aus der Hosentasche fummelt er eine Handvoll loser Tabletten und schmeißt sie sich in den Rachen. Mit einem routinierten Kopfschwung und komplett ohne Wasser versenkt er sie dann in der Gurgel.
    »Baldrian«, murmelt er und grabscht erneut in seine Vorratstasche. Er hält mir die verschwitzten Pillen auffordernd unter die Nase, aber ich schüttele den Kopf. Mir graust es.
    »Was wollen die denn von mir?«, sagt er, fingert ein Taschentuch hervor und tupft sich übers Gesicht.
    »Wer genau sind
die

    »Ja, das weiß ich doch nicht! Die das halt geschrieben haben.«
    »Vielleicht sind ja Sie gar nicht gemeint?«
    »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. Schließlich steht’s auf meiner Mauer. Wen bitte sollten sie denn sonst wohl meinen, wenn nicht mich?«
    Keine Ahnung. Vermutlich hat er recht.
    »Irgendjemand mag Sie wohl nicht«, überleg ich jetzt so und mach ein erstklassiges Foto von dem Schriftzug.
    Er seufzt.
    »Stellen Sie sich doch kurz davor, Herr Höpfl«, sag ich und er platziert sich genau vor der Wand.
    Erstklassiges Foto. »Und jetzt noch mal ein bisschen freundlicher, wenn’s keine Umstände macht«, sag ich und er lächelt.
    Wunderbar.
    »Haben Sie denn irgendeinen Verdacht?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Einer von Ihren Schülern vielleicht? Weil, sagen wir einmal so, Rektor ist jetzt auch nicht unbedingt der beliebteste Job. Grad so bei den Schülern.«
    »Ja, aber als Polizist hat man doch auch nicht nur Freunde, oder?«
    »Aber an meiner Hauswand steht halt jetzt nicht: STIRB, DU SAU!«
    Er nickt.
    »Und, was werden Sie jetzt unternehmen?«, will er wissen.
    »Ja, nix.«
    »Wie: nix?«
    »Ja, soll ich vielleicht jetzt eine Großfahndung einleiten nach einem mutmaßlichen Wandbeschmierer? Womöglich noch mit SEK und Hubschrauberstaffel?« Ich muss lachen und geh zurück zum Auto. »Ich muss jedenfalls weiter. Schließlich sind Sie auch nicht der Einzige, der wo die Polizei benötigt, gell.«
     
    Jetzt hab ich natürlich ein bisschen übertrieben, was meine polizeilichen Einsätze angeht. Weil, seien wir einmal ehrlich, so unbedingt der Teufel ist nicht los, hier bei uns in Niederkaltenkirchen. Da kann so eine Wandschmiererei schon gut der Höhepunkt einer ganzen Dienstwoche sein.
    Natürlich ist das nicht immer so. Einmal hatten wir hiersogar einen hammermäßigen Vierfachmord. Erstklassige Sache. Eine ganze Familie wurde da niedergemetzelt. Und das alles nur wegen einem Grundstück! Völlig dubios das Ganze. Aber freilich hab ich den Fall geklärt. Na gut, nicht ich alleine direkt. Der Birkenberger Rudi war mit von der Partie. Großartige Teamarbeit, wirklich. Aber andererseits kann man ja bei einem Dorf von knapp tausend Einwohnern nicht ständig einen Vierfachmord erwarten. Ja, wie lang
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