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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron
Autoren: Rudolf Jagusch
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Aussichtspunkt für Wanderer. Welscher wusste noch, dass sich in der obersten Etage früher ein Wohnraum befunden hatte, sodass der Wachturm in Dürreperioden ständig besetzt werden konnte.
    Er parkte, öffnete die Tür und half ihr, aus dem Fond zu klettern.
     
    Andrea Lindenlaub und Büscheler stellten ihren Dienstwagen neben Welschers Fiesta und stiegen aus. Fischbach klappte den Ständer aus und stellte seine Maschine darauf.
    »Auf dem Turm«, sagte Welscher lapidar, um sie in Kenntnis zu setzen, und gemeinsam trabten sie auf dem gefrorenen Waldweg in den Wald hinein. Die für die Region typischen Eichen und Buchen hatten ihr Laub weitestgehend abgeworfen. Nur vereinzelte Blätter hingen hier und da an den Bäumen. Nach einhundert Metern gabelte sich der Weg an einem Holzkreuz, in das kunstvoll gefertigte Kacheln eingelassen waren. Sie nahmen die linke Abzweigung. Der Weg knickte nach Norden ab und zielte jetzt genau in Richtung Turm.
    Ein Schuss peitschte durch die Stille. Fünf Meter vor Welscher spritzte Erdreich auf.
    Wie auf Kommando sprangen sie zur Seite und suchten Schutz hinter den Baumstämmen. Nur Susanne Baron hastete aufrecht weiter.
    »Machen Sie keinen Blödsinn«, rief Fischbach. Doch sie hörte nicht auf ihn. Er verließ seine Deckung und wollte sie in Sicherheit ziehen, doch sofort pfiff ihm eine Kugel um die Ohren und schlug irgendwo hinter ihm in einem Stamm ein. Er duckte sich wieder hinter den Baum. Sein Puls raste, sein Herz schlug Kapriolen.
    »Alles in Ordnung?«, hörte er Andrea Lindenlaubs besorgte Stimme rufen. Er suchte und entdeckte sie etwas weiter hinten auf der anderen Seite des Weges.
    Er hob den Daumen. »Ruf Verstärkung!«, wies er sie an und schloss die Augen. Er schluckte heftig, kämpfte gegen den aufsteigenden Mageninhalt an. Gleichzeitig brannte die Wut in seiner Kehle. Er hatte einen Bock geschossen, den fast jemand mit dem Leben hätte bezahlen müssen. Bei Wout Bertrands Festnahme hatte sie ein Einsatzkommando begleitet. Wie richtig diese Entscheidung gewesen war, zeigte sich gerade. Die Jungs vom SEK waren für eine solche Situation besser ausgebildet, Fachleute eben. Züll hätte in Sekundenschnelle reagiert und die richtigen Befehle gegeben. Fischbach fluchte stumm. Warum nur hatte er darauf verzichtet? Zwar hatte ihm die Baronin gesagt, dass ihr Mann unbewaffnet sei. Doch das hätte er ihr nicht abkaufen dürfen, ein Fehler, der seine Knie weich werden ließ. Du verdammter, arroganter Idiot, schalt er sich selbst. Du hast doch allen Ernstes gedacht, du fährst hier raus, schnappst dir Bruce Baron und kommst als strahlender Held zurück. Er zwang sich, nicht den Kopf zu verlieren. In dieser Situation half es nichts, sich Vorwürfe zu machen. Das musste warten. Zu viel hing jetzt von seinem bedachten Vorgehen ab, er durfte sich keine weitere Fehleinschätzung erlauben. Er öffnete die Augen und sah zu Susanne Baron. Sie schritt unbehelligt den Weg entlang und blieb am Fuß des Turms stehen.
    »Bruce! Es ist vorbei. Die Sieper hat ausgepackt«, rief sie mit kräftiger Stimme hinauf.
    Was macht die denn da?, fragte sich Fischbach verzweifelt. Trotz der Kälte schwitzte er am ganzen Körper. Er beugte sich ein wenig mehr zur Seite, um sie besser erkennen zu können. Sofort ertönte ein weiterer Schuss. Viel zu hoch krachte das Geschoss durch das Geäst.
    »Bruce, bitte, ergib dich«, flehte Susanne Baron lautstark. »Es ist doch ausweglos.«
    Minutenlang rührte sich nichts. Mehrmals wiederholte sie ihre Bitte. Die Kälte biss in Fischbachs Waden. Er ging auf der Stelle, achtete dabei darauf, nicht aus der Deckung zu geraten.
    Unvermittelt erschien eine Gestalt auf der Treppe des Turms. Langsam schritt Bruce Baron die Stufen hinunter.
    Fischbach bemerkte, dass Welscher seine Walther zog und Schussposition einnahm. »Ist doch viel zu weit«, rief er gerade so laut, dass Welscher ihn hören konnte. Doch der reagierte nicht darauf, legte die Waffe an und stützte den Lauf auf einem Ast ab.
    Bruce Baron war unten angekommen und stand jetzt direkt vor seiner Frau. Er ließ die Arme baumeln, in der Hand hielt er immer noch seine Pistole.
    »Gib sie mir.« Fischbach verstand Susanne Baron kaum noch. Der aufkommende Wind ließ die Baumkronen rauschen.
    Bruce Baron hielt ihr die Waffe hin. Sie ergriff den Lauf und riss sie ihm aus den Händen. Fischbach atmete erleichtert auf, kam aus der Deckung und rannte den Weg entlang.
    »Stehen bleiben«, kreischte Susanne Baron,
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