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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron
Autoren: Rudolf Jagusch
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Gelegenheit, sich zu beruhigen. Unaufgefordert schenkte er ihr ebenfalls einen Whisky ein.
    Mit zittrigen Fingern trank sie gierig einen großen Schluck. »Warum quälen Sie uns so?«, hauchte sie. »Es ist doch so schon alles schwer genug.«
    »Es ist notwendig, um Ihnen zu verdeutlichen, welches Potenzial in meinem Vorschlag steckt, um das, was ich Ihnen jetzt unterbreite, richtig schätzen und beurteilen zu können.« Er setzte sich, schlug die Beine übereinander und legte die Fingerkuppen aufeinander. »Ich komme noch mal auf Ihre Lebensversicherung zurück, Herr Baron. Eine Million Euro.« Langsam und eindringlich wiederholte er: »Eine Million Euro, die Ihre Frau im Falle Ihres Todes bereichern würde.«
    »Genau das ist der Punkt«, warf Baron oberlehrerhaft ein. »Ich bin nicht tot und habe auch nicht vor, den Löffel abzugeben. Das Leben geht weiter, auch wenn ich Änderungen zu erwarten habe«, sagte er.
    »Aber würden Sie ein anderes Leben nicht vorziehen?«, fragte Bauernfeind. »Eins, in dem Sie weiterleben dürfen, mit Ihrer bezaubernden Frau zusammen«, lockte er. »Vielleicht nicht ganz so pompös wie bisher, doch ohne Geldsorgen und Mafiagangster, die Sie jagen?«
    Baron runzelte die Stirn. »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Rollentausch«, platzte Bauernfeind heraus.
    »Rollentausch?«, echote Susanne Baron.
    René Sieper nahm seine Frau in den Arm. Sie legte den Kopf an seine Schulter.
    »Ja. Sie, Herr Baron, tauschen Ihre Identität mit Herrn Sieper.« Bauernfeind zeigte von Baron zu dem Todkranken.
    Die Furchen auf Barons Stirn wurden noch tiefer. »Ich verstehe immer noch nicht.«
    Bauernfeind nickte gelassen. »Ich gebe zu, dass wir ein wenig daran arbeiten müssen. Aber an sich ist es ein absolut genialer Schachzug. Sie tauschen die Identität mit Herrn Sieper und sind alle Sorgen los.«
    Baron lachte verächtlich auf. »Wie soll denn so etwas funktionieren? Ich glaube, Sie haben zu viel an Ihrem Johnnie Walker gerochen.« Er stellte das Glas klirrend auf dem Wohnzimmertisch ab und stand auf. »Komm, Susanne, lass uns gehen. Hier will uns jemand verarschen.«
    Sie stand ebenfalls auf.
    Bauernfeind schürzte die Lippen. »Sie enttäuschen mich, Herr Baron. Früher waren Sie anders.«
    Baron kümmerte sich nicht darum und zog seine Frau am Sofa vorbei. »Wie Sie meinen«, sagte er nur.
    »Mutiger, pfiffiger, dynamischer. Ein Fuchs.«
    Baron war, unablässig den Kopf schüttelnd, bereits am Sessel vorbei.
    Plötzlich sprang Lydia Sieper auf und ergriff Susanne Barons Oberarm. »Bitte. Bleiben Sie«, schluchzte sie auf. »Helfen Sie uns, bitte.«
    Susanne Baron blieb stehen und sah die andere Frau stumm an, während Bruce Baron an ihrer Hand zog. »Komm!«, befahl er in scharfem Ton.
    Sie zögerte. »Wir bleiben hier«, sagte sie entschlossen. »Wir haben nichts mehr zu verlieren. Herr Bauernfeind hat recht.«
    Überrascht sah Bruce Baron seine Frau an. »Du wirst doch nicht …«
    »Doch! Werde ich!« Sie riss sich los und setzte sich demonstrativ zackig wieder hin.
    »Na dann«, gab Bruce Baron kleinlaut nach und schlenderte zur Bar. Ohne um Erlaubnis zu bitten, schenkte er sich nach.
    Bauernfeind ließ ihn gewähren.
    Einer der Hunde streckte sich und trottete zu Bauernfeind, wo er sich neben dem Sessel fallen ließ. Bauernfeind kraulte ihm den Kopf. »Im Prinzip ist es ganz einfach«, erklärte er. »Wir müssen alle glauben machen, dass Sie gestorben sind, Herr Baron.«
    »Na klar, ganz einfach«, echote Baron sarkastisch.
    »Herr Sieper hat nur noch wenige Wochen zu leben. Die soll er selbstverständlich haben.« Bauernfeind warf dem Mann einen gütigen Blick zu. »In dieser Zeit bereiten wir alles vor.«
    Er pausierte und streichelte weiter mechanisch den Hund.
    »Was müssen wir vorbereiten?«, fragte Susanne Baron.
    »Zunächst muss Ihr Mann abnehmen«, erläuterte Bauernfeind. »Das ist ganz wichtig. Er muss auf Siepers Gewicht kommen. Zwei Fliegen schlagen wir damit: Zum einen wird die Gewichtsabnahme jedermann verdeutlichen, dass er todkrank war. Zum anderen müssen sie sich ähnlich sehen, zumindest von der Statur her.«
    Susanne Baron blickte erst René Sieper an, dann ihren Mann. »Okay, gleiche Körpergröße, das passt schon. Aber das Aussehen an sich? Nicht im Geringsten.«
    Bauernfeind lachte freundlich. »Da haben Sie recht. Daher muss Herr Sieper leider auch so sterben, dass«, er stockte, »nun, dass nichts mehr zu erkennen ist.«
    Lydia Sieper wurde kreidebleich, sagte aber
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