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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron
Autoren: Rudolf Jagusch
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sprang eilig drei Schritte nach hinten und richtete den Lauf auf ihren Mann.
    Fischbach blieb wie angewurzelt stehen. Hinter sich spürte er die Anwesenheit der anderen. Was war denn jetzt los?
    »Du Schwein!«, kreischte sie. »Du hast mir versprochen, nicht mehr fremdzugehen. Du wolltest ein neues Leben mit mir beginnen, ein Leben voller Zuneigung und Treue. Den Himmel hast du mir versprochen.«
    »Schatz, ja. Und dazu …« Bruce Baron wurde gleich wieder von der schrillen Stimme seiner Frau unterbrochen.
    »Du hast mich das letzte Mal angelogen!«
    Der Schuss war ohrenbetäubend.
    Fischbach schloss die Augen. Er konnte nicht glauben, was hier gerade passierte. Jemand schrie vor Schmerzen, gellend. Als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie Welscher vorstürmte, dicht gefolgt von Büscheler und Andrea Lindenlaub. Er sprintete ebenfalls los, rammte den eigenartigerweise immer noch aufrecht stehenden Bruce Baron und fiel mit ihm zu Boden. Schützend blieb er auf ihm liegen. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Welscher die Pistole außer Reichweite von Susanne Barons Hand kickte. Andrea Lindenlaub und Büscheler lagen auf ihr und drückten sie auf den Boden.
    Baron wehrte sich nicht, er sah Fischbach nur mit einem gleichgültigen Blick an.
    »Wo hat es Sie erwischt?«, fragte Fischbach besorgt.
    Baron schüttelte den Kopf. »Ihr Kollege hat mein Scheißleben gerettet.«
    Fischbach sah auf. Rauch quoll aus dem Lauf von Welschers Walther. Hastig schaute er zu Susanne Baron. Die schien ebenfalls unverletzt. Nur ihre Hand, die sie an ihren Körper drückte, blutete. Er richtete fragend den Blick auf Welscher.
    »Du hast ja nicht gerade viel mitbekommen«, lästerte der. »Ich habe ihr die Waffe aus der Hand geschossen.«
    »Aus der Entfernung?«
    Welscher zuckte mit den Schultern. »Ich schieß dir auf fünfzig Meter das linke Ei ab, wenn es denn sein muss.«
    * * *
     
    Begleitet von dem nicht allzu fernen Läuten der Glocken der katholischen St. Severinus Kirche trampelte Welscher am nächsten Morgen die Treppe hinunter und blieb im Flur wie angewurzelt stehen. »Äh, Hotte … schick«, war das Einzige, was ihm in diesem Moment einfiel.
    Fischbach stand mit sauertöpfischer Miene in schreiend orangefarbenen Stoff gehüllt am Fuß der Treppe. Ein Fesselballon wäre eleganter. Welscher verkniff sich das Lachen.
    »Hochzeit«, brummte Fischbach.
    Sigrid kam aus der Küche. Sie trug ein rosafarbenes Gewand, das an den Säumen mit goldenem Brokat abgesetzt war. Der leichte Stoff schmeichelte ihrer Figur. »Fährst du jetzt nach Hause?«, fragte sie Welscher.
    Er nickte. »Länger kann ich es nicht mehr hinauszögern. Danke für alles.« Er nahm Sigrid in die Arme und drückte sie.
    »Viel Erfolg«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
    Er ließ sie los und stand einen Moment unschlüssig vor Fischbach.
    »Ich bring dich noch raus«, sagte der und erlöste ihn so aus der peinlichen Situation.
    »Ich geh mich schminken«, trällerte Sigrid, winkte ihm zum Abschied und verschwand im Bad.
    Welscher nahm den Beutel, in den er die Sachen gestopft hatte, die er für die Zeit hier gekauft hatte, und ging hinaus. Der Fiesta stand im Hof. Er warf den Beutel in den Kofferraum und drückte Fischbach die Hand. »Dir danke ich selbstverständlich auch.«
    »Wir sehen uns dann am Montag. In alter Frische«, beschied ihn Fischbach.
    »Verrätst du mir denn zum Abschied noch dein Passwort?«
    Fischbach grinste. »Der Hersteller des Monitors.«
    Welscher sah den Schriftzug vor sich. Wie oft hatte er daraufgestarrt, während er sich Passwörter überlegt hatte.
    »Scheiße. Darauf wäre ich nie gekommen«, gab er zu. »Was ich übrigens noch sagen wollte: Wir sollten uns unbedingt um eine Verbesserung der Datensicherheit kümmern. Ich konnte eine Unmenge Passwörter ausprobieren, ohne dass ich gesperrt wurde.«
    »Hatte ich mit Bönickhausen abgesprochen«, erklärte Fischbach. »Er fand unsere Abmachung fair und hat die IT-Organisation gebeten, die automatische Sperre nach drei Fehlversuchen abzuschalten.«
    »Ihr seid doch alles verflixte …« Er winkte ab und setzte sich hinters Lenkrad.
    »Viel Erfolg«, wünschte Fischbach. »Und wenn ihr merkt, es funktioniert nicht mehr, dann nimm es nicht so schwer. Andere Mütter haben auch schöne Töchter.« Er lächelte und warf die Autotür zu.
    Amüsiert schüttelte Welscher den Kopf. Der Eifelkopp scherzte nicht auf seine Kosten, da war er sich inzwischen sicher. Er wusste es einfach nicht
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