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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron
Autoren: Rudolf Jagusch
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nachdrücklich auf Bruce Barons Konterfei.
    »Ich bin selbst überrascht«, sagte sie ungerührt. »Woher haben Sie diese plumpe Fälschung?«
    Fischbachs Handy klingelte. Er nestelte es umständlich aus der Hosentasche. »Ja?«, fragte er brüsk und hörte einige Sekunden schweigend zu. Mit einem »Danke« beendete er das Gespräch und setzte sich lächelnd auf die Tischkante. »Das war mein Kollege, Frau Baron. Der sitzt gerade mit Frau Sieper in meinem Büro und hat ihr ebenfalls dieses Fax vorgelegt. Und raten Sie mal, wie Frau Sieper darauf reagiert hat.«
    »Was weiß denn ich?«, fuhr sie trotzig auf. »Ich kenne die Frau doch gar nicht, kann sie also somit auch nicht einschätzen.«
    »Ob Sie das können oder nicht, werden wir gleich wissen. Frau Sieper ist angesichts der Beweislage nämlich geständig. Sie packt gerade bei meinen Kollegen aus.«
    Die Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Nein … das war nicht …«, stammelte sie, hielt inne und schrie gellend auf: »Dieses Miststück!«

SIEBZEHN
     
    Sieben Wochen zuvor
     
    Die beiden Hunde lagen träge wie Vorleger vor dem Kamin, in dem ein Feuer heimelig prasselte. Ihre Augen reflektierten die Flammen.
    Die beiden Paare, die sich auf den Sofas gegenübersaßen, beäugten sich ein wenig argwöhnisch. Sie hatten sich gerade erst kennengelernt, und niemand wusste so genau, warum Jörg Bauernfeind sie heute Abend eingeladen hatte.
    Bauernfeind setzte sich in den Sessel, lehnte sich zurück und legte die Hände ineinander. »Es freut mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind«, sagte er und lächelte gütig. »Sie werden sich vermutlich wundern, warum ich diese kleine Runde einberufen habe.«
    »Allerdings«, knurrte Bruce Baron. »Ich kann mir nicht vorstellen, was uns verbinden sollte.« Er deutete auf das Pärchen auf dem anderen Sofa. »Nichts für ungut«, murmelte er. »Ist aber doch so.«
    René Sieper zuckte mit den Achseln. Man sah ihm seine schwere Krankheit inzwischen an. Abgemagert hockte er in seiner Kleidung, die ihm viel zu groß geworden war, auf dem Polster. Sein Gesicht wirkte eckig, die Haut spannte sich über den vorstehenden Knochen.
    Die beiden Ehefrauen schwiegen, doch ihre umherhuschenden Blicke zeigten, dass sie alles um sich herum aufsogen.
    Bauernfeind lachte freundlich und hob beschwichtigend die Hände. »Gut, gut, ich verstehe«, gab er sich einsichtig. »Offensichtlich brauche ich keine große Einführungsrede zu halten.« Er zwinkerte verschwörerisch. »Kommen wir zum Punkt. Ich möchte Ihnen ein unmoralisches Angebot unterbreiten.«
    »Unmoralisch?«, echote Bruce Baron. »Was für ein geschwollener Scheiß.«
    René Sieper ballte die Fäuste. Offensichtlich gefiel ihm Barons polternde Art nicht. Seine Frau legte ihm besänftigend eine Hand auf den Unterarm. »Denk an die Kinder«, flüsterte sie.
    »Sie haben Kinder?«, fragte Susanne Baron mit warmer Stimme.
    Lydia Siepers Gesicht zeigte einen Anflug von Liebe und Stolz. »Zwillinge.«
    Susanne Baron nickte langsam. »Ich habe mir auch immer Kinder gewünscht.« Ein verstohlener Blick zu ihrem Mann verdeutlichte, dass sie mit diesem Wunsch offenbar allein dastand.
    Bauernfeind räusperte sich, um die Aufmerksamkeit wieder auf sein Anliegen zu lenken. »Ich spreche jetzt ganz offen mit Ihnen. Können wir uns aber vorher auf etwas einigen?« Er sah seine Gäste der Reihe nach an und wartete ihr Kopfnicken ab. »Sämtliche Dinge, die wir heute besprechen, bleiben unter uns. Ich versichere Ihnen, dass ich keine Kameras oder Wanzen hier versteckt habe.« Er blickte sie eindringlich an. »Also gut, das hätten wir geklärt. Jetzt mein Angebot.«
    Die Standuhr schlug achtmal. Die automatischen Rollladen fuhren herunter und verstärkten so den Eindruck eines konspirativen Treffens. Bauernfeind wandte sich an René Sieper. »Sie baten mich vor einigen Tagen um Hilfe. Und ich denke, ich muss den Barons nicht erklären, was Ihr Wunsch war. Schließlich dürften mein Name und das, wofür ich einstehe, jedem bekannt sein.« Ein flüchtiger Blick zu den Barons.
    Beide nickten stumm.
    René Sieper ergriff die Hand seiner Frau und drückte sie fest.
    »Schon verstanden«, sagte Bruce Baron, »aber wie kommen wir ins Spiel?« Er wandte sich an seine Frau. »Du bist doch gesund, oder?« Es sollte wie ein Scherz klingen. Doch in Anwesenheit des todkranken Sieper wirkte es nur platt und abgegriffen.
    Bauernfeind wartete einige Sekunden mit der Antwort. »Eine zufällige Bemerkung brachte mich
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