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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron
Autoren: Rudolf Jagusch
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Sendebestätigung kam, schaltete er das Gerät sofort wieder aus. Sicher war sicher. Man wusste ja nie, ob die Eltern des kleinen Rackers das Handy nicht inzwischen als gestohlen gemeldet hatten.
    Er setzte sich wieder und lehnte seinen Kopf gegen die raue Holzwand. Es blieb ihm noch etwas Zeit, bevor er aufbrechen musste.
    Jetzt musste Susanne nur noch sehen, wie sie die Bullen abhängte. Doch er war sich sicher, dass sie es schaffen würde.
    * * *
     
    Welscher betrat den Raum und dachte an Wout Bertrand, den dicken Belgier. Vorgestern hatte er auf dem Stuhl gesessen, auf dem jetzt die Baronin Platz genommen hatte. Wie schnell doch mitunter Ermittlungen die Richtung änderten.
    Fischbach grüßte nicht, setzte sich ihr gegenüber und feuerte die erste Frage ab. »Woher kennen Sie René Sieper?«
    Welscher lehnte sich mit dem Rücken so an die Wand, dass er Mimik und Gesten der Baronin sehen konnte. Sie saß mit verschlossener Miene am Tisch, die Hände gefaltet, mit festem Blick auf Fischbach. Ihre etwas strähnigen Haare und das ungeschminkte Gesicht bewiesen, dass die Kollegen unbarmherzig zum Aufbruch gedrängt hatten.
    »Sieper? René?« Sie schürzte die Lippen und überlegte. »Habe ich nie gehört.«
    »Erzählen Sie mir keine Märchen«, erregte sich Fischbach. »Er war auf denselben Flug gebucht wie Sie.«
    Der kleine Finger ihrer linken Hand zuckte nach oben wie eine Antenne, die den Empfang auf erhöhte Aufmerksamkeit justierte. Welscher verschränkte die Arme vor der Brust. Die Baronin wusste jetzt, dass sie ihre Lüge mit der Reise nach Marokko durchschaut hatten.
    Spöttisch hob sie eine Augenbraue. »Da in einem Flugzeug mehr als zweihundert Personen Platz finden, werden sicher noch mehr Namen auf der Passagierliste zu finden sein. Was ist an diesem René Sieber denn so Besonderes?«
    »Sieper«, korrigierte Fischbach. »Warum haben Sie mir erzählt, dass Sie nach Marokko wollen?«, überging er ihre Frage. »Warum haben Sie mich angelogen? Kuba war doch in Wirklichkeit Ihr Ziel.«
    Sie lächelte und wirkte dabei sehr arrogant. »Nichts von Bedeutung. Nennen Sie es von mir aus Trotz. Sie haben mich mit Ihrem Auftreten und Ausfragen einfach genervt.«
    »Und deswegen lügen Sie?«
    Sie lachte verächtlich. »Machen Sie kein Drama daraus.«
    Fischbachs Augen formten sich zu Schlitzen. »Sie nehmen es mit der Wahrheit anscheinend nicht ganz so genau. Ich überlege gerade, bei welcher Frage Sie uns noch trotzig angelogen haben.«
    Sie zeigte Fischbach die Handflächen und spreizte die Finger. »Ansonsten bin ich gänzlich unbescholten. Daher wundere ich mich auch, dass Ihre Kollegen mich vorhin abgeführt haben wie eine Verbrecherin. Noch nicht einmal Zeit für einen Toilettengang wollten sie mir einräumen, diese Rüpel.«
    »Lenken Sie nicht ab«, fuhr Fischbach sie an. »Die Schonzeit ist vorbei. Sie sitzen hier offiziell als Verdächtige und nicht als Zeugin.«
    Das saß. Susanne Baron zuckte wie unter einem Stromschlag zusammen. Ihre Augen wurden größer, mit zittrigen Fingern strich sie sich eine Strähne hinters Ohr. »Was soll ich denn angestellt haben?«, fragte sie, die Stimme lange nicht mehr so kräftig wie noch wenige Minuten zuvor.
    »Beteiligung an einem Mord«, sagte Fischbach unbarmherzig.
    Sie schluckte heftig. »Beteiligung … Mord?« Sie lachte wie irr. »Aberwitzig. Sie spaßen.«
    »Es ist mein voller Ernst. Woher kennen Sie Herrn Sieper?«
    Ihr Kichern blieb ihr im Hals stecken, ihr Gesicht wurde zu einer Maske. »Ich will meinen Anwalt sprechen«, sagte sie, jetzt wieder mit fester Stimme.
    »Später«, erklärte Fischbach, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Wissen Sie, ich denke, Sie wollten nach Kuba, weil es dort kein Auslieferungsabkommen mit der Bundesrepublik gibt.«
    »Ich habe Bekannte in Kuba«, antwortete sie. »Können Sie überprüfen.«
    »Ja, ja«, Fischbach winkte ab. »Glaube ich Ihnen diesmal sogar. Aber praktisch ist das doch schon, oder? Ein neues Leben mit René Sieper, das Geld aus der Lebensversicherung. Damit könnten Sie auf Kuba vermutlich die maroden Staatsfinanzen sanieren. Dazu Strand, Sonne und Zigarren.«
    »Ich rauche keine Zigarren«, erwiderte Susanne Baron wütend. »Und warum Sie mir immer diesen mir unbekannten Sieper an den Hals hängen wollen, ist mir auch schleierhaft.«
    Es klopfte. Bianca Willms schob ihren Kopf durch den Türspalt. »Hotte, ich muss dich mal gerade stören. Es ist wichtig.«
    Welscher dachte,
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