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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
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mit mir abgesprochen, die Pressemitteilung verfaßte er. Ich verstehe immer noch nicht genau: Sie wollen also behaupten, Hartkopf hat die drei erschossen.«
    »Nicht nur das. Ich behaupte auch, daß es nie einen Spionagefall gab. Den Eltern des Monning wurde eine Unfallversion gegeben, mir wurde eine Spionageversion gegeben, offiziell war es eine miese Eifersuchtsgeschichte. Finden Sie nicht, daß das eine erstaunliche Geschichte ist, zumal keine der drei Versionen stimmt?« Ich stopfte mir die Valsesia von Lorenzo, diese Beschäftigung macht ruhig.
    »Unter Hinweis auf strengste Geheimhaltung, Herr Baumeister, müssen wir darauf bestehen, daß diese Sache unter uns bleibt. Sie haben mit Ihrer Wahnsinns anfrage genug Wirbel gemacht.« Das Wiesel war streng.
    »Na ja, Sie haben außerdem einen veritablen Unfallchirurgen dazu gebracht, einen Todesfall zu erfinden, und irgendein Polizeichef hat einen Unfall erfunden. Alles im Dienste des Vaterlandes und eines Massenmörders.«
    »Wir haben Beweise für Spionage«, sagte Damrow.
    Die Valsesia brannte nicht gut. Ich kratzte sie aus und stopfte sie neu. Ich fragte mich, ob ich auf der falschen Spur sei. Dann erinnerte ich mich daran, mit welcher Unverfrorenheit in dieser Stadt Politiker vom Wohl des Bürgers sprechen. Ich sagte: »Ich bin bereit, den Mund zu halten und nicht zu schreiben, wenn Sie mir einen einzigen Beweis vorlegen. Ich glaube, Sie haben keinen.«
    Das Wiesel warf Damrow einen abbittenden Blick zu. »Sie sind aber sehr unverschämt«, murmelte er.
    Damrow saß da und sagte nichts. Schließlich meinte er: »Was wissen Sie eigentlich?«
    Ich sagte nichts.
    »Kaffee?« fragte das Wiesel. Als wir nickten, stand er auf und verschwand im Nebenraum.
    »Sie haben Ihren wirklichen Trumpf nicht rausgelassen«, murmelte Damrow.
    »Sicher nicht«, bestätigte ich. »Ich frage mich, was geschehen wird, wenn diese Geschichte erscheint.«
    »Ich kenne die Geschichte nicht.« Er war ein harter Mann.
    »Weiß Ihr Minister davon?«
    »Er wurde routinemäßig informiert.«
    »Also im Sinne des Hauptmann Hartkopf?«
    »Es gibt keinen anderen Sinn in diesem Fall.« Er zupfte an seiner Hose über dem rechten Knie, und wie ein Wasserfall kam das Wiesel hereingefegt. »Der Kaffee.«
    Damrow ließ sich Zeit, trank einen Schluck und sah das Wiesel streng an, als sei der Kaffee schlecht. Er war schlecht. »Sehen Sie, Herr Baumeister, Monning war ein schwieriger Mann. Ursprünglich war er ein vielversprechender Offizier, bis er sich mit der Friedensbewegung einließ. Und dann wurde er leichtsinnig, leichtfertig, geradezu messianisch. Er fing an, geheime Dinge auszuplaudern. Es ist beweisbar: Er sammelte diese Dinge, er gab sie konzentriert an Susanne Kleiber weiter, die wiederum gab sie weiter an Marianne Rebeisen. Hauptmann Hartkopf begriff das und bekam den offiziellen Auftrag, zu ermitteln. Er ist ein blendender Mann, er hatte Erfolg. Leider kam die Gegenseite ihm zuvor: Das Trio wurde erschossen. Es ist richtig, wir haben sozusagen zivile Gründe für den Tod des Lorenz Monning vorgeschoben, aber im Sinne der Eltern war das sicher richtig. Sie hatten keine Ahnung von den Umtrieben des Sohnes, sie sind brave Menschen.«
    »Also war Monning ein Spion für Ostberlin?«
    »Diese Unterredung ist selbstverständlich vertraulich«, sagte das Wiesel schnell.
    »Sicher«, sagte Damrow.
    »Wo ist Hauptmann Hartkopf jetzt?«
    »Hier im Hause. Wir sprechen seine Aussagen ab, er darf die Sicherheitsbelange nicht antasten. Wir haben gestattet, daß er dem Oberstaatsanwalt als Zeuge überstellt wird.«
    »So ist das also«, sagte ich. »Und wie immer, wenn die Staatssicherheit mitspielt, braucht er nur auf die Fragen zu antworten, die ihm passen.«
    »Keine Ideologie, bitte«, sagte Damrow. »Wie sieht Ihr Trumpf aus?«
    »Moment bitte. Wie sah denn dieses Trio aus, diese Monning-Kleiber-Rebeisen-Connection?«
    »Die Aktenlage sagt, daß Monning der Verführte war. Die Kleiber stammte aus Ostberlin, sie war eine Schläferin, wurde also erst aufgeweckt, nachdem sie am idealen Einsatzort war. Sie machte Monning abhängig, die Rebeisen half ihr dabei.«
    »Also sehr einfach«, murmelte ich. Es gibt eine Zeit für Stoßgebete. Und meine Zeit war gekommen.
    »Etwas an meinen Begegnungen mit Messner war merkwürdig«, begann ich. »Ich habe nie verstanden, woher er seine Sicherheit nahm. Er war immer so ... so unverschämt sicher, fast arrogant.«
    Lieber Himmel, Baumeister, laß dir etwas einfallen.
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