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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
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hockt und darüber nachdenken kann, wie der Gegner zu erledigen ist. Mag sein, daß das eindrucksvoll ist, ich kann es nicht. Ich bin gezwungen, etwas zu tun, damit die Sachlage sich bewegt.
    Ich erwischte Landauer im Bonner Büro der Deutschen Presse-Agentur. Landauer hatte Spätdienst und war deshalb mürrisch.
    »Ich brauche deine Hilfe. Ich recherchiere eine Sache, in der ich nicht weiterkomme. Wie legt ihr bei dpa die Mitteilungen der Ministerien ab?«
    »Normal eben, der Reihe nach, dem Datum nach. Und nach Ministerium.«
    »Kannst du also leicht herausfinden, wann die Bundeswehr einen Unfall meldete?«
    »Nichts leichter als das. Das haben wir zuerst unter dem Ministerium, dann unter dem Datum, dann unter Unfall.«
    »Paß auf. Vor sechs Tagen etwa meldete die Bundeswehr einen Fall von Tötung und Selbsttötung in der Eifel. Suchst du mir das bitte heraus?«
    »Warte, ich hole es.« Er legte den Hörer ab. Nach einer Weile kam er zurück. »Eine solche Pressenotiz hat es nie gegeben.«
    Ich hängte ein, sagte nicht mal danke, ich war so wütend.
    »Was ist denn?«, fragte Rodenstock in der Tür. Er sah mich irritiert an.
    »Ich weiß es noch nicht«, sagte ich. Dann wählte ich das Verteidigungsministerium und verlangte die Presseabteilung.
    »Da ist aber niemand mehr«, sagte die Frau in der Zentrale.
    »Dann den Nachtdienst«, sagte ich.
    Jemand meldete sich mit einem Räuspern und sagte sanft: »Hauptmann Feller.«
    »Baumeister hier, Siggi Baumeister. Ich bin der Journalist, der sich erkundigt hat, wer denn der Hauptmann Hartkopf oder Messner im Depot Hohbach/Eifel ist. Mit Foto. Sind Sie auf dem laufenden?«
    »Wie bitte?« fragte er irritiert.
    »Kennen Sie den Fall Monning?«
    »Ja, ist mir bekannt.«
    »Dann kennen Sie mich auch.«
    »Baumeister? Sagten Sie Baumeister? Schrieben Sie uns die Anfrage nach Herrn Hauptmann Hartkopf?«
    »Richtig.«
    »Sie sind hier willkommen. Kommen Sie doch mal in den nächsten Tagen vorbei, wir würden gern mit Ihnen sprechen. Vertraulich, versteht sich.«
    »Ich möchte gleich mit Ihnen sprechen.«
    »Wann?«
    »In zwei, drei Stunden.«
    »Ist das nicht ein bißchen eilig?«
    »Lieber Herr Feller. Ihr Messner hat ein Massaker angerichtet, und Sie erlauben mir, in den nächsten Tagen mal vorbeizuschauen. In drei Stunden, sagen wir um neun.« Dann hängte ich ein.
    »Was wirbeln Sie denn so?« fragte Rodenstock irritiert. In der rechten Hand hielt er eine Tasse Kaffee, in der linken eine schwergewichtige Brasil. Und er kaute auf etwas herum, auf Bitterschokolade, dachte ich.
    »Ich fahre mal eben nach Bonn. Ihr Kognak fehlt.«
    »Ich habe keinen gefunden.«
    »In der Küche auf dem Regal neben dem Herd. Ins Verteidigungsministerium. Ist Messner an Sie überstellt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Mein Oberstaatsanwalt hatte bisher keinen Erfolg. Das Ministerium behauptet, die Sache sei geheim. Und damit können die machen, was sie wollen – sie behalten immer recht. Was wollen Sie dort? Und Elsa?«
    »Elsa soll ausschlafen. Ich habe einen Verdacht und fahre hin. Und wenn ich recht habe, bin ich ein Held und kann mich ausruhen.«
    »Sie sind verrückt«, sagte er bekümmert.
    »Gott sei Dank«, sagte ich.

DREIZEHNTES KAPITEL
    Rodenstock fuhr mich zu meinem Wagen, der bei der Dorfkneipe stand, und er moserte widerwillig herum. Er sagte Sätze wie: »Was wollen Sie denn nachts im Verteidigungsministerium? – Das können Sie auch morgen erledigen! – Entscheidungsträger sind doch nachts im Bett! – Sie sind doch erschöpft! – Warum sind Sie eigentlich so verbissen und schweigsam?«
    Aber ich gab keine Auskunft, ich war einfach wütend auf mich selbst.
    Das Wetter spielte mit, zumindest regnete es nicht, und der Wind ging sanft. Ich fuhr so schnell ich konnte und brauchte wenig mehr als drei Stunden.
    Das Beeindruckendste am Verteidigungsministerium ist seine Fassade – soviel Macht und Herrlichkeit.
    Ich sagte dem Mann in dem Glaskasten, wer ich sei und daß ich zu einem Mann namens Feller wolle, Hauptmann Feller. Er schloß sehr demonstrativ die Sprechluke und begann mit wichtigem Gesicht zu telefonieren. Danach öffnete er wieder und teilte mit, Hauptmann Feller werde mich persönlich abholen.
    Es dauerte nicht lange, und er kam aus dem Hauptportal heraus gewieselt. Er war etwa fünfzig Jahre alt, klein und schmal und trug in seinem Sonnenbankgesicht einen richtig militärischen Schnauzer wie zu Willems Zeiten. Wenn er diesen Schnauzer zwirbelte – und er zwirbelte
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