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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
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Menschen. Ich suchte ein Badezimmer, fand eines und badete ausgiebig. Erst dann ging ich hinunter. Es war hoher Mittag, es war drei Uhr.
    Im Wohnzimmer hockte Rodenstock mit verkniffener Miene am Tisch, hatte eine Unzahl farbiger Zettel vor sich liegen und schimpfte in das Telefon. Er sah mich an, lächelte und deutete mit dem Kugelschreiber in den Garten. Elsa saß mit Monning an einem Tisch in der Sonne, und Monning sagte gerade: »Ich habe diesen Messner oder wie er heißt nie leiden können. Hallo, der Herr Redakteur.«
    »Was hat die Gabriele gesagt, als man sie verhaftete?«
    Elsa biß sich auf die Unterlippe. »Ich war zum erstenmal bei einer Verhaftung. Es ging schnell, und eigentlich war es nicht die Spur aufregend. Rodenstock ist ein As. Er verhaftete sie und fragte dann ganz nebenbei: Warum waren Sie eigentlich so dumm, Herrn Hauptmann Hartkopf das Gewehr zu bringen? Da antwortete sie ebenso selbstverständlich: Weil er es haben wollte.«
    »Und Messner?«
    »Rodenstock hat ihn. Das Ministerium hat ihn zur Vernehmung freigegeben.«
    »Und was telefoniert er da drin so wild?«
    »Sie haben immer noch irgendwelche Zuständigkeitsfragen zu klären. Willst du Kaffee? Es gibt hier einen phantastischen Streuselkuchen.«
    »Wie geht es dir denn, Rittergutsbesitzer?«
    »Ein bißchen besser.« Monning lächelte. »Elsa ist streng. Ich darf kein Bier und ich darf keinen Schnaps. Ich habe ihr die falschen Berichte von der Verkehrspolizei und der chirurgischen Unfallstation gegeben.«
    »Und wie geht es deinem Bauch und deiner Seele?«
    »Na ja, es geht so, es wird sich weisen. Ich leide wie ein Hund, aber was willst du machen?« Sein Gesicht zuckte heftig, als habe er keine Kontrolle mehr. Er stand hastig auf und verschwand an der Hauswand entlang um die Ecke. »Er weint noch oft«, murmelte Elsa. Sie sah blaß aus. »Dann geht er in seinen Schießstand. Er hat so eine kleine Maschine, die Wildschweine aus Blech auf einer Kette transportiert. Auf die schießt er wie verrückt. Er hat mir erzählt, er schießt mit einer Vierundvierziger Winchester, die ihm Lorenz einmal geschenkt hat. Manchmal weint er auch und feuert wie wild in die Gegend.«
    Ich ging, um Monning zu suchen. Der Schießstand lag an der Rückseite des alten Schweinestalles. Monning stand an einen senkrechten schweren Holzbalken gestützt und schoß auf die Wildschweine, die in zwanzig Metern Entfernung monoton ihre Runden drehten. Er schoß traumhaft sicher, die Blechtiere kippten der Reihe nach um.
    »Versuch's mal.« Er hielt mir das Gewehr hin.
    »Ich nicht. Ich schieße nicht mal Blumen auf der Kirmes.«
    »Ich muß mich irgendwie abreagieren. Ich denke, du schreibst schon an der Skandalgeschichte.«
    »Es ist keine Skandalgeschichte, es ist eine bösartige, verdeckte, brutale Sache. Und ich verstehe sie immer noch nicht.«
    »Was verstehst du denn nicht? Lorenz wurde umgebracht, weil es um eine Menge Geld ging ...«
    »Und um Macht, viel mehr noch um Macht. Wieso hat sich die Bank bereit erklärt, deiner Schwiegertochter fünf Millionen zur Verfügung zu stellen? Ist sie wirklich so gut?«
    »So einfach war das nicht«, brummte er. »Anfangs, als Lorenz noch dachte, er könnte die Familie retten, da hat er auch mit der Bank gesprochen, und es gab keine Schwierigkeiten. Als dann die Gabriele plötzlich allein stand, wollte die Bank nicht mehr. Sie verlangte einen erfahrenen Partner oder sehr starke Mitspracherechte. Na ja, und dann fand sie den Partner und kriegte die Zusage.«
    »Messner, genannt Hartkopf.«
    »Richtig. Messner wollte irgendwann in den nächsten Jahren beim Bund aufhören und hier fest einsteigen. Bis dahin sollte er gutbezahlter Berater sein.«
    »Mithaftend?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hast du denn nicht gerochen, daß da etwas faul ist?«
    »Nein.« Er lachte trocken. »Ich habe wirklich an so etwas wie Kameradschaft und Hilfsbereitschaft geglaubt. Sie hätte Messner dann geheiratet, nicht?«
    »Sicherlich. Aber erst mußte Lorenz weg.«
    »Warum denn eigentlich?«
    »Weil er für dich zurückkommen wollte, weil ihr alle Felle wegschwimmen würden, wenn ihr ehemaliger Mann auftauchte, um das Schiff flottzumachen.«
    »Ja, ja«, sagte er zu sich selbst. Dann feuerte er wieder wahnsinnig schnell.
    Ich ging zurück an den Gartentisch und hockte mich in die Sonne. Rodenstock telefonierte noch immer, und Elsa hatte einen Zettel hingelegt, auf dem stand: Ich suche mir ein Bett.
    Ich bin nicht der Typ, der vor einem Schachbrett
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