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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
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ihn andauernd –, tat er es mit der linken Hand und spreizte dabei den kleinen Finger weit ab. An dem Finger trug er einen Ring mit einem Wappenschnitt, ein zierliches goldiges Etwas.
    Er eröffnete mit einem wieselflinken: »Das scheint mir aber eine ungewöhnliche Sache zu einer ungewöhnlichen Zeit. Ich weiß nicht, ob ich helfen kann. Sie sind mit unserem Kollegen Hartkopf nicht gerade zurückhaltend umgegangen, Sie haben wohl kein Verständnis für die Sicherheitsbelange des Landes, wie?«
    »Nicht die Spur«, murmelte ich.
    Er blieb stehen. »Und was, wenn ich fragen darf, war das mit der Massage von Hauptmann Hartkopf?«
    »Mit was, bitte? Ach so. Nicht Massage, Sir, Massaker. Aber ich gebe zu, es ist fast identisch.«
    »Ich verstehe nicht, ich ...«
    »Tja, also doch nicht gerade hier, oder? Vielleicht könnten wir ...«
    »Selbstverständlich. Darf ich vorgehen?« Er tanzte vor mir her und drehte sich ab und zu um und lächelte. Er ging zu einem Lift, dann zwei Geschosse in die Höhe, dann einen beängstigend endlosen Gang entlang, schließlich in einen gemütlich wirkenden Raum, in dem vor dem Schreibtisch ein Mann in Zivil in einem Sessel saß und uns entgegenblickte. Nur auf dem Schreibtisch brannte eine Lampe, es wirkte intim.
    »Das ist mein Kollege Damrow«, sagte das Wiesel munter. »Sie verstehen, ich zog ihn zu. Er hat etwas mit der Sicherheitsseite zu tun, mit den Sicherheitsbelangen des Falles, wenn ich so sagen darf. Und noch etwas muß ich sagen: Dies ist sozusagen ein Vorabtreff. Morgen müssen wir den Leiter des Presseamtes zuziehen.«
    »Selbstverständlich«, murmelte ich und setzte mich in den zweiten Sessel vor dem Schreibtisch. »Sie sind also beim MAD?« fragte ich den Mann namens Damrow.
    Er nickte, aber er sagte nichts.
    Das Wiesel setzte sich hinter den Schreibtisch und faltete betulich die Hände. »Wir müssen feststellen, Herr Baumeister, daß wir sehr befremdet sind. Sie als Journalist müssen doch von der Labilität der Sicherheitslage im Bereich der Bundeswehr wissen. Sie mußten doch wissen, daß Sie Hauptmann Hartkopf verbrennen, wenn Sie derartige Schriftstücke mit Fotos verschicken.«
    »Er hat mich verprügelt, das kostet Geld, das Geld will ich vom Bund zurückhaben, deshalb schrieb ich.«
    »Und was ist das Massaker, wenn ich fragen darf, das Massaker, das Herr Hauptmann Hartkopf angerichtet haben soll?« Er war sichtlich erheitert.
    »Nun ja, die Sachlage ist die, daß Hartkopf/Messner, oder Herrmann-Josef Schmitz, wie er in der Geburtsurkunde stehen hat, drei Menschen mit einer Schrotflinte erschoß: den Leutnant Lorenz Monning, die Serviererin und Mitarbeiterin des MAD Susanne Kleiber sowie die Prostituierte Marianne Rebeisen aus Köln.«
    »Beweise dafür?« fragte der Mann namens Damrow ruhig. Er hatte ein schmales, sanftes Gesicht unter einem dichten, schwarzen Haarschopf, er war ungefähr vierzig Jahre alt. Er saß sehr entspannt in seinem Sessel.
    »Ja, die Beweise hätten wir gern«, gluckste das Wiesel. Aus irgendeinem Grund wurde er immer heiterer.
    »Ich vermute, daß Sie beide jetzt mit Inbrunst an den Fahrer eines LKW aus Dresden denken«, murmelte ich. »Aber der war es nicht. Die Stasi in Ostberlin spielt gar nicht mit. Ich habe mich gefragt, weshalb denn dieser Fahrer nicht irgendwo zwischen hier und Herleshausen gestoppt wurde. Und damit begannen eigentlich meine Zweifel.«
    »Wir wollten ihn nicht stoppen, das ist alltägliche Praxis«, sagte Damrow. »Sie können sicher sein, daß wir den Mann unter Beobachtung haben.«
    »Ich habe eine Verlautbarung des Ministeriums bekommen, in der es heißt, die Prostituierte Rebeisen habe Monning und die Kleiber erschossen und sich dann selbst gerichtet. Ich denke, Sie wollen nicht daran festhalten, oder?«
    »Offiziell wohl«, sagte Damrow.
    »Geht aber nicht«, widersprach ich und legte ihm das Foto vor. »Sehen Sie, die Leiche der Rebeisen und das Gewehr liegen etwa zwei Meter fünfzig voneinander entfernt. Sie kann sich aber nicht den Kopf weggeblasen haben, um das Gewehr anschließend wegzuwerfen, oder?«
    Damrow sah sich das Foto an und fragte: »Woher ist das?«
    »Ein Bundeswehrangehöriger machte es. Weitere Informationen gebe ich nicht.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?« fragte Damrow.
    »Nun, sehen Sie, das Ministerium hat über die drei Todesfälle keine Information an die Presse gegeben – nur an mich und nur, um meine Recherchen zu stoppen.«
    »Richtig«, sagte Damrow. »Hauptmann Hartkopf hat das
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