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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
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mehr so schnell wie am Morgen.« Dann war es wieder still.
    Damrow suchte in den Taschen seines dunkelblauen Anzugs herum, und das Wiesel kramte in einer Schublade, fand eine Schachtel Zigaretten, rannte um den Schreibtisch herum und bot Damrow eine an. Der verzog den Mund verächtlich und zündete sie an. Er paffte.
    »Es ist wie beim Schach«, murmelte das Wiesel, wieder hinter seinen Schreibtisch zurückgekehrt. »Der Meister überlegt seinen nächsten Zug.«
    »Es ist gar kein Spiel«, sagte ich. »Es ist so verdammt blutig. Sagen Sie, Hauptmann Feller, wie gut kannten Sie Lorenz Monning?«
    »Oh, ich denke, einigermaßen. Er kam manchmal hier in das Büro.«
    »Hatten Sie dienstlich viel mit ihm zu tun?«
    »Nein. Er lief hier seine Dienststelle an, und normalerweise habe ich mit den Leuten nichts zu schaffen.«
    »Als die geheimen Untersuchungen gegen Monning liefen, kam er da auch noch zu Ihnen? So auf eine Tasse Kaffee hier ins Büro?«
    »Einmal, zweimal vielleicht. Dann nicht mehr. Wir waren ja nicht ... nicht intim, wir waren ja keine Freunde.«
    »Können Sie klarmachen, auf was Sie hinauswollen?« fragte Damrow scharf. Er ahnte wohl, daß ich ihm Verdruß machen würde, und seine Schärfe war seine Art, es zu quittieren.
    »Ich weiß noch nicht präzise, auf was ich hinauswill«, sagte ich ebenso scharf. »Drei Leute werden bestialisch mit einer Schrotflinte erschossen. Plötzlich ist alles das Verdienst eines Superagenten, eines Retters der Nation, eines Heiligen. Himmel, Arsch und Zwirn, das geht mir aufs Gemüt.«
    »Starke Worte!« murmelte das Wiesel.
    »Sie haben recherchiert und wußten nichts von der Akte Eichhörnchen«, sagte Damrow gelassen, als sei jede Gefahr vorbei.
    Was hatte Marita Heims gesagt? Lorenz hat auf irgend etwas gewartet! Er war sehr aufgeregt! Er war sicher, daß er Erfolg haben würde!
    »Hauptmann Feller, Sie verschweigen etwas. Sie verschweigen die zweite Akte.«
    »Moment«, sagte Damrow scharf, »was meinen Sie mit der zweiten Akte?«
    »Darf ich Hauptmann Feller dazu ein paar Fragen stellen?«
    Feller wollte ablehnen, aber Damrow sagte scharf: »Nur zu!«
    »Danke«, sagte ich. »Hauptmann Feller, mochten Sie Messner? Oder mögen Sie Hauptmann Hartkopf?«
    »Na ja, nicht mehr als alle anderen auch. So ist das nun mal in einem so großen Haus. Und Messner, wie Sie ihn nennen, ist ja ein harter, erfolgreicher Mann. Wir alle wissen das und bewundern seine Art, Sachen knallhart durchzuziehen.«
    »Er ist also ein Held. Sie sagten auch, daß Monning zuweilen herkam und mit Ihnen eine Tasse Kaffee trank.«
    »Na ja, mein Kaffee ist berühmt. Ich mache ihn ohne Filter, ich gieße ihn richtig auf ...«
    »Und Messner kam auch her, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich. Schließlich kegeln wir einmal im Monat zusammen. Hier in Bonn. Manchmal brachte er ein paar von seiner Truppe mit. Mann, waren das Sausewinds!«
    »Was waren das?«
    Er wurde verlegen, fing sich aber sofort. »Sausewinds. So sage ich manchmal.«
    »Messner war also hier und trank ebenfalls von Ihrem Kaffee?«
    »Na sicher. Er konnte wahnsinnig gut Witze erzählen. Richtig mit Pfeffer. Na ja, er hockte hier, trank einen Kaffee, einen guten Kognak dazu, dann zog er wieder in seine Wälder. Ich sagte immer zu ihm: Jetzt kehrt der Recke wieder in seine Wälder zurück.«
    »O Gott!« flüsterte Damrow leise.
    »Hauptmann Feller, kurz bevor Monning erschossen wurde, war er hier in diesem Büro?«
    »Ich weiß nicht mehr, wann er zum letzten Mal hier war. Ich führe kein Tagebuch.«
    »Aber Sie können das doch unmöglich vergessen haben! Er war kurz vor seiner Ermordung hier. Wieviel Tage vor seiner Ermordung?«
    »Drei, vier Tage, ich weiß es nicht mehr genau.«
    »Und Sie haben ihm selbstverständlich nichts davon gesagt, daß gegen ihn ermittelt wurde?«
    »Kein Wort. Das ist geheim, streng geheim.«
    »Gut.«
    Lieber alter Mann, laß mich jetzt keinen Fehler machen.
    Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Damrows Schultern nach vorn kamen, als warte er auf den Dolchstoß.
    »Sie sagten ihm kein Wort. Aber er sagte Ihnen etwas. Oder genauer: Er gab Ihnen etwas!«
    »Nicht daß ich wüßte.« Da war ein Zögern in seiner Stimme, da flatterte er leicht.
    »Herr Hauptmann Feller, er gab Ihnen etwas. Ich weiß das genau, ich kann das beweisen!«
    Lieber alter Mann, verzeih mir den Bluff.
    »Aber wieso denn das?« Seine Stimme wurde sehr schrill und quengelig.
    »Weil er längst von der Akte Eichhörnchen gegen sich selbst
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