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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
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wußte. Er hatte längst eine eigene Akte angelegt. Über miese Praktiken des Herrn Messner. Er ist hierhergekommen, er hat Ihnen diese Akte übergeben. So ist das.«
    »O Scheiße«, sagte Damrow leise.
    »Es war keine Akte, es war ein langer Brief. Es war Quatsch, reiner blödsinniger Quatsch, der reinste hysterische Irrsinn. Ich habe diesen Brief gar nicht beachtet.«
    »Sie haben ihn aber gelesen«, sagte Damrow eisig.
    »Ja«, sagte das Wiesel.
    »Was stand drin?«
    »Es war wirklich Irrsinn. Er hatte von den Ermittlungen Wind gekriegt und versuchte nun, das Ganze aus seiner Sicht darzustellen. Irgendwie kindlich, völlig hilflos.«
    »Was stand drin?« wiederholte Damrow.
    »Also es stand drin, daß er und die Kleiber und die Rebeisen genau wüßten, was Major Hartkopf seit zwei Jahren mit ihnen vorhabe. Daß Hartkopf ein mieses Schwein sei mit maßlosem Machtstreben, daß er unter Verfolgungswahn leide und vorgebe, Monning, die Kleiber und die Rebeisen seien ein Agentenring. Jetzt seien sie gewillt auszupacken. Hartkopf hätte eine Art Männerclique aufgemacht, die er hart und unmerklich und geschickt steuere. Mit Prügeleien und allem Drum und Dran. Hartkopf, stand in dem Wisch, mache Soldaten abhängig, sei faschistisch. Und er habe seine Laufbahn mit einem Agentenring krönen wollen, den es gar nicht gebe, und all solcher widerlicher Blödsinn. Achtzig Seiten, man stelle sich das vor, achtzig Seiten! Und unterschrieben von Monning und von der Kleiber und sogar von der Rebeisen, mit der wir doch hier im Amt rein gar nichts zu tun haben. Und dann noch die Kündigungen zum Jahresende von Monning und Kleiber. Nein, also wirklich, das war zu dick, das mochte ich auch nicht zu Ende lesen. Ich habe den Brief kopiert und nach Vorschrift behandelt. Zu den Akten.«
    »O Gott, nein«, seufzte Damrow.
    »Und dann kam Messner, nicht wahr?«
    »Wie bitte?« Das Wiesel zuckte zusammen.
    »Und dann, als Monning das abgeliefert hatte, kam Hartkopf/Messner hierher, nicht wahr? Oder riefen Sie ihn an und erzählten ihm von dem Brief?«
    »Ich rief ihn an, natürlich rief ich ihn an. Solche Drecksudeleien kann man doch nicht so stehenlassen.«
    »Und er kam?«
    »Er wollte sich das Geschmeiß durchlesen.«
    »Holen Sie Monnings Brief«, sagte Damrow tonlos.
    »Er hat ihn nicht mehr«, sagte ich.
    »Wie?«
    »Er hat ihn nicht mehr«, sagte ich. »Hartkopf hat ihn sich unter den Nagel gerissen. Deshalb ist er so sicher.« »Hat er etwa die Kopie und das Original?« schrie Damrow.
    Das Wiesel zuckte zusammen. »Ich kriege jede Woche derartige obszöne, widerliche Schreiben von irgendwelchen Verrückten.« Er wedelte hilflos mit den Armen. »Hartkopf hat die Kopie und das Original.«
    »Na also«, sagte ich. Ich stand auf und ging hinaus, und sie merkten es nicht, weil sie sich anstarrten.
    An meinem Wagen lehnte Elsa.
    »Wie zum Teufel kommst du hierher?«
    »Mit dem teuersten Taxi meines Lebens. Warum bist du heimlich abgehauen?«
    »Bin ich nicht, du hast geschlafen. Du warst wirklich Klasse in diesem Fall, und du warst todmüde.«
    »Weißt du jetzt alles?«
    »Fast alles. Bist du fit, kannst du mich heimfahren?«
    »Ich habe unsere Sachen mitgebracht, ich fahre dich.«
    Sie nahm den Weg über die A 565 zum Autobahnkreuz Meckenheim und von dort nach Altenahr. Sie fuhr sehr langsam, steuerte mit einer Hand und war verkrampft.
    »Es war eine miese, brutale Geschichte, die nur zu verstehen ist, wenn man bedenkt, daß die Menschen auf der Reise sind, nicht stillstehen, sich entwickeln. Monning begriff wohl die Idee des Friedens, konnte sich aber lange nicht entscheiden. Messner roch die Macht und wollte sie immer mehr. Die Gabriele Monning scheint noch die Stabilste: Sie wollte nach oben, möglichst hoch, und sie wollte das immer schon. Warum diese Spionagegeschichte sich in allen Köpfen festsetzen konnte, ist einfach zu begründen: Depots sind tatsächlich Ziele von Agenten, und die Bewacher dieser Lagerstätten leben ein endlos eintöniges Leben, in dem nichts geschieht. Wenn man die Geschichte verstehen will, muß man Messner zu verstehen suchen, alles andere ist nicht so wichtig. Messner war MAD-Mann, Außenmann, nicht sonderlich wichtig, aber von brennendem Ehrgeiz. Er sammelte junge Krieger um sich, beeinflußte sie unmerklich, aber so beeindruckend, daß sie ihm kaum widerstehen konnten. Der Soldat Lenz, der durch Sabotage am Auto fast die Marita Heims tötete, ist so ein Beispiel. Allmählich wurde das Wochenende mit
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