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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues
Autoren: Jacques Berndorf
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Messner für diese Soldaten wichtiger als der Dienst, wichtiger wohl auch als ihre Privatsphäre. Messner gelang damit wohl ein Meisterstück: Er trieb ihnen den Frust aus. Periodisch tritt in der Eifel das Gerücht von Spionen auf, und meistens ist absolut nichts dran. Als das wieder einmal der Fall war, begriff Messner seine Chance. Im Zuge irgendwelcher Sicherheitsüberprüfungen fielen nun Monning und die Kleiber durch irgendeinen Umstand auf. Wahrscheinlich war es Monnings allmähliche Annäherung an die Friedensbewegung, wahrscheinlich war es die Tatsache, daß die Kleiber vor Jahren aus Ostberlin kam. Wie auch immer: Der MAD beschloß, sich dieses Duo anzusehen, und lancierte sie sehr langsam von Bitburg nach Bad Münstereifel und dann nach Hohbach. Diesen Auftrag bekam Messner, denn Messner war ein eiskalter Krieger, Messner war einfach gut. Man entdeckte die Freundin der Kleiber, die Nutte Rebeisen in Köln. Und siehe da, alles schien zu stimmen, die Bedingungen für Geheimnisverrat schienen bei dem Trio geradezu ideal zu sein...«
    »Aber es war doch gar nichts dran«, sagte sie unwillig.
    »Das soll dich nicht stören, das ist in Bonn und der Bundeswehr so. Wer unter einem so kontinuierlichen Zwang von Aggression lebt, denkt so etwas. Und er denkt es auch dann konsequent weiter, wenn nicht der geringste Verdacht besteht. Dinge machen sich selbständig.«
    »Aber die Beweise ...«
    »Vergiß die Beweise, wenn es um Spionage geht. Die sind nicht wichtig, wichtig ist nur, daß man Spionage voraussetzt. Messner fing also an, seine Untergebenen Monning und Kleiber auszuforschen, schrieb Berichte. Dabei benutzte er natürlich sowohl sein Amt wie sein Privatleben, denn er arbeitete mit den Verdächtigen zusammen und ließ sich vom Hauptverdächtigen, einem Bauernsohn aus dem Münsterland, sogar nach Hause einladen. Und dabei hat er sein Paradies gefunden, er entdeckte nämlich Gabriele Monning, die Ehefrau des Hauptverdächtigen. Er wußte: Die Ehe ist kaputt, nicht mehr zu reparieren. Er sah zwei Bauernhöfe und den Plan der Gabriele Monning, eine Industrie zu gründen. Und weil er sich zweifellos mit der Frau geradezu ideal verstand, war der Plan ziemlich simpel: die Stelle des Lorenz Monning einzunehmen. Aber Monnings Verhalten stiftete Unruhe, denn auf der einen Seite wollte er sich für immer aus dem Münsterland verabschieden, auf der anderen Seite aber wollte er noch ein letztes Mal seinem Vater helfen. Außerdem hatte er längst begriffen, daß Messner ein wirklicher kalter Krieger war, ein faschistisch denkender Mensch. Er hatte auch begriffen, daß Messner in sein Bett steigen wollte. Und weil er wohl um seine Kinder fürchtete, war das ein zusätzlicher Grund, noch einmal nach Hause zurückzukehren. Möglicherweise für kurze Zeit, möglicherweise aber auch mit Marita für immer. Und genau das war etwas, was Gabriele Monning nicht gebrauchen konnte, denn sie wäre neben ihrem ehemaligen Ehemann zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft. Und Messner paßte das alles wunderbar in den Kram. Wir wissen noch nicht, ob er den Mord mit Gabriele Monning besprach oder ob er nur Andeutungen machte, aber das ist nicht wichtig. Sie wird gewußt haben, was er vorhatte, als sie ihm die Schrotflinte brachte. Messner entdeckte den DDR-Brummi aus Dresden am Mittwoch vor Pfingsten in Hohbach. Er sprach mit dem Fahrer, wie wir rekonstruieren werden. Er erfuhr, der Fahrer werde irgendwo laden und dann das Wochenende vor der Rückfahrt erneut in Hohbach verbringen. Erinnere dich, der Fahrer aus Dresden war immer in Hohbach, wenn er durch die Eifel fuhr. Messner wußte genau, was passiert. Er ließ sich also das Gewehr bringen. Am Sonntag abend ließ er durch die Kleiber Monning holen. Und zwar mit dem Auftrag, sich diesen Laster aus Dresden genau anzugucken, immer mit der wahnwitzigen Idee, da sitze ein Spion am Steuer. Ungefähr um die Zeit, als der Brummifahrer losfuhr, ging Messner mit Monning und der Kleiber in das Gelände vor dem Depot. Ich weiß nicht, mit welcher Begründung, aber das spielt keine Rolle. Er erschoß sie und klappte das Verdeck des Jeeps zurück und setzte die Toten hinein. Dann ging er zurück und holte unter irgendeinem Vorwand die Marianne Rebeisen, die in der Wohnung der Kleiber war wie an jedem Wochenende. Wahrscheinlich begriff die Rebeisen, was gespielt wurde, wahrscheinlich rannte sie noch weg, aber sie hatte keine Chance. Im Grunde war der Plan einfach, brutal und gut. Es war nur Pech, daß ich
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