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Rose Harbor und der Traum von Glueck

Rose Harbor und der Traum von Glueck

Titel: Rose Harbor und der Traum von Glueck
Autoren: Debbie Macomber
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    L etzte Nacht träumte ich von Paul.
    Meine Gedanken kreisen zwar fast ständig um ihn, und kein Tag vergeht, an dem er nicht bei mir ist, aber bis jetzt ist er mir noch nie im Traum erschienen. Vermutlich liegt eine gewisse Ironie darin, dass er mir nachts fernbleibt, denn sobald ich die Augen schließe, male ich mir aus, wie es sich anfühlen würde, von seinen Armen gehalten zu werden. Und bevor ich in den Schlaf hinübergleite, stelle ich mir vor, dass mein Kopf an seiner Schulter ruht. Doch ich werde nie wieder die Gelegenheit bekommen, mit meinem Mann zusammen zu sein.
    In diesem Leben nicht mehr.
    Falls ich vorher schon einmal von Paul geträumt haben sollte, waren diese Träume beim Erwachen bereits vergessen. Diesmal jedoch blieb jede Einzelheit in meinem Gedächtnis haften und erfüllte mich gleichermaßen mit Trauer und Freude.
    Als ich erfuhr, dass Paul ums Leben gekommen war, überwältigte mich der Schmerz so vollkommen, dass ich daran zu zerbrechen glaubte. Aber das Leben ging weiter, und so schleppte ich mich von einem Tag zum nächsten, bis ich irgendwann feststellte, dass ich wieder normal atmen konnte.
    Jetzt bin ich in meinem neuen Zuhause, einem hübschen Bed & Breakfast in einer malerischen Küstenstadt namens Cedar Cove, die auf der Kitsap-Halbinsel liegt. Nicht weit entfernt von Seattle im Bundesstaat Washington. Vor weniger als einem Monat habe ich die Pension gekauft und sie Rose Harbor Inn genannt.
    » Rose « nach Paul Rose, mit dem ich nur ein paar Monate verheiratet war – jenem Mann, den ich immer lieben und um den ich für den Rest meines Lebens trauern werde. Und » Harbor « , weil das Haus für mich ein Hafen ist, in dem ich vor Anker gegangen bin. Ich erhoffe mir von diesem Ort Linderung meines Kummers über den erlittenen Verlust und Frieden, nachdem die Stürme des Lebens mich unbarmherzig gebeutelt haben.
    Wie melodramatisch das klingt, und dennoch scheint es mir angemessen. Obwohl ich am Leben bin und normal funktioniere, fühle ich mich manchmal, als wäre ich halb tot. Paul würde es hassen, mich so reden zu hören, und doch entspricht es der Wahrheit. Ich bin im letzten April mit ihm an irgendeinem Berghang in einem Land am anderen Ende der Welt gestorben, wo er für die Sicherheit unserer Nation kämpfte.
    Das Leben, wie ich es bis dahin kannte, war von einer Minute auf die nächste vorüber, und die Zukunft, die ich mir erträumt hatte, wurde mir gestohlen.
    Ich erhielt jede Menge gut gemeinte Ratschläge, wie man sie Trauernden zu geben pflegt. Ich solle ein Jahr warten, bevor ich folgenschwere Entscheidungen treffe, rieten meine Freunde. Sie warnten, ich würde es bereuen, wenn ich meinen Job kündigte und meine Heimatstadt Seattle verließ, um woanders Vergessen zu suchen.
    Sie verstanden nicht, dass ich keinen Trost im Vertrauten und in der Alltagsroutine fand. Trotzdem verschob ich ihnen zuliebe meine Pläne und harrte sechs Monate aus. Während dieser Zeit besserte sich meine seelische Verfassung nicht, und der Wunsch, fortzugehen und noch einmal von vorn anzufangen, wurde immer mächtiger. Meine Überzeugung, nur so Frieden finden und den furchtbaren Schmerz in meinem Innern betäuben zu können, verfestigte sich zur Gewissheit.
    Entschlossen startete ich meine Suche nach einem neuen Leben, informierte mich im Internet über eine Reihe von Orten in allen möglichen Gegenden der Vereinigten Staaten. Um zu meiner Überraschung das, was ich mir vorgestellt hatte, sozusagen direkt vor der Haustür zu finden.
    Cedar Cove liegt gegenüber von Seattle auf der anderen Seite des Pudget Sound und in der Nähe von Bremerton, wo sich ein Marinestützpunkt und eine Marinewerft befinden. Die kleine Stadt selbst hat eine Marina für Segel- und Motorboote und einen Jachtclub. Als ich das Inserat entdeckte, mit dem eine bezaubernde kleine Pension zum Verkauf angeboten wurde, begann mein Herz zu rasen. Ich und ein Bed & Breakfast?
    Nie wäre mir je zuvor der Gedanke gekommen, ein wie auch immer geartetes Geschäft zu übernehmen, aber ich erkannte instinktiv, dass es genau das war, was ich brauchte und mir Ablenkung verschaffte. Hinzu kam als zusätzlicher Anreiz, dass ich schon immer gern Gäste bewirtet hatte.
    Das Haus mit der rundherum verlaufenden Veranda war bezaubernd und der Blick über die ganze Bucht einfach atemberaubend. In einem anderen Leben hätte ich mir vorgestellt, wie Paul und ich nach dem Abendessen auf der Veranda säßen, Kaffee trinken und über unseren Tag
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