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Sein Wille geschehe (German Edition)

Sein Wille geschehe (German Edition)

Titel: Sein Wille geschehe (German Edition)
Autoren: Shona Black
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    Vor Langeweile herzhaft gähnend starrte Lena aus dem Fenster ihres winzigen , mit grau gemaserten Presspappemöbeln eingerichteten Bürozimmers und beobachtete träge die dicken Flocken, die wie weiche Flaumfedern unablässig vor den halbhohen Scheiben aus Sicherheitsglas herabschwebten . Es schneite bereits den ganzen Tag und schien auch sobald kein Ende nehmen zu wollen. Ihre Finger spielten geistesabwesend mit dem silbernen Kugelschreiber, den ihr Freund Markus ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.
    » Meine Güte , wie lange brauchen die denn noch! So schwer kann es doch wohl nicht sein, einen schlichten Vertrag für so ein blödes Spiel aufzu setzen!« Genervt warf sie den Kugelschreiber auf ihren chaotischen Schreibtisch und wischte beiläufig über den Monitor ihres Computers, wobei eine graue Schicht Staub an der Kuppe ihres Zeigefingers haften blieb.
    » Ich hoffe d och nicht mehr besonders lange«, erwiderte Sonia, die ihr seit fünf Jahren gegenübersaß , mit besorgter Miene . » Meine Tochter hat die Masern, und mein Mann muss um acht zur Spät schicht.« Sie sah nervös auf ihre Armbanduhr.
    » Geh ruhig nach Hause «, bot Lena ihrer Kollegin großzügig an. » Meines Erachtens reicht es dicke, wenn sich einer langweilen muss . «
    Sonia , die sich nicht lange bitten ließ, klemmte sich erleichtert ihre Handtasche unter den Arm und warf Lena eine Kusshand zu.
    »Du bist ein wahrer Schatz. Das nächste Mal opfere ich mich dann für dich. Ganz be stimmt« , versprach sie mit ernster Miene, schlang sich ihren Schal um den Hals und schlüpfte im Hinausgehen in ihren Winter mantel. Die Tür des kleinen Büros schloss sich nahezu geräuschlos hinter Sonia. Lediglich das Klappern ihrer Absätze auf dem marmorgefliesten Gang hallte noch für eine Weile durch den Flur. Dann kehrte wieder Stille ein, und Lena versank erneut in stumpfe Lethar gie. Doch sie währte nicht besonders lange.
    »Frau Stein?«
    Ein Stoß Adrenalin flutete durch ihre Körper.
    »Ja?«, antwortete sie mechanisch und hörte , wie der teure MontBlanc -Kuli brach, den sie vor lauter Schreck zu Boden hatte fallenlassen und anschließend mit dem Schreibtischstuhl darüber gerollt war. Übermannt von ihrem schlechten Gewissen , biss Lena sich auf die Unterlippe und fuhr herum. Ihr B lick fiel auf die seidenglatt epilierten Beine von Doris Gärling , die im Türrahmen stand und geringschätzig auf sie herab sah . Seit die erblondete Sekretärin das Vorzim mer des Geschäftsführers Robert Berger betreute, nann te sie sich hochtrabend » As sistenz der Geschäftsleitung«, was in unübersehbar großen Lettern auf dem Schildchen an ihrer Brust prangte .
    » Ich werde Ihnen gleich morgen früh das Protokoll des heutigen Meetings mailen. Sie tippen es und reichen es dann unverzüglich und an Herrn Berger weiter. Sie wissen ja, er hat Zahlen und Fakten stets gern auf dem Papier vor sich liegen. Für alle übrigen kommt es in den Verteiler. Ich füge eine Liste derer hinzu, die es benötigen. Die Verträge werden selbstverständlich noch heute Abend von Ihnen fertigge stellt und sauber abgeheftet.« Sie wedelte mit einer unspektakulär wirkend en Mappe vor Lenas Nase herum. » Ich denke, ich muss Ihnen nicht erklären, mit welcher Priorität und Vorsicht diese Dokumente von Ihnen behandelt werden soll ten. Auf einen Abschluss dieser Größenordnung wartet die Firma bereits seit Jahren .« Lena nickte stumm. Frau Gerling reichte ihr die Mappe. » Herr Bergers Geschäftspartner werden im Laufe der nächsten fünfzehn Minuten das Haus ver lassen, um sich zum Dinner in der Stadt zusammenfinden, so dass Sie in Kürze den Tagungsraum in Ordnung bringen können. Ich kann davon aus gehen , morgen früh alles zu Herrn Bergers vollster Zufriedenheit erledigt zu se hen ? «
    »Selbstverständlich«, beeilte Lena sich zu erwidern und beschloss nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr, sich zunächst d er tagesbeschließenden Herausforderung Meetingmüll - und geschirrbeseitigung zu widmen. Kaum dass Doris Gärling gegangen war, schielte sie v er stoh len aus der Tür ihres Büros hinaus auf den Korridor. A ls sie niemanden entdecken konnte, der einen Anzug trug und wichtig aussah, schlug sie wenig begeistert über die vor ihr liegende Arbeit den Weg in Richtung Tagungsraum ein . Wie angekündigt fand sie ihn leer und versuchte, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, welcher Aufwand nötig war, um morgen den Eindruck erwecken zu können, sie hätte
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