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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition)
Autoren: Günther Zäuner
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doch er weiß
selbst nur zu genau, es ist sinnlos. Nun gilt es, die eigene Haut so teuer wie
möglich zu verkaufen. Selbstverständlich sind die Pässe einwandfrei und legal
ausgestellt. Es ist ein Vorwand, um ihn festzuhalten. Saller und Dolores de la
Torre, die inzwischen die Welt nicht mehr versteht, müssen sich fügen. Umringt
von den Beamten, werden sie durch die Ankunftshalle zurück in ein Büro
eskortiert, wo Saller Platz nehmen muss und seine Freundin von ihm in einen
anderen Raum separiert wird.
    Moldaschl und seine Leute gehen wortlos. Dafür treten zwei weitere Männer
ein, die sich nur als Angehörige des BND 1 ausweisen. Beide
Herren tragen dunkle Anzüge und nehmen erst im Büro ihre Sonnenbrillen ab, was
Saller ein verächtliches Grinsen entlockt.
    »Aha«, provoziert er abermals, »spielen wir jetzt James Bond? Agent 00
und Agent 08/15?«
    Die BND-Leute verziehen keine Miene. Während der Ältere sich Saller
gegenübersetzt, bleibt der Zweite mit verschränkten Armen stehen.
    »Herr Saller«, fragt der Wortführer, während seine gepflegten Hände auf
der Tischplatte ruhen, »mit wem wollten Sie sich in München treffen?«
    »Ich sagte bereits, dass es sich um einen privaten Trip handelt.« Saller
fühlt zunehmend den Schweiß in seinen Achselhöhlen.
    »Natürlich. Und ich werde der nächste bayerische Ministerpräsident, Herr
Saller. Oder soll ich Sie besser Ratko Perkovi ć nennen?«
    »Meine Namensnennung ist völlig korrekt über die Bühne gegangen«,
rechtfertigt Saller alias Perkovi ć sich und blickt die Geheimdienstler mit stoischer Miene an. »Wenn Sie
schon so gut über mich Bescheid wissen, möchte ich gefälligst auch in Kenntnis
gesetzt werden, mit wem ich es zu tun habe.«
    »Nun«, antwortet der ihn verhörende Agent mit ebenso steinerner Miene und
spielt den Ball zurück, »einigen wir uns auf Agent 4711 und hinter mir steht
mein Kollege 666. Zufrieden? Zigarette?« Der strikte Nichtraucher Saller lehnt
mit einer knappen Handbewegung ab. »Was sagt Ihnen Salvatore Madeo, Herr
Sal…ler?« Dabei betont er besonders langsam die beiden Silben des angenommenen
Namens.
    »Nichts«, entgegnet Saller, »nie gehört. Ein Itaker, nehme ich mal an.«
    »Interessant«, der BND-Mann lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, »wie
erklären Sie sich dann, dass Sie genau mit diesem Salvatore Madeo besonders in
den letzten Tagen sehr intensiven telefonischen Kontakt hatten? Zum Beispiel
waren es gestern drei, vorgestern fünf Telefonate. Und so weiter und so fort.
Madeos verschiedene Telefone werden bereits seit Monaten abgehört, und dabei
kommt Ihr Name immer wieder ins Spiel. Entweder wurden Sie angerufen, oder Sie
haben sich bei ihm gemeldet. Auch wenn Sie beide sehr verklausuliert gesprochen
haben, können wir uns doch einiges zusammenreimen, und das sieht nicht sehr gut
für Sie aus, Herr Saller.«
    Inzwischen klebt Sallers Hemd bereits an seinem Oberkörper, was auch von
den BND-Leuten nicht unbemerkt bleibt.
    »Noch vor wenigen Minuten«, legt einer der beiden Beamten nach,
»erhielten Sie eine SMS mit einer Warnung von ihm vor uns. Inzwischen wurde er
im Parkhaus des Flughafens festgenommen. Leider gelang es ihm nicht mehr, die
Nachricht zu löschen, wobei die Rekonstruktion kein Problem gewesen wäre. Um
Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, doch das wissen Sie ohnehin,
Salvatore Madeo ist Mitglied der Nammoliti-Familie, die der `Ndrangheta, der
kalabresischen Mafia, angehört und nicht nur in München sehr umtriebig ist.«
    »Was ist mit meiner Freundin Dolores de la Torre?«, fragt Saller und
zeigt sich nach außen hin weiterhin völlig unbeeindruckt.
    »Ihr geht es gut. Sie wird noch ein wenig befragt werden. Doch gegen sie
liegt in Deutschland nichts vor, daher kann sie weiterreisen, wohin sie will.«
    »Dazu fehlt ihr das Geld.«
    »Das ist nicht unser Problem.«
    »Gut.« Saller richtet betont lässig sein Jackett und geht aufs Ganze,
räumt sich selbst allerdings nur geringe Chancen ein, damit durchzukommen. »Da
auch gegen mich nichts vorliegt in diesem Staat, ist die Angelegenheit wohl
beendet. Gegen Sie, meine Herren, und Moldaxl, oder wie er heißt, mit seinen
Leuten werde ich Dienstaufsichtsbeschwerde erheben. Somit werde ich gehen. Ich
habe meine Zeit nicht gestohlen.«
    Saller ist im Begriff aufzustehen, doch der vor ihm sitzende Beamte weist
ihn mit einer energischen Handbewegung zurecht. »Sie setzen sich sofort wieder
hin. Ab sofort bestimmen Sie nicht mehr, wann
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