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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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Marcus Winter Einmal ein Held sein
    02:43 Uhr
    Schon wieder acht Junk-Mails. Genervt klickte er auf den Lösch-Button. Er brauchte dringend mal wieder einen neuen Spam-Filter.
    Tim Schmidt war ein ganz durchschnittlicher fünfundzwanzigjähriger Physik-Student an der Uni Basel, er brauchte weder gefälschte Rolex-Uhren, noch eine Penisverlängerung oder eine günstigere Hausratversicherung. Er nahm den letzten Schluck Red Bull aus der Dose und schaute auf die Zeitanzeige unten rechts in der Taskleiste. Zu spät, um noch mal für eine Runde »Counter Strike« ins Netz zu gehen, denn morgen wollte er tatsächlich mal wieder in eine Vorlesung zur Theorie der Kondensierten Materie gehen. Er bewegte den Mauszeiger schon auf »Start/Herunterfahren«, als ihm in einem kleinen Fenster eine erneute E-Mail angezeigt wurde.
    Nicht schon wieder! Er erblickte einen ihm völlig unbekannten Absender und konnte es nicht lassen, noch einen kurzen Blick auf den Text zu werfen:
    Von:  [email protected]
    An:  [email protected]
    Betreff:  Hilf°!
    Br°uch° Hilf°. Ich wurd° °ntführt und w°rd° in °in°m K°ll°r f°stg°h°lt°n. W°r imm°r di°s° M°il °rhält: bitt° schr°ib mir. D°s ist k°in Sch°rz!
    D°s hi°r ist wirklich w°hr. Ich bin °ing°sp°rrt. W°r k°nn di°s° M°il l°s°n? Ich br°uch° Hilf°.
    Fr°nzisk°
    Was für ein Kauderwelsch. Welcher Analphabet hatte denn da auf der Tastatur herumgeklappert? Er sollte sich vielleicht mal wieder eine komplett neue E-Mail-Adresse zulegen, obwohl das auch immer viel Arbeit und auch Ärger mit Freunden nach sich zog.
    Tim schaute noch einmal auf den Text. In Gedanken fügte er offensichtlich fehlende Buchstaben hinzu.
Brauche Hilfe. Ich wurde entführt und werde in einem Keller festgehalten.
Scheiße. Das war doch wohl hoffentlich ein makabrer Scherz.
    Tim griff zur Maus und fuhr mit dem Zeiger in Richtung »Löschen«. Verdammt. Eine ganz normale Spam-Mail war das nicht. Er klickte kurzentschlossen zwei Button weiter links auf »Antworten«.
    Von:  Tim.Schmidt@ fxg.ch
    An:  Frnzisk@ fxg.ch
    Betreff:   WG : Hilf°!
    Schick nicht solche bescheuerten Mails in der Gegend herum. Mit einer Entführung scherzt man nicht. Franziska (falls Du überhaupt so heißt), lass den Blödsinn sein. Ich lösche Deine Mail und mache jetzt meinen Rechner aus. Schreib mir bitte nie wieder.
    Tim
    Er klickte auf »Senden« und bewegte den weißen Pfeil in die obere rechte Ecke, um »Outlook« zu schließen. Unwillkürlich zögerte er. Nur noch eine Minute, dachte er. Dann mache ich ihn wirklich aus.
    N°in! Nicht °usm°ch°n. Du bist m°in° R°ttung!
    D°s ist k°in blöd°r Sch°rz. Ich wurd° wirklich °ntführt. M°in °x-Fr°und ist völlig durchg°kn°llt. H°t mich in d°n K°ll°r g°sp°rrt. S°it zw°i T°g°n. H°b° b°r°its hund°rt° M°ils °bg°schickt. Nur du k°nnst mir h°lf°n, Tim.
    Fr°nzisk°
    Schöne Scheiße. Jetzt war er doch drauf reingefallen. Mit einem Schulterzucken klickte er auf den Antwort-Button.
    Wieso kann nur ich dir helfen? Selbst wenn ich dir glauben würde. Was soll ich denn für dich tun? Warum schreibst du nicht an einen deiner Freunde? Oder am besten direkt an die Bullen.
    Tim
    Warum hatte er Idiot nicht einfach den Computer runtergefahren?
    Du bist gut. Ist dir m°l °ufg°f°ll°n, d°ss in m°in°n M°ils Buchst°b°n f°hl°n? Ich h°b° hi°r nur °in°n PC mit k°putt°r T°st°tur. °v°ntu°ll °uch F°hl°r in d°r S°ftw°r°. F°st für j°d°n N°m°n br°uchst du d°n °rst°n und fünft°n Buchst°b°n d°s °lph°b°ts.
    Fr°nzisk°
    Okay, das konnte er nachvollziehen. Ohne a und e kam man wirklich nicht sehr weit, weder bei Vor- noch bei Nachnamen. Auch die Website »Polizei.ch« konnte man so nicht erreichen.
    Klingt ja logisch. Aber wieso hast du einen Internet- PC , wenn dein Ex-Lover dich angeblich eingesperrt hat? Wie dämlich müsste der sein?
    Tim
    Nach knapp einer Minute tauchte die nächste Mail in »Outlook« auf.
    Du gl°ubst mir nicht. K°nn ich v°rst°h°n.
    °in misstr°uisch°r V°rst°nd ist °in g°sund°r V°rst°nd.
    Hi°r im K°ll°r l°g°rn °in p°°r °usr°ngi°rt° R°chn°r. Ich h°b° °us dr°i k°putt°n °in°n zus°mm°ng°b°ut, d°r °inig°rm°ß°n läuft. Und irg°nd°in N°chb°r h°t °in ung°schützt°s W-L°N, d°ss ich °ng°z°pft h°b°.
    N°rv mich j°tzt bitt° nicht mit w°it°r°n Fr°g°n. M°in °x ist b°ld zurück. Ruf di° Bull°n °n.
    Das mit dem
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