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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition)
Autoren: Günther Zäuner
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und dann wird tabula rasa gemacht.«
    Auf diesen Tag hatte Katterka viele Jahre lang warten müssen. Zuerst
suspendiert und einer Schlammschlacht durch die Medien ausgesetzt, dann
angeklagt und erst nach mehreren Prozessen freigesprochen. Inzwischen voll
rehabilitiert und zurück an seinem Schreibtisch in seiner alten Dienststelle.
Jetzt ist die Stunde der Rache angebrochen.

 
    14.17 Uhr

 
    Dolores de la Torre trippelt mit großen, staunenden Augen hinter ihrem
Freund her, anerkennende Blicke auf sich ziehend. Er schiebt den Gepäckwagen
vor sich her, der mit etlichen Koffern und Taschen beladen ist und denen
anzusehen ist, dass sie nicht vom Discounter stammen. Seine Freundin weiß
nicht, wohin sie zuerst blicken soll. Alles ist neu und ungewohnt.
    Die beiden passieren den Zoll, drängeln sich durch die wartende Menge,
die ihre Angehörigen, Freunde, Bekannte, Geschäftspartner abholen will. Er
spürt die Vibrationen seines Smartphones in der Jacketttasche. Als er auf das
Display blickt, sieht er sich unauffällig um, kann aber nichts Verdächtiges
entdecken.
    »Was ist?«, fragt Dolores de la Torre besorgt, als sie ihm ins Gesicht
blickt.
    »Alles in Ordnung, Kleines. Komm weiter.«
    Die SMS »Vorsicht Bullen« lässt seine Schritte beschleunigen.

 
    14.18 Uhr

 
    »Scheiße!«, flucht Matthias Moldaschl in sein verstecktes Ärmelmikro,
»der Typ hat etwas gespannt! Der wurde gewarnt!«
    Dem geschulten Kriminalistenauge entgeht nicht, dass die Beute plötzlich
schneller wird. Saller lässt das Handy wieder in der Jacke verschwinden und
steuert zielstrebig einen der Ausgänge an. Die dunkle Schönheit an seiner Seite
kann kaum das Tempo mithalten.
    »Der weiß von uns, Leute! Zugriff! Aber unauffällig und dezent, kein
Aufsehen.«
    Von verschiedenen Richtungen kommen Kriminalbeamte auf das Pärchen zu,
kreisen es ein und lassen keine Fluchtmöglichkeit zu.
    »Herr Saller? Robert Saller?« Der Chef der Observierungsgruppe zückt seinen
Dienstausweis. »Matthias Moldaschl vom LKA München. Ihren Pass, bitte.«
    Robert Saller blickt dem Beamten durchdringend in die Augen, während er
das gewünschte Dokument übergibt und seine Freundin ihn löchert, was denn los
sei.
    »Nichts. Nur eine Routinekontrolle.«
    »Es wäre nett, Herr Saller, wenn Sie mit Ihrer Begleitung Deutsch
sprechen würden«, fordert Moldaschl ihn auf, »wir sind leider des Spanischen
nicht mächtig.«
    »Das würde ich gerne tun, doch die Dame spricht kein Deutsch.«
    Betont langsam blättert Moldaschl in dem mit Visa und Stempeln aus aller
Herren Länder gespickten Reisepass, während seine Kollegen Saller und Dolores
de la Torre mit Argusaugen beobachten. Moldaschl spielt auf Zeit, er will
Saller nervös machen, was ihm auch gelingt, doch dieser lässt sich nichts
anmerken. Saller ärgert sich, dass er vor geraumer Zeit den vertraulichen Tipp
des Wiener TV-Journalisten Heinz Kokoschansky, vorsichtig zu sein, da gegen ihn
etwas im Busch wäre, zu leichtfertig genommen hatte. Jetzt sitzt er gewaltig in
der Tinte und hofft, unbehelligt aus dieser Nummer herauszukommen.
    »Gehört die Dame zu Ihnen?«, fragt Moldaschl ihn mit dem typisch
bayerischen Akzent.
    »Ja.«
    »Und in welchem Verhältnis steht sie zu Ihnen?«
    »Sie ist meine Freundin, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Der Kriminalbeamte überhört die spitze Bemerkung. »Sie sind zusammen von
der Dominikanischen Republik nach Deutschland eingereist.«
    »Unterwegs wird sie wohl kaum während des Direktfluges zugestiegen sein.«
    Wieder ignoriert Moldaschl die Provokation.
    »Pasaporte, por favor«, kramt er seine paar Brocken Spanisch zusammen.
Während er im jungfräulichen Pass von Dolores de la Torre blättert, wendet er
sich wieder an Saller. »Was führt Sie nach München, Herr Saller?«
    »Urlaub, Sightseeing. Meine Freundin ist erstmals in Europa, kennt hier
gar nichts. Ich werde ihr diese schöne Stadt zeigen. Frauenkirche, Hofbräuhaus,
Englischer Garten, das volle Programm.«
    Moldaschls Blick spricht Bände. Natürlich ist Saller klar, dass die
Bullen längst wissen, wer vor ihnen steht. Deshalb hält er sich zurück und
überlegt fieberhaft, wie er am besten doch noch seinen Kopf aus der Schlinge
ziehen kann.
    »Sie müssen beide mit uns mitkommen«, ordnet Moldaschl an. »Mit Ihren
Pässen scheint etwas nicht in Ordnung zu sein.«
    »Da blecht man einen Haufen für angebliche Wertarbeit und dann das«,
versucht Saller, die prekäre Situation ins Lächerliche zu ziehen,
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