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Dunkle Schatten (German Edition)

Dunkle Schatten (German Edition)

Titel: Dunkle Schatten (German Edition)
Autoren: Günther Zäuner
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geblieben ist. Später werden
Gerichtsmediziner eine lange Liste von schweren und schwersten Verletzungen
diagnostizieren, von denen jede einzelne tödlich gewesen ist.
    Stille.
    Ein erschreckter Hase hoppelt verstört über das Feld, sucht nach einem
Unterschlupf.
    Nur ein leichter Wind ist zu hören.
    Noch ahnt niemand etwas von dem politischen Erdbeben, das dieser Tod noch
Jahre danach in Österreich auslösen wird.

Ostermontag, 5. April 2010

 
 
    Der Airbus A320 der Air Berlin startete pünktlich und plangemäß bei
bestem Flugwetter vom Gregorio Luperón Airport in Puerto Plata in der
Dominikanischen Republik. Sanft setzt das Flugzeug um 13.30 Uhr auf der
Landebahn des Franz-Josef-Strauß-Flughafens in München auf.
    In der nur mäßig besetzten First Class blickt ein elegant gekleideter,
mittelgroßer, durchtrainierter Mann in den Vierzigern mit militärischem
Kurzhaarschnitt auf seine mit Brillanten verzierte IWC-Uhr, löst seinen
Sitzgurt, obwohl noch nicht die optische Freigabe über seinem Sitz erloschen
ist, und streckt sich kurz durch. Lächelnd betrachtet er die wunderschöne,
dunkelhäutige, junge Frau neben ihm und tätschelt liebevoll ihre Hand.
    »Siehst du, so schlimm war es doch gar nicht«, sagt er in fließendem
Spanisch, »jetzt hast du den ersten Langstreckenflug deines Lebens problemlos
überstanden, und in wenigen Minuten wirst du erstmals Europa betreten und in
Deutschland sein.«
    Dolores de la Torre nickt mit etwas traurigem Blick und blickt auf die
Landebahn, während die Maschine langsam auf die Ankunftshalle zurollt. Schon
nach wenigen Minuten in der Luft war ihre Angst verschwunden, und sie konnte
den ersten Flug ihres Lebens tatsächlich genießen. Doch nun meldet sich das
Heimweh. Alles ist so unbekannt und fremd.
    Das zweiundzwanzigjährige Mädchen hatte vorher noch nie ihre Heimat, die
Dominikanische Republik, verlassen. Saller hatte sie in einer Strandbar
angesprochen, und sie war sofort von seinem Charme, seinen Manieren und seiner
Höflichkeit schwer beeindruckt. Zusammen verbrachten sie mehrere aufregende
Tage und heiße Nächte, bis er sie nach Deutschland einlud, obwohl sie bis heute
nicht weiß, was er beruflich macht. Spricht sie ihn darauf an, sagt er immer
nur Geschäftsmann und sie werde bald Genaueres wissen. Sie vertraut ihm und in
ihren Träumen sieht sie sich längst als seine Frau.
    »Heimweh?«, holt er sie aus ihren Gedanken zurück. »Schon jetzt? München
wird dir bestimmt gefallen. Auf jeden Fall musst du die berühmte Weißwurst
probieren und dazu eine ordentliche Maß Bier trinken. Eine uralte Tradition,
das zählt in Bayern zum Brauchtum. Während ich meine Geschäfte erledige, wird
einer meiner Leute sich um dich kümmern. Wenn du etwas Schönes siehst und es
dir gefällt, kaufe es. Die Rechnungen soll man mir ins Hotel schicken. Und
heute Abend gehen wir schick aus.«
    »Gracias«, flüstert sie und haucht ihm einen Kuss auf die Wange.

 
    14.04 Uhr

 
    Die sechs Männer unterschiedlichen Alters und in legerer Freizeitkleidung
fallen in dem Getümmel nicht auf. Sie haben ihre zugewiesenen Positionen
eingenommen und lassen den Ausgang nicht aus den Augen.
    Untereinander halten sie über Handys und Funk Kontakt. Kaum jemand
bemerkt die winzig kleinen fleischfarbenen Knöpfe in ihren Ohren und die
dünnen, durchsichtigen Kabel, die hinter ihren Ohrmuscheln über die Nacken
unter ihren Hemden und Jacken versteckt zu den Funkgeräten führen.
    »ZPs betreten soeben den Finger«, und mit diesem Kürzel meint Matthias
Moldaschl, Chef der Observierungsgruppe des LKA München, die gesuchten
Zielpersonen. »Die Bestätigung erfolgte soeben durch die Chefstewardess«,
spricht er leise in den rechten Ärmel seiner Jacke, worin das winzige Mikrofon
verborgen ist. »Wir bleiben an ihnen dran, bis sie ihr Gepäck abgeholt und den
Zoll passiert haben. Bei ihm ist eine gewisse Dolores de la Torre.
Dominikanische Staatsbürgerin, gegen sie liegt nichts vor. Doch das sagt gar
nichts. Ich will wissen, ob sie abgeholt werden oder auf jemanden warten. Zugriff
erst auf meinen Befehl. Sie sind zwar unbewaffnet, dennoch äußerste Vorsicht.«

 
    14.16 Uhr

 
    Zufrieden legt Edmund Katterka, Chef des BKA in Wien und Spezialist für
Organisierte Kriminalität, sein Handy zurück auf den Schreibtisch.
    »Er ist also gelandet«, sagt er leise zu sich selbst, »jetzt gehört er
endlich mir. Gute Arbeit der Münchner Kollegen. Heute Nacht schnappt die Falle
endgültig zu
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