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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel
Autoren: Daniel Silva
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will«, sagte Bratton. »Aber ich traue ihm nicht. Wenn ganz Europa in den Krieg schlittert, werden wir uns wohl kaum lange heraushalten können.«
    »Und wie steht's mit der Bank?« fragte Margaret.
    »Wir haben uns aus allen Geschäften in Deutschland zurückgezogen«, antwortete Hardegen. »Und wenn es zum Krieg kommt, ergibt sich eine Fülle anderer Investitionsmöglichkeiten. Vielleicht brauchen wir den Krieg, um das Land endlich aus der Wirtschaftskrise zu fuhren.«
    »Aha, nichts als Profit schlagen aus Tod und Zerstörung«, sagte Jane.
    Margaret sah ihre jüngere Schwester stirnrunzelnd an und dachte: Typisch Jane. Sie gefiel sich in der Rolle der Bilderstürmerin - der schwarzseherischen, grüblerischen Intellektuellen, die ihre Klasse und alles, was sie repräsentierte, kritisierte. Gleichzeitig ging sie ständig aus und verpraßte das Geld ihres Vaters, als werde diese Quelle bald versiegen.
    Obwohl schon dreißig, hatte sie weder ein eigenes Einkommen noch einen aussichtsreichen Heiratskandidaten.
    »Oh Jane, hast du wieder Marx gelesen?« fragte Margaret verschmitzt.
    »Margaret, bitte«, sagte Dorothy.
    »Jane war vor ein paar Jahren in England«, fuhr Margaret fort, als habe sie den Friedensappell ihrer Mutter nicht gehört.
    »Seit damals ist sie eine waschechte Kommunistin, oder etwa nicht, Jane?«
    »Ich habe ein Recht auf eine eigene Meinung, Margaret«, entgegnete Jane ernst. »In diesem Haus gibt nicht Hitler den Ton an.«
    »Ich glaube, ich möchte auch Kommunistin werden«, sagte Margaret. »Der Sommer war doch ziemlich langweilig mit all dem Gerede vom Krieg. Ein Übertritt zum Kommunismus wäre vielleicht eine nette Abwechslung. Die Huttons geben in zwei Wochen ein Kostümfest. Wir könnten als Lenin und Stalin gehen. Und nach der Party fahren wir raus nach North Folk und kollektivieren alle Farmen. Das wird lustig.«
    Bratton, Peter und Hardegen brachen in Gelächter aus.
    »Danke, Margaret!« sagte Dorothy streng. »Für heute hast du uns genug unterhalten.«
    Für Dorothys Geschmack hatten sie jetzt lange genug über den Krieg gesprochen. Sie streckte die Hand aus und berührte Hardegen am Arm. »Schade, daß Sie gestern abend nicht zu unserer Party kommen konnten, Walker. Es war sehr amüsant. Ich muß Ihnen unbedingt alles erzählen.«
    Das Luxusapartment an der Fifth Avenue mit Blick auf den Central Park war das Hochzeitsgeschenk von Bratton Lauterbach gewesen. Um sieben Uhr an diesem Abend stand Peter Jordan am Fenster. Ein Gewitter war über der Stadt aufgezogen. Blitze zuckten über den tiefgrünen Baumwipfeln des Parks, und der Wind peitschte Regen gegen die Scheiben.
    Peter war alleine in die Stadt zurückgefahren, denn Dorothy hatte darauf bestanden, daß Margaret sie zu einer Gartenparty bei Edith Blakemore begleitete. Wiggins, der Chauffeur der Lauterbachs, sollte Margaret hinterher in die Stadt zurückbringen. Und wahrscheinlich waren sie jetzt in das Unwetter geraten.
    Peter hob den Arm und blickte auf seine Armbanduhr, zum fünften Mal in den letzten Minuten. Um halb acht war er mit dem Vorsitzenden der Kommission für Straßen-und Brückenbau von Pennsylvania zum Dinner im Stork Club verabredet. Die Kommission hatte die Pläne und Kostenvoranschläge für eine neue Brücke über den Allegheny River gebilligt, und Peters Chef wollte, daß er das Geschäft heute abend endgültig unter Dach und Fach brachte. Es kam häufig vor, daß er Auftraggeber. ausführen mußte. Er war jung und charmant, und seine schöne Frau war die Tochter eines der einflußreichsten Bankiers im Land. Sie waren ein Paar, das Eindruck machte.
    Wo zum Teufel bleibt sie nur?
    Er rief im Haus an der Oyster Bay an und sprach mit Dorothy.
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Peter. Sie ist rechtzeitig losgefahren. Vielleicht ist Wiggins durch das Wetter aufgehalten worden. Du kennst doch Wiggins - ein paar Regentropfen, und er fährt im Schneckentempo.«
    »Ich gebe ihr noch eine Viertelstunde. Dann muß ich aber los.«
    Peter wußte, daß Dorothy sich nicht entschuldigen würde, und so legte er auf, bevor ein peinliches Schweigen entstehen konnte. Er mixte sich einen Gin Tonic und trank ihn hastig, während er wartete. Um Viertel nach sieben fuhr er mit dem Aufzug nach unten. Er stand in der Halle, während der Portier in den Regen hinausging und ein Taxi heranwinkte.
    »Wenn meine Frau kommt, richten Sie ihr bitte aus, daß sie gleich in den Stork Club kommen soll.«
    »Ja, Mr. Jordan.«
    Das
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