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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel
Autoren: Daniel Silva
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erste Gang, Shrimps-Salat, serviert wurde. »Der Titel ist mir entfallen.«
    »DuBarry was a lady«, warf Hardegen ein. »Mir hat es sehr gefallen.«
    Hardegen sprach weiter. Er war gestern nachmittag nach Forest Hills gefahren und hatte Bobby Riggs sein Match gewinnen sehen. Für ihn war Riggs schon jetzt der sichere Sieger bei den diesjährigen US Open. Margaret sah ihre Mutter an, die ihrerseits Hardegen betrachtete. Ihre Mutter bewunderte Hardegen und behandelte ihn praktisch so, als gehöre er zur Familie. Sie hatte kein Hehl daraus gemacht, daß sie Hardegen Peter vorzog. Hardegen kam aus einer wohlhabenden, konservativen Familie in Maine, die zwar nicht so reich war wie die Lauterbachs, aber ähnlich komfortabel lebte. Peter stammte aus einer irischen Familie der unteren Mittels chicht und war auf der West Side in Anhatten aufgewachsen. Er mochte ein brillanter Ingenieur sein, doch er würde nie einer von uns werden . Der Streit drohte sich zu einem Zerwürfnis zwischen Margaret und ihrer Mutter auszuwachsen. Er wurde schließlich von Bratton beendet, der keinen Einwand gegen die Wahl seiner Tochter gelten ließ. Hardegen war unter den sechshundert geladenen Gästen, die im Juni 1935 der Märchenhochzeit von Margaret und Peter in der Episkopalkirche St. James beiwohnten. Beim anschließenden Empfang tanzte er mit Margaret und benahm sich tadellos wie ein Gentleman. Ja, er blieb sogar, um das Paar zu verabschieden, als es zu seiner zweimonatigen Hochzeitsreise nach Europa aufbrach. Es war, als habe sich der Vorfall im Copacabana nie ereignet.
    Die Diener trugen den Hauptgang auf - gedünsteten Lachs -, und das Gespräch kam unweigerlich auf den drohenden Krieg in Europa.
    »Besteht denn noch die Chance, Hitler aufzuhalten, oder wird Polen die östlichste Provinz des Dritten Reiches?« fragte Bratton.
    Hardegen war nicht nur Jurist, sondern auch ein geschickter Kapitalanleger, und so war er beauftragt, die zahlreichen Beteiligungen der Bank in Deutschland und anderen Risikoländern Europas abzustoßen. Sein Name, seine guten Deutschkenntnisse und seine häufigen Reisen nach Berlin hatten ihm in der Bank bereits den liebevollen Spitznamen ›unser Firmennazi‹ eingebracht. Zudem verfügte er in Washington über zahlreiche exzellente Kontakte und diente der Bank als Informationsbeschaffer.
    »Heute morgen habe ich mit einem Freund gesprochen«, sagte Hardegen. »Er arbeitet in Henry Stimsons Stab im Kriegsministerium. Als Roosevelt von seiner Kreuzfahrt auf der Tuscaloosa nach Washington zurückkehrte, holte ihn Stimson an der Union Station ab und fuhr mit ihm zum Weißen Haus.
    Roosevelt fragte ihn nach der Lage in Europa, und Stimson antwortete, daß man sich die Tage bis zum Kriegsausbruch an den zehn Fingern abzählen könne.«
    »Roosevelt ist vor einer Woche nach Washington zurückgekehrt«, sagte Margaret.
    »Richtig. Du kannst es dir also selber ausrechnen. Im übrigen halte ich Stimsons Einschätzung für etwas optimistisch. Ich glaube, daß es nur noch eine Frage von Stunden ist, bis der Krieg beginnt.«
    »Aber was ist mit der Meldung, die ich heute morgen in der Times gelesen habe?« fragte Peter. Hitler hatte den Briten am Vorabend eine Botschaft geschickt, und die Times mutmaßte, daß sie einer Verhandlungslösung in der Polenkrise den Weg ebnen könnte.
    »Ich glaube, er will Zeit gewinnen«, sagte Hardegen. »Die Deutschen haben an der polnischen Grenze rund sechzig Divisionen zusammengezogen, die nur auf den Marschbefehl warten.«
    »Worauf wartet Hitler dann noch?«
    »Auf einen Vorwand.«
    »Die Polen werden ihm bestimmt keinen Vorwand zum Einmarsch liefern.«
    »Natürlich nicht. Aber das wird Hitler nicht aufhalten.«
    »Was vermuten Sie, Walker?« fragte Bratton.
    »Ich vermute, Hitler wird sich etwas einfallen lassen, eine Provokation, die es ihm erlaubt, ohne Kriegserklärung einzumarschieren.«
    »Und was ist mit den Briten und den Franzosen?« fragte Peter. »Werden sie ihr Versprechen halten und den Deutschen den Krieg erklären, wenn sie Polen angreifen?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sie haben Hitler im Rheinland ebensowenig gestoppt wie in Österreich oder in der Tschechoslowakei«, sagte Peter.
    »Gewiß, aber Polen ist etwas anderes. Großbritannien und Frankreich haben inzwischen begriffen, daß sie gegen Hitler etwas unternehmen müssen.«
    »Und was ist mit uns?« fragte Margaret. »Können wir uns heraushalten?«
    »Roosevelt beteuert zwar, daß er in der Zuschauerrolle bleiben
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