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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel
Autoren: Daniel Silva
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Dinner verlief bestens, obwohl Peter dreimal den Tisch verließ und im Apartment und im Haus an der Oyster Bay anrief. Um halb neun war er nicht mehr verärgert, sondern krank vor Sorge.
    Um Viertel vor neun trat Paul Delano, der Oberkellner, an Peters Tisch.
    »Da ist ein Anruf für Sie an der Bar, Sir.«
    »Danke, Paul.«
    Peter entschuldigte sich. An der Bar mußte er die Stimme heben, um das Klingen der Gläser und den Lärm der anderen Gäste zu übertönen.
    »Peter? Ich bin's, Jane.«

    Peter hörte, daß ihre Stimme zitterte. »Was ist los?«
    »Es hat einen Unfall gegeben.«
    »Wo bist du?«
    »Bei der Bezirkspolizei Nassau.«
    »Was ist passiert?«
    »Ein Lastwagen fuhr vor ihnen auf der Straße. Wiggins konnte ihn im Regen nicht sehen. Und als er ihn sah, war es zu spät.«
    »Mein Gott.«
    »Wiggins befindet sich in einem sehr kritischen Zustand. Die Ärzte haben nicht viel Hoffnung.«
    »Verdammt noch mal, was ist mit Margaret?«
    Die Lauterbachs weinten nie bei Beerdigungen. Diese fand in der Episkopalkirche St. James statt, in ebenjener Kirche, in der Peter und Margaret vier Jahre zuvor getraut worden waren.
    Präsident Roosevelt schickte ein Beileidstelegramm, in dem er sein Bedauern ausdrückte, daß er selbst nicht zugegen sein könne. Dafür war die New Yorker Gesellschaft ebenso zahlreich vertreten wie die Finanzwelt, obwohl die Börse zu diesem Zeitpunkt in Aufruhr war. Deutschland hatte Polen überfallen, und nun wartete die Welt auf die Antwort.
    Beim Gottesdienst stand Billy neben Peter. Er trug kurze Hosen, einen kleinen Blazer und eine Krawatte. Hinterher, als die Familie die Kirche verließ, streckte er die Hand aus und zupfte seine Tante am Saum ihres schwarzen Kleides.
    »Wird Mami wieder nach Hause kommen?«
    »Nein, Billy. Sie hat uns verlassen.«
    Edith Blakemore hörte zufällig die Frage des Jungen und brach in Tränen aus.
    »Was für eine sinnlose Tragödie«, schluchzte sie.

    Margaret wurde bei strahlendem Sonnenschein im Familiengrab auf Long Island bestattet. Während Reverend Pugh am Grab die letzten Worte sprach, lief ein leises Murmeln durch die Reihen der Trauergäste und verstummte gleich darauf wieder.
    Hinterher ging Peter mit seinem besten Freund Shepherd Ramsey zu den Autos. Es war Shepherd gewesen, der Peter mit Margaret bekannt gemacht hatte. Selbst im schwarzen Anzug sah er aus, als sei er gerade vom Deck seiner Segeljacht gestiegen.
    »Was haben die Leute denn getuschelt? Das war ziemlich pietätlos.«
    »Ein Zuspätkommender hatte im Autoradio eine Meldung gehört«, antwortete Shepherd. »Großbritannien und Frankreich haben Deutschland den Krieg erklärt.«

3
    London: Mai 1940

    Am dritten Freitag im Mai 1940 verschwand Professor Alfred Vicary ohne Erklärung vom University College in London. Eine Sekretärin namens Miss Lillian Walford war die letzte, die ihn gesehen hatte. Ganz gegen ihre sonstige Diskretion enthüllte sie den anderen Professoren, Vicary habe vor seinem plötzlichen Verschwinden einen Anruf vom Premierminister erhalten, ja, sie habe sogar persönlich mit Mr. Churchill gesprochen.
    »Dasselbe ist mit Masterman und Cheney in Oxford passiert«, sagte der Ägyptologe Tom Perrington, als er die Notiz las.
    »Mysteriöse Anrufe, Männer in dunklen Anzügen. Ich fürchte, unser lieber Freund Alfred ist hinter den Vorhang geschlüpft.«
    Dann fügte er leise hinzu: »In die geheime Akropolis.«
    Perringtons müdes Lächeln konnte seine Enttäuschung nicht verbergen, wie Miss Walford später bemerkte. Zu dumm, daß Großbritannien nicht mit den alten Ägyptern im Krieg lag, vielleicht wäre dann auch Perrington auserwählt worden.
    Vicary hatte die letzten Stunden in seinem unordentlichen, vollgestopften Büro damit zugebracht, letzte Hand an einen Artikel für die Sunday Times zu legen, in dem er die Ansicht vertrat, daß die gegenwärtige Krise hätte vermieden werden können, wenn Großbritannien und Frankreich im Jahr 1939, als Hitler noch mit Polen beschäftigt war, Deutschland angegriffen hätten. Er wußte, daß er in Anbetracht der augenblicklichen Stimmung im Land dafür herbe Kritik ernten würde.
    Es war ein herrlicher Tag im Spätfrühling. Doch der strahlende Sonnenschein täuschte - es war empfindlich kühl.
    Vicary, ein glänzender Schachspieler, war nicht so leicht zu täuschen. Er stand auf, zog eine Strickjacke an und machte sich wieder an die Arbeit.
    Das schöne Wetter gaukelte ein falsches Bild vor. Die brit ische Nation stand
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