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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht
Autoren: Richard Gordon
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Mittagszeit bemächtigte sich sämtlicher Lagerinsassen beträchtliche Erregung bei der Aussicht, so bald Basil Beauchamp zu sehen. Sogar ich war etwas aufgeregt. Und das war merkwürdig, war ich doch nie aufgeregt gewesen bei der Aussicht, Basil zu sehen, nicht einmal damals, als wir dieselbe Bude teilten, er eine Rolle bekommen hatte und damit die Aussicht bestand, daß er meinen kleinen Vorschuß zurückzahlen konnte.
    Squiffy hatte ich beim Lunch nicht gesehen, was gleichfalls merkwürdig war, denn ich hatte noch nie erlebt, daß er seinen Fisch mit Kartoffelschnitzeln versäumte. Vielleicht hatte er sich entschlossen, sein neues Leben mit Fasten zu beginnen, oder sich schließlich doch noch vom Pier ins Meer gestürzt (wenn mir das Glück hold war); jedenfalls zerbrach ich mir nicht weiter den Kopf über ihn und schloß mich der Menge an, die am Lagereingang auf das Erscheinen von Basils Auto wartete.
    In Wirklichkeit war es Lucys kleiner Aston-Martin, der erschien. Von den Rückenklopfern eskortiert, fuhr sie langsam durch die Mädchen, die auf dem Weg zum Dubarry-Ballsaal die Windschutzscheibe zu küssen versuchten. Basil stieg aus, setzte sein berühmtes Lächeln auf, alle begannen zu schreien, die Blitzlicher an den Kameras flammten auf, vorne fielen ein paar Mädchen in Ohnmacht, und er wurde zur Bühnentüre an der Hinterseite des Baues entführt.
    Lucy blieb allein hinter dem Lenkrad sitzen. Niemand nahm auch nur die geringste Notiz von ihr.
    »Lucy, mein Mädel!« rief ich und bahnte mich durch die Menge, die in Sprechchören das Weidererscheinen Basils und seine Küsse forderte.
    »Oh, Gaston!« Ihr Gesicht erhellte sich, während sie das Fenster herabkurbelte. »Hast du schöne Ferien?«
    »Ferien? Großer Gott, das kann man nicht Ferien nennen. Schwerarbeit, Kinderbetreuung, weißt du. Ansteckende Krankheiten behandeln, und so weiter.«
    »Es tut mir leid, daß du London so plötzlich verlassen mußtest.«
    »Mir auch. Aber ich mußte einem Kollegen aushelfen. Wir Ärzte, weißt du, müssen Zusammenhalten. Wie war’s bei Lord’s?«
    »Oh, nett. Basil sagte eine Verabredung ab und nahm mich mit.«
    »Und Glyndbourne?«
    »Oh, nett. Auch dorthin nahm mich Basil mit.«
    Sie stellte den Motor ab.
    »Ich meine natürlich«, sprach ich durch das Fenster weiter, »nicht nur die Opernaufführungen, sondern auch die hübsche Umgebung.«
    »Die Umgebung? Ach, von der Umgebung hab ich eigentlich nicht viel gesehen. Seit Basils letzter Film läuft, sieht man in seiner Gesellschaft nicht viel anderes als ein Meer von Gesichtern, die sich nur in der Kostspieligkeit ihres Make-Ups unterscheiden.«
    Die Menge begann von neuem in Sprechchören nach Basil zu rufen, als vollbrächte der Bursche etwas wirklich Nützliches, wie etwa einen vollen Sieg in einem Ländermatch.
    »Diese weltberühmten Schauspieler haben’s nicht leicht«, bemerkte ich. »Gar kein Privatleben mehr. Überall Fans. Werden sofort erkannt, in jedem Luxushotel und in jedem Kaff. Schwer zu ertragen für den armen Basil.«
    »Ich glaube, Basil erträgt das Ganze glänzend«, entgegnete Lucy kurz. »Wo ist mein Bruder?«
    »Ich weiß es nicht, er trug sich mit der Absicht, vom Pier aus eine Schwimmtour zu unternehmen.«
    »Was, George? Der schreckt doch vor jedem Bad zurück, wenn das Wasser nicht kochendheiß ist.«
    »Die Meeresluft scheint ihn etwas gewandelt zu haben. Sollen wir hineingehen und schauen, ob wir noch Sitzplätze erwischen können? Scheint ein recht volles Haus zu werden.«
    Squiffy trafen wir bereits in der ersten Reihe bei der kleinen Bühne an; diese war mit Wimpeln und Blumen besät und im Hintergrund eigens mit einem Vorhang ausgestattet, dessen seidene Schnur Basil betätigen konnte.
    »Hallo, Lucy!« begrüßte Squiffy seine Schwester fröhlich. »Habe soeben drei feine Plätze am Mittelgang besetzt. Findest du nicht, daß mir die Sonne gutgetan hat?«
    »Deine Nase schält sich recht abstoßend, wenn du das meinst.«
    »Machen wir’s uns bequem. Man sieht nicht jeden Tag der Woche die Schlußrunde eines nationalen Schönheitswettbewerbs, wie?«
    »Scheinst dich ja wieder mächtig aufgerichtet zu haben«, bemerkte ich, als er sich zwischen Lucy und mir niederließ.
    »An einem so famosen Ort kann man nicht lang Trübsal blasen, Grim.«
    »Hast du am Ende dein Geld von Whitherspoon zurückbekommen?«
    »Das natürlich nicht«, grinste Squiffy. »Eine Wette ist eine Wette, das ist nun mal nicht anders.«
    Eine Fanfare gellte
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