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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Steffanie Burow
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Vorwort
    D ie meisten der in diesem Buch vorkommenden Ereignisse sind frei erfunden, basieren aber auf historisch verbürgten Begebenheiten im alten und neuen China sowie der oft harten Realität der modernen chinesischen Minderheitenpolitik. Ebenso entspringen die handelnden Personen meiner Fantasie; eventuelle Ähnlichkeiten mit existierenden Menschen sind zufällig. Ich habe mir die Freiheit genommen, Wahres mit Fiktion zu verknüpfen, Menschen ein Gesicht zu geben, die bisher nur als Namen in den Geschichtsbüchern erschienen, und Städte zu bevölkern, die der Wüstensand schon vor tausend Jahren verschluckt hat. Alle in dem Buch vorkommenden Orte, auch die historischen, existieren oder existierten, ebenso die erwähnten Völker und wichtige Persönlichkeiten wie zum Beispiel der Kaiser Wu Di und sein General Li Guangli, der Wandermönch Xuan Zang und der Archäologe Sir Aurel Stein.

    Die Geschichte des Tarim-Beckens ist seit ewigen Zeiten eng mit der Geschichte Chinas verwoben. Hier, entlang einer Kette von blühenden, reichen Oasenstädten, verlief ein Abschnitt der Seidenstraße, die schon im Altertum den Warenaustausch zwischen Rom und China ermöglichte und die zu kontrollieren einen enormen Vorteil gegenüber den umliegenden Völkern versprach. Im Laufe der Jahrtausende wurde die gewaltige Wüste von unterschiedlichen Volksstämmen beherrscht, die oft aus den nordöstlichen Steppen eingewandert waren.
    Auch die Chinesen versuchten immer wieder, sich auf Dauer zu etablieren – was ihnen jedoch erst in der jüngeren Geschichte gelang.
    Heute ist Xinjiang die westlichste und größte Provinz der Volksrepublik China, mit einer Bevölkerungsdichte von weniger als zwölf Menschen pro Quadratkilometer. Die unwirtliche Provinz wird jedoch systematisch erschlossen, da sich unter den Sandmassen große Öl- und Gaslager befinden. Mehrere hundert Jahre dominierten Uighuren und andere nichtchinesische Stämme die Region, heute jedoch stellen die Han-Chinesen fast die Hälfte der Bevölkerung. Die im Zuge dieser Migration entstandenen Probleme sind mit denen Tibets vergleichbar. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und den Uighuren, die für ihr Volk mehr Autonomie fordern.
    Trotz meiner Sympathie für ein Volk, das von der Welt weitgehend ignoriert wird, thematisiere ich in diesem Buch die komplexen politischen Probleme nur am Rande und lasse die Individuen für sich sprechen. In China wie überall sonst auch lassen sich von der Politik keinerlei Rückschlüsse auf den Charakter des Einzelnen ziehen – wunderbare Menschen gibt es überall. Schlechte auch.

    Wie in jedem Buch über China ergibt sich das Problem der Orts- und Personennamen. Alle Städte in Xinjiang besitzen mindestens zwei Namen, den uighurischen und den chinesischen. Darüber hinaus sorgen unterschiedliche, teils auf alten Transliterationssystemen beruhende Schreibweisen für Verwirrung. Für die Städte Xinjiangs habe ich die uighurischen Namen gewählt, die von allen handelnden Personen ungeachtet ihrer Herkunft benutzt werden. Eine Ausnahme ist die historische Oase Li Xie, von der meines Wissens nach nur die chinesische Bezeichnung überliefert ist. Alle chinesischen Begriffe erscheinen in der heute üblichen Pinyin-Umschrift. Bei chinesischen Personennamen habe ich mich an die in China übliche Reihenfolge gehalten: Erst kommt der Familienname, dann der Rufname.
    Im Roman kommt mehrfach die Maßeinheit li vor. Ein li entspricht ungefähr fünfhundert Metern.

Der Bote des Kaisers
    Juli 102 v.Chr.
    H ochverrat. Keiner der drei Männer wagte es auszusprechen, und doch hatte das Wort ihr Gespräch beherrscht. Sollten sie entdeckt werden, würde der Kaiser keine Gnade zeigen. Ihr Leben und das ihrer Familien wäre verwirkt.
    Schweigen senkte sich über den Raum.
    Zhao Shan vermied es, seine Freunde anzusehen. Stattdessen blickte er nach oben, zu den Drachen und Phönixen, die auf die Deckenbalken gemalt waren. Sie sollten das Glück in sein Haus bringen, aber er ahnte, dass sie ihm nicht helfen würden. Die Angelegenheit war schon viel zu weit fortgeschritten. Zhao Shans Augen glitten von der Decke über die mit roter Seide bespannten Wände zu dem niedrigen Tisch, auf dem seine Pinsel und ein Tuschestein standen, und verweilten dann kurz auf einem mit einer Jagdszene geschmückten Raumteiler. Er betrachtete die geschnitzten Holzliegen, die seidenen Bilder, den Weinkrug und das Lackgeschirr, bis sein Blick
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