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Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)

Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)

Titel: Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
Autoren: Margaret Mallory
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Prolog
    Monmouth Castle
England, nahe der walisischen Grenze
Oktober 1400
    Das Knarren der Stalltür weckte ihn auf.
    Williams Hand fuhr an den Griff seines Schwertes, als er den Kopf vom Stroh hob, um zu lauschen. Leichte Schritte überquerten den Boden. Geräuschlos erhob er sich. Niemand, der zu dieser Stunde in den Stall kam, konnte gute Absichten hegen.
    Eine Gestalt in einem Kapuzenumhang huschte an den Pferden entlang und veranlasste sie, die Köpfe zu heben und zu schnauben. William wartete, während der Mann sich streckte, um eine Laterne anzuzünden, die an einem Pfosten hing. Ob der Eindringling etwas im Schilde führte oder nicht, Feuer war immer eine große Gefahr im Stall. Sobald der Mann seine Kerze ausblies, war William mit drei raschen Schritten bei ihm.
    Als er sich auf ihn stürzte, drehte sich der Eindringling um.
    William hörte das Rauschen von Röcken und sah das Gesicht eines Mädchens, das erschreckt die Augen aufriss. Reflexartig umschlang er es mit den Armen und drehte sich gerade noch rechtzeitig, um ihren Sturz abzufedern, bevor sie auf dem Boden aufprallten.
    »Bitte verzeiht!«, keuchte er, während er sich von ihr löste und sich aufrappelte. »Habe ich Euch verletzt?«
    Er hätte ihr seine Hand angeboten, um ihr aufzuhelfen, aber sie war so schnell wie er wieder auf den Beinen, und ihr helles Haar löste sich in leuchtenden Wellen aus der Kapuze. Sie hatte ihr Gewicht nach vorn verlagert und beäugte ihn argwöhnisch.
    William starrte sie an. Wie konnte er dieses reizende und zerbrechlich wirkende Mädchen für einen Mann gehalten haben? Dem feinen Seidenkleid nach zu urteilen, das durch den Spalt ihres Umhangs zu sehen war, hatte er eine hochwohlgeborene Dame angegriffen. Ihre Gesichtszüge waren fein und ihre vollen Lippen leicht geöffnet.
    Er kniff die Augen in dem Versuch zusammen, in dem schwachen Licht herauszufinden, welche Farbe ihre Augen hatten. Ohne nachzudenken, streckte er die Hand aus, um einen Strohhalm aus ihrem Haar zu entfernen. Er zuckte zurück, als er die Schneide in ihrer Hand blitzen sah. Er hätte sie ihr ohne Schwierigkeiten entwenden können, aber er wollte sie nicht ängstigen.
    »Wer seid Ihr, und was macht Ihr hier?«, verlangte sie zu wissen. Sie atmete schwer und zeigte mit dem Messer auf sein Herz. »Antwortet mir, oder ich rufe die Wache.«
    »Ich bin ein Ritter in Diensten des Earl von Northumberland«, sagte er beruhigend. »Ich bin spät angekommen, und die Halle war voller Gäste, weshalb ich beschloss, hier meine Bettstatt aufzuschlagen.«
    Er gedachte nicht, ihr zu sagen, dass er sich im Stall versteckte. Als er am Abend Northumberlands Nachricht in der Halle überbracht hatte, hatte er eine gewisse Witwe erblickt, die er vom Hof her kannte. Da er es vorzog, allein zu schlafen, war er rasch geflohen.
    »Da Ihr jetzt wisst, weshalb ich hier bin, darf ich dann dasselbe von Euch erfahren?«, forderte er und legte den Kopf schief. »Ich denke, Ihr seid es, die sich um diese Zeit nicht allein hier aufhalten sollte.«
    Sie antwortete ihm nicht, doch selbst bei dem schlechten Licht konnte er sehen, wie ihre Wangen erröteten.
    »Ihr wisst gewiss, dass es für eine junge Dame gefährlich ist, zu dieser Nachtzeit allein herumzulaufen – vor allem, wenn das Schloss voller Männer ist und der Wein ohne Unterlass fließt.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Trotz schrill war. »Deshalb habe ich beschlossen auszureiten.«
    »Ihr könnt nicht mitten in der Nacht allein ausreiten!« Leiser fuhr er fort: »Also wirklich, so töricht könnt Ihr nicht sein.«
    Ihre Augen funkelten, als sie die Lippen aufeinanderpresste – ihm kam ein verstörender Gedanke.
    »Falls Ihr Euch mit einem Mann trefft, dann schätzt er Euch nicht so, wie er es sollte. Sonst würde er Euch nicht bitten, ganz allein zu ihm zu kommen.« Er hielt sie für ungefähr sechzehn, ein halbes Dutzend Jahre jünger, als er selbst war. Jung genug, so nahm er an, um so naiv zu sein.
    »Zu einem Mann rennen?«, sagte sie und verdrehte die Augen gen Himmel. »Also, das wäre wirklich töricht.«
    Sie steckte das Messer in die Scheide an ihrem Gürtel zurück. Offenbar hatte sie beschlossen, dass er keine Bedrohung darstellte. Bevor er darüber erleichtert sein konnte, drehte sie sich um und griff nach der Trense an dem Pfosten, der ihr am nächsten war.
    »Ich gehe jetzt«, verkündete sie mit der Trense in der Hand.
    »Das kann ich nicht zulassen«, sagte er und
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