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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht
Autoren: Richard Gordon
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im Lautsprecher auf, und unter tobsüchtigem Beifallsgebrüll erschien Basil auf der Bühne.
    »Muttis und Vatis, Mädels und Jungens«, begann unser Filmstar. »Hoffentlich seid ihr ebenso begeistert von meinem Anblick wie ich von dem euren.«
    »Rufe wie »Ja!«, »Kannste Gift drauf nehmen!« und »Ist er nicht phantastisch nah?« wurden laut.
    »Wir Schauspieler«, setzte Basil fort, der es zustande brachte, gleichzeitig zu reden und ein fixes Grinsen zu zeigen, »haben unserem Publikum gegenüber viele Pflichten. Ich drücke mich nicht vor ihnen, Mädels und Jungens. Ich liebe sie. Denn ich liebe mein Publikum.«
    Diese Worte riefen ein solches Getöse unter den Zuhörern hervor, daß ich kaum des Lagerkommandanten gewahr wurde, der mir auf die Schulter klopfte.
    »Mr. Beauchamp geht’s jetzt also wieder besser?« fragte er verwirrt.
    »Wieso besser?«
    »Hab Ihre Nachricht erhalten, Doktor, in der Sie mir mitteilen, daß er von Unwohlsein befallen wurde und der Wettbewerb um eine halbe Stunde später anzusetzen ist.«
    »Meine Nachricht — ?«
    »Ich liebe euch alle«, fuhr Basil fort. »Deshalb bin ich ja so entzückt, an diesem schönen Nachmittag mit euch in diesem einfach himmlischen Lager in diesem bezaubernden Whortleton beisammen sein zu können. Doch jetzt will ich nicht länger meine — will sagen eure — Zeit vergeuden und rasch zur Schlußrunde dieses aufregenden Schönheitswettbewerbes übergehen. Ich hoffe nur, Muttis und Vatis, Mädels und Jungens, daß ihr nicht, wenn ich an dieser Schnur ziehe, um die reizenden Damen euren Blicken darzubieten, meiner völlig vergeßt, von ihrer atemberaubenden Schönheit geblendet.«
    Basil zog an der Seidenschnur. Gewiß bot er unseren Blicken ein Dutzend Mädchen in Badeanzug und aufreizenden Stellungen dar. Doch waren es anstelle der offiziellen Schönheiten unsere unausgeglichenen Teenager.
    »Was zum Teufel — «, röchelte Basil
    Die Zuschauer verfielen in bestürztes Schweigen.
    »Die Veranstaltung wird annulliert«, zischte mir Squiffy ins Ohr, wobei er mich in die Rippen stieß. »Und damit, siehst du, krieg ich mein Geld zurück.«
    Doch ich konnte mich erst mit diesem Gedanken befreunden, als Lucy in Lachen ausbrach.
    »Lucy!« brüllte sie Basil über die Hyazinthen hinweg an. »Ich verlange, informiert zu werden, wer sich erlaubt, mich zum Narren zu halten.«
    Ich selbst konnte nicht umhin, in wieherndes Gelächter auszubrechen. Squiffy kicherte. Und da Lachen ansteckender ist als Cholera, erdröhnte bald der ganze Saal von unbändiger Heiterkeit.
    »Wer ist für diese Ungeheuerlichkeit verantwortlich?« forschte Basil erbittert.
    Die Mädchen standen bloß grinsend da, sie hielten das Ganze für einen köstlichen Streich. Basil zerrte an der Seidenschnur und entdeckte, daß sie nur in einer Richtung funktionierte. Ich trocknete mir die Augen. Freilich konnte ich mich in Basils üble Lage versetzen. Jeder Schauspieler ließe sich lieber mit Sirup beschmieren und bei lebendigem Leib von Riesenameisen auffressen, als sich in der Öffentlichkeit lächerlich machen.
    »Man entferne diese Mädchen!« rief Basil, mit dem Fuß aufstampfend. »Ist denn an diesem ganzen dreckigen Ort niemand für sie verantwortlich?«
    »Gewiß junger Mann«, sagte Frau Direktor Hilda, den Mittelgang mit Anemone herabschreitend. »Ich bin es.«
    Ich sprang auf die Füße. »Großer Gott, Frau Direktor Hilda! Was führt Sie um alles in der Welt hierher?«
    »Was mich hierherführt? Aber Sie haben mir doch gestern abend ein Telegramm geschickt, des Inhalts, daß alle meine Mädchen ernstlich erkrankt im Spital liegen?«
    »Oh — «
    »Er ist grausam zu uns gewesen«, schrie das Mädchen mit der Akne und zeigte in meine Richtung. »Richtig grausam. Er sollt einmal in unserer Haut stecken, jawohl.«
    »Was geht hier eigentlich vor, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Frau Direktor Hilda, die Bühne besteigend.
    »Wissen Sie, wer ich bin?« gab Basil wütend zurück.
    »Nein, ich weiß es nicht, junger Mann, und es interessiert mich auch gar nicht. Ich wünsche nur zu erfahren, wer dafür verantwortlich ist, daß meine Mädchen dieser scheußlichen Zurschaustellung ausgesetzt wurden.«
    »Er hat uns eingesperrt«, kreischte das schielende Mädchen.
    »Bei dreckigem Brot und Wasser«, fügte Lady Chatterly hinzu.
    »Jemand soll doch um Gottes willen den Vorhang herunterlassen«, flehte Basil.
    »Dr. Grimsdyke«, befahl Frau Direktor Hilda, nach ihrem Fernsehabenteuer
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