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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht
Autoren: Richard Gordon
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Noch dazu mit diesen Zwiebeln.«
    »Gute Nacht.«
    »Bist wirklich ein alter Eisberg geworden, Grim. Wie wir letztesmal zusammen in Whortleton waren, hast du dich ganz anders benommen. Es ist mir wurscht, was du sagst, ich werde Yarmouth endgültig entlarven, alle möglichen Orden vom Buckingham-Palast bekommen, den Alten in strahlende Laune versetzen und ihn dazu bringen, daß er mich Nuttie Flame heiraten läßt. So, jetzt weißt du’s.«
    »Gute Nacht.«
    Was würde die liebe Lucy sagen, fragte ich mich, wenn sie ihren lieben Bruder unter den Morgenzeitungen entdeckte, von meinem Boswell erschlagen?

25

    Dieser Samstag, an dem die Schlußrunde des Schönheitswettbewerbs steigen sollte, war wiederum ein prachtvoller Tag in Whortleton: die Sonne funkelte glückstrahlend auf dem silbernen Sand neben dem knallblauen Meer, die munteren kleinen weißen Boote schaukelten lustig auf dem Wasser, und der hübsche kleine gelbe Hubschrauber surrte emsig drüber hin, um die Leute, die von der Strömung mitgerissen worden waren, herauszufischen.
    »Und wie geht’s den lieben kleinen Küchlein heute?« fragte Squiffy, als er vom Buffet zurückkehrte; er hatte sich um eine zweite Portion Würstchen zum Frühstück angestellt.
    »Sie waren bei der Morgenvisite in guter Form«, berichtete ich ihm. »Recht artig, ausnahmsweise.«
    Sonst wurde ich in der Isolierungsbaracke empfangen wie König Herodes der Große von der Müttervereinigung von Galiläa. Aber an diesem Samstag sahen die Mädelchen durchwegs sauber und ordentlich in ihren weißen Kleidern aus und knicksten um die Wette.
    »Eine Woche Isolierung hat ihnen allen mächtig gut getan«, bemerkte ich. »Hat sie vermutlich eine Zeitlang davon abgelenkt, daran zu denken, daß sie Teenager sind. Es muß ja schrecklich sein, die ganze Zeit vor Augen zu haben, was für ein fürchterliches Problem man ist.«
    »Nun, der große Tag ist angebrochen.« Squiffy nahm sich noch etwas Tomatensauce. »Um halb drei ist alles aus, und dann kommt der stolze Moment für mich, wo ich Nuttie Flame als Siegerin in die Bingo-Bar führe. Hab noch nie ein Mädel in besserer Kondition gesehen. Hat eine gute Gangart und Feuer, nimmt ihr Futter prächtig an. Ein hochbegabtes Mädel, diese Audrey.« Squiffy griff nach der Orangenmarmelade. »Wußtest du, daß sie singen und enorm komisch die Bauchtänzerinnen in der Kasbah imitieren kann?«
    »Das wäre immerhin eine Art, die langen Abende daheim totzuschlagen.«
    »Außerdem weiß sie eine Unmenge Witze und komische australische Geschichten. Freilich ist ihre Sprache manchmal verwirrend. Hab immer gedacht, ein Wombat ist eine Art Kricketschläger.« Squiffy sah auf die Uhr. »Dieser Lümmel von einem Beauchamp wird wohl nach dem Lunch auftauchen. Aber es wird nett sein, die liebe Lucy wiederzusehen.«
    »Ja, es wird nett sein, die liebe Lucy wiederzusehen.«
    »Hör mal, Grim«, schlug Squiffy vor, »du läßt in den letzten Tagen den Kopf derart hängen, daß du unbedingt ein bißchen unter die Leute gehen solltest. Wie wär’s, wenn wir alle, du und ich und Lucy und Nuttie, nächsten Samstag, wenn wir wieder in London sind, mitsammen ausgingen? Wir könnten irgendwo ein Picknick machen, mit einem gutgefüllten Freßkorb, und den Tag mit einem kleinen Dinner auf einem ruhigen Fleckchen Themse beschließen. Jetzt kann ich mit Nutties Preisen leicht den Gastgeber spielen. Was hältst du davon?«
    »Leider hab ich für nächsten Samstag schon eine Verabredung.«
    »Oh, verdammtes Pech. Hatte mir das Ganze so lustig vorgestellt. Wir werden wohl stattdessen diesen Vogel Beauchamp nehmen müssen. Aber jetzt will ich zu Nuttie hinüber«, endete Squiffy, die Reste seiner Tomatensauce mit seinem Marmeladebrot aufwischend. »Sie frühstückt immer im Bett, um ihre Kräfte zu konservieren. Würdest du nicht auch eine Kleinigkeit auf sie setzen wollen? Allerdings glaube ich, daß Whitherspoon dir jetzt nicht mehr als eins zu eins gibt.«
    Er enteilte, und ich stocherte, alleingeblieben, in meinen Rühreiern herum. Mein Appetit schien mich völlig verlassen zu haben. Ich bin, wie Miles und jeder meiner ärztlichen Kollegen, leicht hypochondrisch und fragte mich bereits, ob ich nicht an einem garstigen schleichenden Leiden erkrankt sei. Dann würde die Hochzeit verschoben werden müssen, bedachte ich ergriffen. Die Einladungen würden zurückgenommen, die Geschenke im Dachboden aufgestapelt, dem Vikar der Nachmittag freigegeben und der Hochzeitskuchen an die
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