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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen
Autoren: Pierre Boulle
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    Jinn und Phyllis verbrachten wundervolle Ferien im All, weit weg von bewohnten Planeten.
    Zur jener Zeit waren interplanetarische Reisen nichts Außergewöhnliches. Raketen beförderten Touristen zu den gewaltigen Landschaften des Sirius und Finanzleute zu den berühmten Börsen des Arcturus und des Aldebaran. Jinn und Phyllis hingegen, reiche Müßiggänger, stachen im Kosmos durch ihre Originalität und einen gewissen Sinn für Romantik hervor: Sie durchsegelten das Universum zu ihrem Vergnügen.
    Ihr Raumschiff war eine Art Kugel, die sich durch die Schubkraft der auf die überaus feine und leichte Außenhaut – das »Sonnensegel« – aufprallenden Lichtstrahlen fortbewegte. Ein derartiger Flugapparat, am äußersten Rand des Gravitationsfeldes eines Sterns sich selbst überlassen, bewegt sich stetig von diesem fort. Doch da das Sternensystem von Jinn und Phyllis drei verhältnismäßig nah benachbarte Sonnen beherbergte, erhielt ihr kleines Gefährt Lichtstöße aus drei verschiedenen Richtungen. Jinn hatte sich eine höchst raffinierte Lenkmethode ausgedacht. Das Segel war innen mit einer Reihe schwarzer Vorhänge versehen, die man je nach Wunsch hochziehen oder herunterlassen konnte, womit sich die Wirkung des Lichtdrucks durch Veränderungen der Strahlenreflexion bestimmter Flächen regulieren ließ. Außerdem besaß dieses Segel die Eigenschaft, sich ganz nach Belieben des Piloten zusammenziehen oder ausweiten zu lassen. Wenn Jinn die Geschwindigkeit erhöhen wollte, dehnte er das Segel zu seinem größtmöglichem Durchmesser aus. Dadurch bot es den Lichtstrahlen eine enorme Aufprallfläche, und der Flugkörper schoss mit beträchtlicher Beschleunigung durch den Raum, sodass nicht nur Phyllis, sondern auch Jinn von Schwindel erfasst wurde. Dann umschlangen die beiden einander voller Leidenschaft, den Blick in die Ferne gerichtet, den geheimnisvollen Abgründen zugewandt, auf die sie zurasten. Wenn sie jedoch langsamer werden wollten, drückte Jinn auf einen Knopf und das Segel zog sich zusammen, bis nur noch eine Kugel übrig blieb, groß genug, um die beiden, eng aneinander geschmiegt, zu umschließen. Die Lichteinwirkung war minimal, und der kleine Ball nur noch den schwachen Gravitationskräften unterworfen. Die jungen Leute verbrachten müßige und berauschende Stunden in dieser winzigen Behausung, die Jinn mit einem aufgebrassten Segler verglich, Phyllis mit einem Tintenfisch oder Polypen. Jinn kannte auch noch manch andere Tricks, die unter Weltraumseglern als Gipfel der Kunst galten. So verstand er es etwa, bei Wendemanövern den Schatten eines Planeten oder Satelliten auszunützen. Er weihte auch Phyllis in diese Kniffe ein, die sich bald als ebenso geschickt und oft noch tollkühner erwies. Wenn sie das Steuer übernahm, wurde das Schiff manchmal bis an die Grenze ihres Sternensystems hinausgeschleudert, bis dazwischentretende kosmische Staubwolken die Lichteinwirkung aufhoben. Einige Male schon musste Jinn dann seiner Freundin das Steuer entreißen und die Hilfsrakete zünden – die nur im Notfall zu betätigen als Ehrensache angesehen wurde.
    An jenem Tag nun lagen Jinn und Phyllis in ihrem Ballon ausgestreckt nebeneinander, genossen das Nichtstun und ließen sich von den Strahlen der drei Sonnen braten. Jinn hatte die Augen geschlossen und dachte ausschließlich an seine Liebe zu Phyllis. Diese lag auf der Seite, starrte in die Unendlichkeit des Weltraums und ließ sich, wie schon so oft, vom Gefühl des kosmischen Nichts hypnotisieren. Plötzlich erwachte sie aus ihren Träumereien, runzelte die Stirn und richtete sich halb auf. Irgendetwas war in diesem Nichts überraschend aufgeblitzt. Nach ein paar Sekunden glitzerte es abermals, so als würde ein Lichtstrahl auf einen glänzenden Gegenstand treffen. Eine Täuschung war ausgeschlossen, dafür wusste sie im Weltraum zu gut Bescheid. Jinn, darauf aufmerksam gemacht, war derselben Meinung, und es war kaum denkbar, dass ihm bei seiner Erfahrung in solchen Dingen ein Irrtum unterlief. Ein im Licht funkelnder Gegenstand schwebte im Raum. Die Entfernung ließ sich noch nicht genau abschätzen. Jinn griff nach dem Fernglas und richtete es auf das geheimnisvolle Objekt.
    »Es ist nicht sehr groß«, sagte er. »Offenbar aus Glas … Es kommt näher! Es bewegt sich schneller als wir. Man könnte meinen …«
    Seine Miene wurde ernst. Er ließ das Fernglas sinken, und Phyllis nahm es sofort an sich.
    »Es ist eine Flasche, meine Liebe.«
    »Eine
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