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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen
Autoren: Pierre Boulle
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Flasche?« Sie blickte durch das Fernglas. »Tatsächlich! Ich sehe sie ganz deutlich. Sie ist aus durchsichtigem Glas. Sie ist verschlossen. Ich sehe das Siegel. Darin ist etwas Weißes – Papier, bestimmt eine Flaschenpost! Jinn, das müssen wir haben!«
    Jinn war der gleichen Meinung und hatte bereits klug zu manövrieren begonnen, um in die Flugbahn des seltsamen Gegenstandes zu gelangen. Inzwischen schlüpfte Phyllis in ihren Raumanzug und verließ im geeigneten Moment das Schiff durch die Ausstiegsluke. Mit einer Hand hielt sie sich an einem Seil fest, in der anderen schwenkte sie ein Fangnetz an einem langen Stiel.
    Es war nicht das erste Mal, dass Fremdkörper ihren Weg kreuzten, und das Fangnetz hatte schon gute Dienste geleistet. Langsam dahinschwebend, manchmal auch bei völligem Stillstand, hatten sie Überraschungen erlebt und Entdeckungen gemacht, die Raketenpassagieren versagt blieben. In ihrem Netz hatte Phyllis bereits Bruchstücke zerborstener Planeten eingefangen, Fragmente von Meteoriten aus den Tiefen des Universums und Splitter von Satelliten, die zu Beginn des Raumfahrtzeitalters ausgesetzt worden waren. Sie war sehr stolz auf ihre Sammlung. Jetzt aber war es das erste Mal, dass sie auf eine Flasche stießen, noch dazu auf eine Flasche, die ein Manuskript enthielt. Darüber bestand kein Zweifel mehr. Phyllis bebte vor Ungeduld und gab ihrem Freund über Funk Anweisungen.
    »Langsamer, Jinn … Jetzt etwas schneller. Gleich kommt sie vorbei. Etwas nach Backbord … Nach Steuerbord … Gut so … Ich habe sie!«
    Sie stieß einen Triumphschrei aus und kehrte mit ihrer Beute an Bord zurück. Es war tatsächlich eine bauchige Flasche, deren Hals sorgfältig versiegelt war. In ihrem Innern erkannte man eine Papierrolle.
    »Mach sie rasch auf, Jinn«, rief Phyllis erregt.
    Mit ruhiger Hand löste Jinn das Wachs ab. Doch als die Flasche offen war, zeigte sich, dass man das Papier nicht herausziehen konnte. Schließlich gab er dem Drängen seiner Freundin nach und zerschmetterte die Flasche mit einem Hammer. Das Papier entrollte sich ganz von selbst – eine große Anzahl hauchdünner, mit feinen Schriftzügen bedeckter Blätter. Das Manuskript war in der Sprache des Planeten Erde abgefasst, die Jinn perfekt beherrschte, da er einen Teil seiner Studien auf diesem Planeten absolviert hatte.
    Noch zögerte er, mit der Lektüre eines Dokuments zu beginnen, das auf so absonderliche Weise in ihre Hände gelangt war. Doch Phyllis konnte es kaum erwarten. Sie verstand die Sprache der Erde nur mangelhaft und war auf seine Hilfe angewiesen.
    »Jinn, ich flehe dich an!«
    Er verringerte den Umfang der Kugel auf ein Minimum, sodass sie weich im Raum schwebte, überzeugte sich, dass sie freie Bahn hatten, streckte sich neben seiner Freundin aus und begann vorzulesen.

2
    Ich vertraue dieses Manuskript dem Weltall an, nicht in der Hoffnung, Beistand zu erlangen, sondern in dem Bemühen, dadurch die furchtbare Geißel zu bannen, die die Menschheit bedroht. Gott sei uns gnädig!
    (»Die Menschheit?«, fragte Phyllis verwundert.
    »So steht es hier«, bestätigte Jinn. »Unterbrich mich nicht gleich am Anfang.« Und er las weiter vor.)
    Was mich, Ulysse Merou betrifft: Ich habe mit meiner Familie Zuflucht im Raumschiff gefunden. Unsere Ernährung ist auf Jahre hinaus gesichert: Wir züchten an Bord Gemüse, Obst und Geflügel. Es fehlt uns an nichts. Vielleicht finden wir eines Tages einen gastfreundlichen Planeten: eine Hoffnung, die ich kaum zu äußern wage. Hier folgt nun der wahrheitsgetreue Bericht meines Abenteuers.
    Es war im Jahre 2500, als ich mit zwei Begleitern das Raumschiff bestieg. Der Zweck des Unternehmens bestand darin, jene Regionen des Alls zu erreichen, die der riesige Stern Beteigeuze beherrscht.
    Es war ein ehrgeiziges Unterfangen, das ungeheuerlichste, das man sich auf der Erde jemals vorgenommen hatte. Der Beteigeuze, Stern Alpha des Orion, wie ihn unsere Astronomen nennen, ist ungefähr dreihundert Lichtjahre von unserem Planeten entfernt und aus mehreren Gründen bemerkenswert. Vor allem wegen seiner Größe: Sein Durchmesser beträgt das Drei- bis Vierhundertfache des Durchmessers unserer Sonne. Das heißt, dass dieser Himmelskörper, an die Stelle unserer Sonne versetzt, bis an die Umlaufbahn des Mars reichen würde. Weiter: Er ist ein Stern erster Größe, der hellste im Sternbild des Orion, von der Erde aus trotz der Entfernung mit bloßem Auge sichtbar. Er erstrahlt in rotem und
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