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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen
Autoren: Pierre Boulle
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einzig Unangenehme an der Sache: Sollten wir eines Tages zurückkehren, würden wir unseren Planeten um sieben- bis achthundert Jahre gealtert vorfinden. Doch das bekümmerte uns wenig. Ich argwöhnte sogar, dass die Aussicht, den Menschen seiner Generation zu entkommen, für den Professor einen zusätzlichen Anreiz darstellte. Er hatte oft unverblümt geäußert, dass sie ihn langweilten.
    (»Die Menschen, immer wieder die Menschen«, warf Phyllis ein.
    »Die Menschen«, sagte Jinn. »So steht es da.«)
    Während des Fluges hatten wir keine ernsthafte Panne. Wir waren vom Mond aus gestartet, und die Erde und die Planeten blieben schnell hinter uns zurück. Wir sahen die Sonne zur Größe einer Orange, dann einer Aprikose zusammenschrumpfen, sie wurde immer kleiner, bis sie nur noch ein funkelnder, dimensionsloser Punkt war, ein einfacher Stern, den allein der Professor unter all den Milliarden Sternen der Milchstraße zu erkennen vermochte.
    Wir lebten also fortan ohne Sonnenschein, doch wir litten nicht darunter, da das Raumschiff mit gleichwertigen Lichtquellen ausgestattet war. Auch Langeweile kannten wir nicht. Der Professor führte lebhafte Gespräche. Ich erfuhr während dieser zwei Jahre mehr als in meinem ganzen vorherigen Leben. Ich lernte sogar alles, was man wissen musste, um das Raumschiff zu bedienen. Das war eigentlich ganz leicht. Es genügte, die elektronischen Apparate mit Anweisungen zu füttern – alles andere, wie die notwendigen Berechnungen und Kursveränderungen, besorgten sie selbst.
    Der Garten verschaffte uns manch angenehme Abwechslung. Er nahm an Bord einen wichtigen Platz ein. Professor Antelle, der sich unter anderem auch für Botanik und Landwirtschaft interessierte, wollte nämlich auf der Reise einige seiner Theorien über das Wachstum der Pflanzen im All überprüfen. Ein würfelförmiger Raum von etwa zehn Metern Seitenlänge enthielt die Kulturen, und dank der darin angebrachten Regale war er ganz ausgenützt. Das Erdreich wurde mit chemischen Düngemitteln angereichert, und knapp zwei Monate nach unserem Abflug sahen wir zu unserer Freude alle möglichen Sorten von Gemüse sprießen, das uns in Hülle und Fülle gesunde Nahrung lieferte. Auch das Angenehme hatte man nicht vergessen: Eine Abteilung war Blumen vorbehalten, die der Professor liebevoll hegte und pflegte. Er hatte außerdem etliche Vögel mit auf die Reise genommen, Schmetterlinge und sogar einen Affen, einen kleinen Schimpansen, den wir Hector getauft hatten, und der uns mit seinen lustigen Streichen bestens unterhielt.
    Es steht fest, dass der gelehrte Professor Antelle, ohne direkt ein Misanthrop zu sein, wenig Interesse für menschliche Lebewesen aufbrachte. Er hatte oft gesagt, dass er nicht viel von ihnen erwartete, und das erklärt…
    (»Misanthrop?«, fragte Phyllis dazwischen. »Menschliche Lebewesen?«
    »Wenn du mich dauernd unterbrichst«, meinte Jinn, »werden wir nie zum Ende kommen. Mach es doch wie ich. Bemüh dich, mitzukommen.«
    Phyllis gelobte, sich von nun an jeglicher Bemerkung zu enthalten, bis er zu Ende gelesen hatte.)
    … das erklärt zweifellos, warum Antelle außer zahlreichen Pflanzensorten und einigen Tieren nur drei Passagiere in das Raumschiff aufgenommen hatte, das mit Leichtigkeit mehreren Familien Platz geboten hätte. Diese Passagiere waren: Er selbst, sein Schüler Arthur Levain, ein junger Physiker mit großer Zukunft, und ich, Ulysse Merou, ein wenig bekannter Journalist. Ich hatte den Professor anlässlich eines Interviews kennengelernt, und er hatte mir vorgeschlagen, mich mitzunehmen, nachdem er erfahren hatte, dass ich keine Angehörigen habe und recht ordentlich Schach spiele. Für einen jungen Journalisten war das eine ungewöhnliche Chance. Selbst wenn meine Reportage erst nach achthundert Jahren veröffentlicht werden sollte, würde sie – vielleicht gerade deswegen – von einmaligem Wert sein. Ich hatte die Einladung mit Begeisterung angenommen.
    Die Reise verlief ohne jeden Zwischenfall. Die einzige Unannehmlichkeit während des Jahres der Beschleunigung und dem der Bremsung war das Gefühl der Schwere. Wir mussten uns daran gewöhnen, dass wir unser Körpergewicht als anderthalbmal so schwer empfanden wie auf der Erde. Anfangs war das ein wenig lästig, doch dann nahmen wir keine Notiz mehr davon. Zwischen diesen beiden Perioden herrschte ein Zustand absoluter Schwerelosigkeit mit all den bekannten, kuriosen Begleiterscheinungen dieses Phänomens. Das dauerte
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