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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen
Autoren: Pierre Boulle
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mir geglückt!
    Die Sonne wird größer und größer, und ich versuche, die Planeten auszumachen. Die Orientierung fällt mir nicht schwer. Ich entdecke Jupiter, Saturn, Mars und – die Erde. Die Erde! Tränen steigen mir in die Augen. Man muss wohl länger als ein Jahr auf einem von Affen bevölkerten Planeten gelebt haben, um meine Gefühle zu verstehen … Ich weiß, nach siebenhundert Jahren werde ich weder Verwandte noch Freunde vorfinden, doch ich sehne mich danach, wieder richtige Menschen zu treffen.
    An die Aussichtsluken gedrückt, beobachten wir, wie die Erde näher kommt. Man kann bereits die Kontinente erkennen. Schließlich kreisen wir wie ein Satellit um meinen Heimatplaneten, und ich sehe Australien vorbeiziehen, Amerika und Frankreich. Ja, da ist Frankreich! Schluchzend fallen wir drei uns um den Hals.
    Dann besteigen wir das zweite Beiboot des Raumschiffs und tauchen in die Atmosphäre ein. Die Bremsraketen treten in Aktion. Nova sieht mich lächelnd an – sie hat zu lächeln und zu weinen gelernt. Mein Sohn breitet die Arme aus und reißt staunend die Augen auf. Unter uns liegt Paris. Der Eiffelturm steht noch.
    Ich habe selbst die Steuerung übernommen und nach siebenhundert Jahren Abwesenheit lande ich am Flughafen Orly, der sich kaum verändert hat. Wir setzen am Rande der Rollbahn auf, weit weg von den Terminals. Bestimmt hat man uns bemerkt, wir brauchen bloß zu warten. Es scheint nicht viel Luftverkehr zu herrschen. Ist der Flughafen etwa außer Betrieb? Nein, da ist ein Flugzeug. Es gleicht in jeder Hinsicht den zu meiner Zeit gebräuchlichen Maschinen.
    Schließlich kommt ein Fahrzeug auf uns zu. Aufgeregt schalte ich die Antriebsaggregate aus. Was werde ich den Menschen nicht alles erzählen können! Vielleicht wird man mir zunächst gar nicht glauben, doch ich habe Beweise. Ich habe Nova – und ich habe meinen Sohn.
    Das Fahrzeug ist ein Kombi uralter Bauart, vier Räder und ein Verbrennungsmotor. Ich hätte gedacht, solche Vehikel fände man nur noch in Museen. Außerdem habe ich mir einen etwas feierlicheren Empfang erträumt. Das Begrüßungskomitee ist nicht sehr groß, nur zwei Männer, wie mir scheint. Aber natürlich haben sie keine Ahnung. Wenn sie wüssten …
    Es sind tatsächlich zwei. Ich kann sie nur schlecht erkennen wegen der untergehenden Sonne, deren Strahlen von der schmutzigen Scheibe reflektiert werden. Zwei Leute, einer davon in Uniform. Ein Offizier, ich habe seine Orden glänzen sehen. Vermutlich der Kommandant des Flughafens. Die anderen werden wohl noch kommen.
    Der Wagen bleibt in etwa fünfzig Metern Entfernung stehen. Ich nehme meinen Sohn auf den Arm und verlasse das Beiboot. Nova folgt uns nur zögerlich. Sie blickt ein wenig ängstlich drein, doch das wird schnell vergehen.
    Dann steigt der Fahrer aus. Er dreht mir den Rücken zu, und zur Hälfte ist er hinter hohen Sträuchern verborgen, die zwischen mir und dem Fahrzeug wachsen. Er öffnet dem Beifahrer die Tür. Ich habe mich nicht getäuscht, es ist ein Offizier von hohem Rang, nach den vielen funkelnden Orden zu schließen. Er macht ein paar Schritte in unsere Richtung, tritt aus dem Gebüsch – und ist endlich zu erkennen. Nova schreit markerschütternd auf, entreißt mir den Kleinen, flüchtet mit ihm in den Schutz des Beibootes, während ich wie festgenagelt dastehe, zu keinem Wort und keiner Bewegung fähig.
    Es ist ein Gorilla.

12
    Phyllis und Jinn hoben gleichzeitig den Kopf von den Aufzeichnungen und blickten sich schweigend an.
    »Ein hübsches Märchen«, sagte Jinn schließlich und rang sich ein schwaches Lächeln ab.
    Phyllis hing noch ihren Gedanken nach. Einige Passagen der Geschichte hatten sie doch bewegt, weil sie ihr so wahr geklungen hatten, und sie machte darüber eine Bemerkung: »Es gibt eben noch Poeten, überall, in allen Winkeln des Universums.«
    Sie überlegte weiter. Es fiel ihr schwer, sich umstimmen zu lassen, doch schließlich gab sie seufzend nach. »Aber du hast Recht, Jinn. Ich muss dir beipflichten … Vernünftige Menschen? Denkende Menschen? Zivilisierte Menschen? Nein, das ist ausgeschlossen. Da hat der Erzähler gewaltig übertrieben. Schade!«
    »Das finde ich auch«, erwiderte Jinn. »Jetzt müssen wir uns aber auf den Heimweg machen.«
    Er ließ das Segel voll ausfächern und setzte es zur Gänze den Strahlen der drei Sonnen aus. Dann bediente er mit allen vier Händen geschickt die Steuerung, während Phyllis, nachdem sie mit einem energischen Schütteln
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