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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen
Autoren: Pierre Boulle
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berechnet. Wie Sie an Bord gelangen sollen? Hören Sie gut zu: In genau zehn Tagen soll ein bemannter Satellit gestartet werden, ein mit Menschen bemannter, wohlgemerkt, an denen wir den Einfluss bestimmter Strahlen erforschen wollen … Diese Besatzung soll aus drei Menschen bestehen – einem Mann, einer Frau und einem Kind.«
    Blitzartig wird mir klar, worauf er hinauswill, und ich bewundere die Raffinesse seines Planes. Doch kann das wirklich funktionieren?
    »Einige der für das Projekt verantwortlichen Wissenschaftler«, fährt Cornelius fort, »sind mit mir befreundet, und ich habe sie für unsere Sache gewonnen. Sie werden den Kurs des Satelliten auf die Flugbahn Ihres Raumschiffes abstimmen, außerdem ist dieser bis zu einem gewissen Grad steuerbar. Man hat den Versuchspersonen auf Basis konditionierter Reflexe einige Manöver beigebracht, doch Sie werden sich natürlich weitaus geschickter anstellen als diese Menschen … Wir haben nämlich vor, sie durch euch drei zu ersetzen. Das dürfte nicht allzu schwierig sein. Niemand wird etwas bemerken.«
    Das klingt einleuchtend, denn für die Mehrzahl der Affen sieht ein Mensch aus wie der andere. Sie können Einzelwesen nicht voneinander unterscheiden.
    »Sie werden sich während dieser zehn Tage einem intensiven Training unterziehen. Glauben Sie, es wird Ihnen gelingen, an Bord Ihres Raumschiffes zu kommen?«
    Ja, es kann uns gelingen! Doch in diesem Moment denke ich weder an Schwierigkeiten noch an Gefahren, sondern eine Woge von Traurigkeit überflutet mich, weil ich den Planeten Soror verlassen soll, Zira und meine Freunde, die Menschen. Ich fühle mich ihnen gegenüber wie ein Deserteur, obwohl es für mich nichts Wichtigeres gibt, als meinen Sohn und Nova zu retten. Ich werde wiederkommen, das schwöre ich mir beim Gedanken an die Gefangenen in den Käfigen, eines Tages werde ich, besser gerüstet, zurückkehren … Ich bin so durcheinander, dass ich meine Überlegungen laut ausspreche.
    Cornelius lächelt und sagt: »Während der vier oder fünf Jahre, die Sie für die Hin- und mögliche Rückreise benötigen, vergeht auf unserem Planeten mehr als ein Jahrtausend. Vergessen Sie nicht, dass die Gesetze der Relativität auch hier gelten … Also schön, ich habe das Für und Wider mit meinen Kollegen erwogen, und wir sind bereit, das Risiko einzugehen.«
    Schließlich trennen wir uns, nachdem wir für den nächsten Tag ein Treffen vereinbart haben. Zira geht als erste, und ich nutze die Gelegenheit, um Cornelius unter vier Augen für seine Hilfe zu danken. Insgeheim frage ich mich natürlich, warum er das alles für mich tut. Er errät meine Gedanken. »Bedanken Sie sich bei Zira«, sagt er. »Ihr zuliebe setze ich mich so für Sie ein. Ich weiß nicht, ob ich das alles aus eigenem Antrieb riskiert hätte. Aber sie würde es mir nie verzeihen, wenn ich Beihilfe zu einem Mord leisten würde. Und dann …« Er zögert. Zira wartet draußen auf dem Gang auf mich. Er überzeugt sich, dass sie nichts hören kann, und fügt mit leiser Stimme hinzu: »Und dann ist es auch für Zira und mich besser, wenn Sie von diesem Planeten verschwinden.«
    Einen Moment später hat er die Tür hinter mir geschlossen, und ich bin mit Zira allein. Wir gehen ein paar Schritte den Korridor entlang. Dann bleibe ich stehen und nehme sie in die Arme. Sie ist ebenso verwirrt wie ich, und ich sehe eine Träne auf ihre Schnauze rinnen, während wir einander eng umschlungen halten. Was bedeutet schon die äußere Gestalt, nun, da sich unsere Seelen gefunden haben. Ich schließe die Augen, um dieses groteske Gesicht nicht sehen zu müssen, das von der starken Gefühlsregung noch hässlicher wird, und spüre, wie ein Beben durch ihren Körper läuft. Ich drücke meine Wange an ihre. Wir wollen uns küssen wie zwei Liebende, da zuckt sie instinktiv zurück und stößt mich von sich.
    Während ich dastehe und nicht weiß, wie mir geschieht, vergräbt sie ihre Schnauze zwischen den langen, behaarten Pfoten. Und dann erklärt dieses abscheuliche Affenwesen, von verzweifeltem Schluchzen geschüttelt: »Es tut mir Leid, aber ich kann nicht, ich kann nicht. Alles hat seine Grenzen! Schließlich bist du ja doch nur ein Mensch!«

11
    Es ist geglückt. Ich schwebe erneut im All, an Bord unseres Schiffes, das wie ein Komet auf das Sonnensystem zurast, mit einer Geschwindigkeit, die von Sekunde zu Sekunde zunimmt.
    Ich bin nicht allein. Nova ist bei mir und auch Sirius, unser Sohn. Er kann schon Papa
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