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GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

Titel: GK095 - Fahrstuhl in die Hölle
Autoren: A.F.Morland
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Tagger roch sofort, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Er rümpfte die Nase. Es stank penetrant nach Fäulnis. Nach Schwefel. Nach Ruß. Nach beißendem Rauch.
    Er trat auf die Lifttür zu.
    Da fiel ihm auf, daß aus allen Ritzen gelber Qualm sickerte.
    Er hatte den Eindruck, der Fahrkorb würde brennen. Der Gestank schwebte auf ihn zu, umhüllte ihn. Er hustete, fuchtelte mit den Händen herum, wurde mehr und mehr eingenebelt.
    Plötzlich konnte er kaum noch etwas von seiner Umgebung erkennen.
    Seltsamerweise war die Sicht auf die Lifttür wesentlich besser.
    Sein vom Alkohol benebelter Geist versuchte dafür eine plausible Erklärung zu finden. Aber er war auch zu müde, um noch glasklar denken zu können.
    Mit von Ekel verzerrtem Gesicht faßte er sich an die Kehle. Seine Augen begannen zu tränen. Ihm wurde übel. Beinahe hätte er sich erbrochen.
    Da summten die Lifttüren langsam auseinander.
    Dicker Rauch wehte ihm geisterhaft entgegen. In vielen Farben schillernd. Bräunlich dicht über dem Boden. Etwas höher wurde der Qualm dann rosa und darüber waren zarte Grüntöne zu sehen.
    Edward Tagger wankte zurück.
    Er rang nach Luft.
    Aber irgend etwas war hinter ihm, das nicht zuließ, daß er sich zu weit von dem Fahrstuhl entfernte. Es war ihm, als würden sich im Qualm Hände formen. Hände, die er nicht sehen konnte. Hände, die jedoch verhinderten, daß er weitere Schritte nach hinten machte.
    Sie drückten ihn nun langsam auf den offenen Fahrkorb zu.
    Alles um ihn war so entsetzlich unwirklich. Es fiel ihm schwer, zu begreifen, daß er nicht träumte, daß er wach war.
    Er verstand nicht, was mit ihm geschah.
    Mit steifen Schritten näherte er sich dem wartenden Fahrstuhl.
    Plötzlich teilte sich der wabernde Nebel. Er sah das hübsche Gesicht eines betörenden Mädchens.
    Sie war noch sehr jung. Ihr Haar war von reinem Gold. Es schimmerte da, wo es auf ihren wohlgerundeten Schultern lag.
    Tagger trat auf sie zu.
    Er erkannte, daß das Mädchen einen geistesabwesenden, vielleicht sogar verstörten Eindruck machte. Das blonde Geschöpf stand mitten im tanzenden Nebel und starrte mit geweiteten Augen zu Boden.
    Jetzt hatte Tagger die Lifttür erreicht.
    In dem Moment, wo er den Fahrstuhl betreten wollte, hob das Mädchen den Blick.
    Sie sah ihn nun zum erstenmal. Und namenlose Furcht verzerrte ihr hübsches Antlitz. Sie riß verstört den Mund auf und stieß grelle Angstschreie aus.
    Und plötzlich griff sie ihn an, als müsse sie ihr Leben verteidigen, als hätte sie um ihr Leben zu fürchten.
    Sie stemmte sich von der Rückwand des Lifts ab und sprang wie vom Katapult geschleudert auf Edward Tagger zu.
    Verblüfft wollte er sie auffangen, und er breitete schon seine Arme aus.
    Da sah er die Axt in der Hand des wahnsinnigen Mädchens.
    Jetzt schrie auch er.
    Die Axt flog blitzend hoch und sauste nieder.
    Taggers Geschrei verstummte.
    Er brach getroffen zusammen, während das seltsame Mädchen über ihn hinwegsprang und wimmernd aus dem Haus rannte.
    ***
    Dr. Frank Esslin, ein hagerer Mann mit kultivierten Manieren, schälte sich aus seinem braunen Dodge, den er auf dem Parkplatz für Privatbesucher des Krankenhauses abgestellt hatte.
    Esslin arbeitete für die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO genannt.
    Ein einträglicher, äußerst interessanter Job, der ihn viel in der Welt herumkommen ließ.
    Zuletzt war er in der Südsee gewesen.
    Nun war er wieder daheim in New York. Was er an Material aus Ozeanien mitgebracht hatte, mußte nun allmählich aufgearbeitet werden. Darüber wollte Esslin aber nicht vergessen, daß er auch ein Mensch war. Ein Mensch mit Freunden. Ein Mensch, der die Geselligkeit liebte.
    Deshalb war es nicht verwunderlich, und es kam auch nicht selten vor, daß Esslin noch um Mitternacht bei irgendeinem Freund auftauchte, um mit ihm die Nacht zum Tag zu machen.
    Frank Esslin betrat das Krankenhaus.
    Stille herrschte. Bis auf einige Ausnahmen. In einem Zimmer stöhnte ein Sterbender. Man hatte ihn isoliert. Man hatte ihn aufgegeben. Was nun auf ihn zukam, mußte er allein durchstehen.
    Esslin machte, daß er an der geschlossenen Tür vorbeikam.
    Für ihn als Arzt hätte es eigentlich nicht schrecklich sein dürfen, wenn ein Mensch starb. Es war ein biologisch richtiger Ablauf. Irgendwann nach der Geburt kommt für jeden der Tod.
    Trotzdem berührte Esslin die Todesstunde eines Menschen jedesmal wie eine eiskalte Hand, die sich in seinen Nacken legte und fest zusammendrückte.
    Eine
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