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GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

Titel: GK095 - Fahrstuhl in die Hölle
Autoren: A.F.Morland
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Gänsehaut bildete sich auf seinem Rücken. Er ging schneller. Seine Schritte hallten durch den langen Korridor.
    Das Stöhnen blieb zurück.
    Esslin atmete erleichtert auf. Er lief fast immer weg, wenn er nicht mehr helfen konnte. Es war ihm unerträglich, zuzusehen, wie es mit einem Menschen zu Ende ging.
    Er bog in einen Quergang ein.
    Über die Treppe kam ihm ein hohlwangiger Kerl entgegen. Der Mann starrte ihn kurz an. Dann wandte er sich ab und verschwand in der Tür, die zur Leichenkammer führte.
    Im ersten Stock klopfte Esslin an eine Tür.
    »Herein!«, rief jemand dahinter.
    Esslin öffnete die Tür und trat ein.
    Im Raum war es dunkel. Nur der Schreibtisch und ein paar Zentimeter darum herum waren erhellt. Die Pilzlampe strahlte durch den gläsernen Schirm grünes Licht zur Decke.
    Der Mann am Schreibtisch hob den Kopf.
    Er war breitschultrig, wirkte nicht wie ein Arzt, obwohl er der beste Chirurg des Krankenhauses war. Er sah eher wie ein Metzger aus. Seine Hände waren rot und groß wie Tennisschläger. Sein Gesicht war breit und unfreundlich. Aber Esslin wußte trotzdem, daß er hier herzlich willkommen war. Von diesem Gesicht durfte man sich nicht abschrecken lassen. Diese Miene war nicht so gemeint, wie sie wirkte.
    Der Mann sprang lachend auf.
    Er trug einen weißen Ärztekittel.
    Sein Name war Dickinson Boyd.
    Lachend kam er um den Tisch herum. Auf dem Weg zu Frank Esslin machte er im Vorbeigehen Licht. Dann lief er mit ausgebreiteten Armen auf Esslin zu und umarmte ihn wie einen Bruder, den er lange Zeit nicht mehr gesehen hatte.
    »Frank!«, rief er begeistert. »Mensch, das ist vielleicht eine gelungene Überraschung! Frank Esslin. Altes Haus! Verdammt nett, dich wiederzusehen. Wirklich sehr nett.«
    Er wies auf einen Sessel.
    »Komm, setz dich, Frank.«
    »Danke, Dick.«
    »Wie war’s in der Südsee? Bist braungebrannt wie ein Neger.«
    »Es war herrlich da.«
    »Was willst du trinken, Frank?«
    »Alles… außer Wasser. Davon kriegt man Läuse im Magen, habe ich mir sagen lassen!«
    Dr. Boyd, Esslins Studienkollege, lachte schnarrend.
    »Du hast dich überhaupt nicht verändert, Frank.«
    »Du tust ja gerade so, als wäre ich zehn Jahre weg gewesen.«
    »Wie lange haben wir uns nicht gesehen?«
    »Es werden etwa zwei Monate sein.«
    »Nur zwei Monate? Mir kam es wesentlich länger vor.«
    »Das liegt wahrscheinlich an dir«, grinste Frank Esslin.
    Dr. Boyd brachte zwei Martinis und setzte sich Esslin gegenüber. Sie tranken auf das Wiedersehen.
    »Seit wann bist du wieder daheim, Frank?«, fragte Dickinson Boyd.
    »Seit drei Tagen.«
    »Schon wieder bis über die Ohren in Arbeit?«
    »Wie könnte es anders sein«, erwiderte Esslin achselzuckend. »Aber das Vergnügen wollen wir doch nicht ganz unter den Tisch fallen lassen, wie?«
    »Aber natürlich nicht. Wir könnten zusammen ‘ne Sause machen.«
    »Wann?«, fragte Esslin sofort.
    »Noch heute, wenn du Wert darauf legst.«
    »Ich lege!«, lachte Frank Esslin. »Ehrlich gesagt, genau deshalb bin ich hier. Ich habe um elf den Portier angerufen und ihn gefragt, ob Dr. Boyd im Hause wäre, weil sich bei dir zu Hause niemand gemeldet hat. Er sagte, ja. Ich fragte ihn, wie lange du heute nacht Dienst haben würdest. Da sagte er: Bis Mitternacht. Nun, Dick, es ist Mitternacht. Das heißt, du hast Feierabend. Was tun wir nun mit dem angebrochenen Abend?«
    »Wir könnten erst mal einen Happen essen gehen.«
    »Okay«, sagte Frank Esslin.
    »Und dann könnten wir ein paar Girls aufreißen. Was hältst du davon? Ich hätt’ mal wieder Lust darauf.«
    »Tja, wenn das so ist, dann würde ich vorschlagen, daß du gleich mal die Koffer packst.«
    »Noch einen Drink, Frank. Hier ist das Zeug billiger als in der Bar.«
    Boyd brachte noch zwei Martinis.
    Er forderte den Freund auf, ihm von der Südsee zu erzählen, was er da so getrieben hätte, welches seine Eindrücke gewesen wären, wie es ihm gefallen hätte und was er alles erlebt hätte.
    Erlebt hatte Esslin einiges.
    Gravierende Dinge. Böse Dinge. Er hatte das Abenteuer schlechthin kennengelernt.
    »In Papeete«, begann Frank Esslin nachdenklich und sich an jedes Detail genau erinnernd, »machte ich die Bekanntschaft eines ganz außergewöhnlichen Mannes, Dick. Er ist Engländer…«
    Boyd lachte.
    »Was ist an einem Engländer schon außergewöhnlich. Also ich kenne da nur verzopfte Idioten.«
    »Tony Ballard ist kein verzopfter Idiot!«, sagte Esslin und schüttelte heftig den Kopf. »Ich
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