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GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

Titel: GK095 - Fahrstuhl in die Hölle
Autoren: A.F.Morland
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noch eine Spur von Jugend gehaftet.
    Doch nun war davon nichts mehr zu sehen. Das Mädchen alterte vor den Augen der Männer. Und zwar unheimlich schnell. Die Haut bekam immer mehr Runzeln. Die Falten wurden immer tiefer. Das Fleisch trocknete buchstäblich auf den Knochen des Mädchens ein. Sie wurde innerhalb weniger Lidschläge zur furchterregenden Greisin. Und sie stieß markerschütternde Schreie aus, weil sie schreckliche Schmerzen litt.
    Sie wand sich.
    Sie mußte Höllenqualen durchstehen.
    Ihr häßlicher, knöcherner Schädel rollte auf dem weißen Kissen verzweifelt hin und her. Plötzlich fehlten ein paar Zähne aus ihrem Gebiß. Dann war der Mund zahnlos.
    Eine dünne, trockene, zitternde Zunge hing hechelnd aus diesem Mund, strich über die grauen, papierenen Lippen.
    Die Augen wurden erschreckend groß. Sie traten aus schwarzen Höhlen hervor.
    Die Wangen fielen mehr und mehr ein.
    Die Greisin jammerte und winselte. Keiner der umstehenden Ärzte vermochte ihr zu helfen.
    Gebannt verfolgten sie das Ende.
    Es kam erschreckend schnell. Plötzlich erstarrte der ausgemergelte, ausgetrocknete, lederne Körper in einem letzten Krampf.
    Ein letzter wahnsinniger Schrei, der den Männern eiskalte Schauer über den Rücken jagte, entrang sich der spindeldürren Kehle.
    Dann war es vorbei.
    Aber dadurch war jener erschreckenden, verblüffenden Verwandlung noch nicht Einhalt geboten. Sie ging immer noch weiter.
    Für Sekunden füllte sich der Raum mit Verwesungsgestank. Dann löste sich vor den Augen der Männer die Haut auf. Das restliche Fleisch fiel von den steifen Knochen ab. Bleich schimmerte das Skelett auf dem Laken.
    Sekunden später wurden die Knochen grau. Sie überzogen sich mit einer seltsam fluoreszierenden Schicht.
    Dann verging dieses Leuchten. Das Grau der Knochen wurde wesentlich intensiver. Das Gebein begann zu brechen, zu zerfallen, sich in Staub zu verwandeln.
    Innerhalb weniger Sekunden war von dem Mädchen nichts anderes mehr übrig als ein kleines unscheinbares Häufchen grauen Staubes.
    ***
    Frank Esslin trat zutiefst erschüttert aus dem Krankenzimmer.
    Draußen zündete er sich eine Zigarette an. Er sog den Rauch tief in die Lunge, doch das half ihm nicht.
    Er fühlte sich elend.
    Es war zu scheußlich gewesen, was er miterlebt hatte.
    Drinnen murmelten die Ärzte. Die Krankenschwester schluchzte. Das Erlebnis hatte ihre Nerven angegriffen.
    Als sich Esslin die zweite Zigarette ansteckte, kam Dickinson Boyd auf den Korridor. Er holte tief Luft.
    »Kann ich auch eine haben?«, fragte er halb erschlagen. Sein Gesicht war außergewöhnlich blaß. Aber auch Esslin sah nicht besser aus. Keine Spur war mehr von der Südseesonne in seinem Antlitz.
    »Wie?«, fragte Frank Esslin verwirrt.
    »Eine Zigarette!«, sagte Dickinson Boyd heiser. »Gib mir bitte auch eine. Mir sind die meinen ausgegangen.«
    »Natürlich«, murmelte Esslin. »Hier.«
    Boyd bediente sich. Esslin gab ihm Feuer.
    Nach den ersten Zügen sagte Dr. Boyd: »Das ist nun schon der dritte Fall, Frank.« Er schüttelte benommen den Kopf. »Du weißt, wie ich auf der Uni war. Ein Streber war ich. Und ich dachte bis vor ein paar Tagen, ich wüßte wirklich alles über den Menschen. Aber das hier… das hier übersteigt einfach meinen Horizont. Ich habe keine Erklärung dafür, verstehst du? Ich weiß nicht, wodurch diese entsetzliche Krankheit hervorgerufen wird. Ich meine, es ist doch verrückt, daß hier ein Mensch eingeliefert wird, der innerhalb weniger Minuten uralt wird und schließlich sogar zu Staub zerfällt. Das kann ich mir einfach nicht erklären, Frank.«
    Sie begaben sich in Dickinson Boyds Büro.
    Sie hatten beide keinen Hunger mehr. Der Appetit war ihnen gründlich vergangen.
    Weder Esslin noch Boyd hatten jetzt noch den Wunsch, schick auszugehen.
    Angesichts dieser makabren Tatsache war ihnen jegliche Lust hierfür vergangen.
    Boyd goß zwei Gläser mit Bourbon bis an den Rand voll.
    »Ich glaube, den können wir jetzt gut gebrauchen«, sagte er erschüttert. Dann ließ er sich ächzend in den weichen Sessel fallen.
    Esslin blickte den Freund fassungslos an.
    »Der dritte Fall ist das nun schon, sagst du?«
    Boyd nickte niedergeschlagen.
    »Der dritte. Alles war gleich. Die Patienten, es waren Männer, litten wahnsinnig, ehe sie starben…«
    »Diese Verletzungen, die wir bei dem Mädchen gesehen haben…«
    »Die hatten auch die beiden Männer«, fiel Dickinson Boyd dem Freund ins Wort. Dann trank er vom Bourbon. Er
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