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Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran

Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran

Titel: Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel  
      Unverhofftes Wiedersehen  
     
      „In einer Stunde werden wir in Samarinda sein, Herr Torring. Was Sie hier vor sich sehen, sind die Pomaran-Inseln, die vor der Mündung des Kotei-Flusses liegen. Haben Sie die Absicht, die Inseln zu besuchen?"  
      Kapitän Hoffmann, der unsere Jacht führte, schaute bei der Frage Rolf vielsagend von der Seite an und lächelte geheimnisvoll dazu.  
      „Kennen Sie die Inseln näher, Kapitän?" fragte Rolf, dessen Anteilnahme geweckt worden war.  
      „Ja und nein, Herr Torring. Dort gewesen bin ich zwar nie, aber ich habe viel davon gehört. Natürlich glaube ich nicht alles, was mir erzählt wurde, denn ich weiß nur zu gut, wie leicht Seeleute geneigt sind, alles etwas aufzubauschen. Sie spinnen halt alle gern einmal ein Garn, zumal wenn sie ein Glas Grock auf dem blank gescheuerten Kneipentisch vor sich stehen haben."  
      Rolf lachte:  
      „Schießen Sie los, Kapitän! Erzählen Sie uns, was man Ihnen erzählt hat! Und wenn Sie es fertigbringen, uns etwas besonders Reizvolles zu berichten, können wir gemeinsam überlegen, ob es sich auch bei sachlicher Betrachtung lohnt, die Inselgruppe anzulaufen."  
      „Nun lachen Sie aber nicht, meine Herren," begann Kapitän Hoffmann, „an einen Teil der Berichte glaube ich nämlich! An jeder Erzählung ist immer etwas Wahres dran. Auch hier ist der Kern bestimmt nicht aus der Luft gegriffen."  
      „Machen Sie uns nicht noch neugieriger!" warf ich ein. „Was hat sich auf den Inseln zugetragen?"  
      Wir fuhren mit unserer Jacht von Pasir, wo wir das Geheimnis um John Ryptra-Wellert aufgeklärt hatten (siehe Band 109: „Der schwarze Schrecken") nach Samarinda. An dem herrlichen Vormittag, den ich kaum je in meinem Leben vergessen werde, lag die Makassar-Straße, die wir passierten, spiegelglatt vor uns. Kein Lüftchen wehte, und trotzdem war es nicht unerträglich heiß, da die Nacht sehr kühl gewesen war. In einer Stunde hofften wir Samarinda anzulaufen, von wo aus wir noch einen Ausflug ins Landinnere unternehmen wollten.  
      „Sie kennen sicher die Matrosenkneipe ,Zum blauen Hai' in Singapore," begann Kapitän Hoffmann seine Erzählung. „Dort wird von den Seefahrern aller Länder manches Garn abgewickelt. Da habe ich gehört, was ich Ihnen jetzt erzähle. Zunächst habe ich nur herzlich gelacht, denn ich glaubte kein Wort von dem, was da berichtet wurde, aber als ich später noch von verschiedenen, teilweise sehr ernst zu nehmenden Dritten Gleiches oder wenigstens Ähnliches erfuhr, gewann ich die Überzeugung, daß auf den Pomaran-Inseln nicht alles mit rechten Dingen zugehen kann.  
      Ein altersschwacher Segler, der durch die Makassar-Straße schaukelte, mußte bei den Pomaran-Inseln notlanden; ein Mast war ihm bei einem Sturm gebrochen. Die Insel war unbewohnt, und die Matrosen vertrieben sich, als der Schaden behoben war, bis zum Einsetzen günstigen Fahrwindes die Zeit damit, Streifzüge durch die Insel zu unternehmen.  
      Von einem der Ausflüge kamen sie verstört auf den Segler zurück und berichteten dem Kapitän, daß sie — nun lachen Sie bitte nicht! — den Tod persönlich auf der Insel gesehen hätten, der ihnen entgegengetreten sei und sie bedroht habe.  
      Der Käp'tn lachte seine Leute aus und gab zwei Stunden später den Befehl zum Weitersegeln. Der Wind hatte sich gedreht und stand günstig. Die Matrosen freuten sich, von der unheimlichen Insel fortzukommen.  
      Ich hatte die Geschichte, über die ich mich so amüsiert hatte, längst vergessen, als ich genau den gleichen Bericht von anderer Seite vernahm. Ein kleiner Dampfer hatte die Insel angelaufen, um Trinkwasser einzunehmen. Die Matrosen, die ausgeschickt worden waren, eine Quelle zu suchen, kamen ohne Wasser zurück, bleich und mit leise schlotternden Knien, und erzählten, der Tod in Person wäre Ihnen entgegengetreten. Auch bei dem Bericht lachte ich noch, als ich aber einige Monate später fast gleichzeitig von zwei ganz verschiedenen Seiten genau den gleichen Bericht wieder hörte, begann ich nachdenklich zu werden.  
      Den Schiffen ist nie etwas geschehen, wenn sie weiterfuhren. Aber die Besatzungen waren doch jedesmal froh, wenn sie wieder festes Land betreten konnten, und spülten die Erregung von unterwegs mit entsprechenden Mengen mehr oder weniger berauschender Getränke hinunter."  
      Rolf hatte nicht gelacht, wie Hoffmann vermutet hatte Schweigend blickte er vor sich hin.
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