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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht
Autoren: Richard Gordon
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Armen verteilt werden müssen. >Der arme Kerl<, würden alle Leute sagen. >Muß in einem gräßlichen Spital dahinsiechen, statt fröhlich Hochzeit zu feiern.< Ich würde hinter Wandschirmen in einem Winkel des Krankensaals liegen, Anemone meine Hand halten, die Schwestern auf Zehenspitzen vorbeieilen und der Spezialist draußen sich den Kopf kratzen und sagen: >George kann getrost den Totenschein ausstellen.<
    Ich wurde plötzlich gewahr, daß ich meine Rühreier fertig gegessen hatte, und dieser Umstand versetzte mich in eine etwas bessere Laune.
    »Grim!« Squiffy platzte durch die Tür des Speisesaals herin. »Grim! Komm sofort! Es handelt sich um Nuttie. Sie hustet.«
    »Ach so?«
    »Und was noch schlimmer ist, sie sieht ganz komisch aus. Sie liegt im Bett, weint sich die Augen aus und sagt, sie wäre am liebsten wieder in Australien.«
    »Komisch? Was verstehst du darunter?«
    »Sie ist ganz rot und fleckig und greift sich heiß an.«
    »Oh, dann hat sie die Röteln«, sagte ich. »Ich will sie mir ansehen gehen.«
    »Ein rosa Hautausschlag«, stellte ich einige Minuten später in ihrem Häuschen fest. »Auf dem Gesicht und auf den Oberkörper übergreifend. Ja, stimmt. Juckt es Sie, Miss Flame?«
    »Mir ist von Kopf bis Fuß lausig.«
    »Ausgezeichnet. Allgemeines Unwohlsein, Schnupfen, leichte Blutstauung in der Bindehaut. Erhöhte Temperatur, selbstverständlich. Darf ich hinter die Ohren fühlen? Wie ich dachte: Erweiterung der Hals- und Hinterhauptdrüsen.« Ich legte das Haupt der von Kummer gebeugten Schönheitskönigin auf das Kissen zurück. »Sie haben noch nie Röteln gehabt? Dann sind sie’s. Die grassieren in diesem Sommer.«
    »Aber was wirst du tun, Grim?« fragte Squiffy, der neben dem Bett von einem Fuß auf den anderen sprang.
    »Nichts, alter Junge. Dafür gibt’s keine Behandlung. Ich werde dem Lagerkommandanten auftragen, Sie für einige Tage im Lazarett unterzubringen, Miss Flame. Nehmen Sie viel Flüssigkeit zu sich und lassen Sie sich im übrigen keine grauen Haare wachsen. Auf Wiedersehen.«
    »Aber der Schönheitswettbewerb!« zischte Squiffy, sobald wir draußen waren.
    »Hab noch nie gehört, daß ein über und über mit Flecken besätes Mädel Schönheitskönigin wurde.«
    »Aber wenn sie gestrichen wird, verlier ich mein ganzes Geld!«
    »Das wirst du, Squiffy. Pech gehabt.«
    »Hol’s der Teufel, Grim!« Squiffy hielt sich den Kopf mit beiden Händen. »Habe bei Whiterspoon tausend Pfund auf dieses Frauenzimmer gesetzt!«
    Ich starrte den Burschen an. »Tausend Pfund? Aber du hast doch nie einen derartigen Barbetrag in Reichweite gehabt? Bis du am Ende in die eigene Bank eingebrochen?«
    »Nicht ganz. Aber ich dachte, wenn ich bei dieser todsicheren Sache ein Bündel Banknoten einstreiche, würde ich nicht nur dem Schuldirektor meine Schulden blechen, sondern auch meinem Alten ein Schnippchen schlagen können, sollte er zufälligerweise gegen meine Heirat mit Audrey Bedenken haben. Und da bemerkte ich dieses kolossal kulante Angebot in den Privatanzeigen der hiesigen Zeitung.«
    »Willst du vielleicht bei einer Kanalüberquerung mittun?«
    »Nein, hinter dem Rathaus führen ein paar Burschen ein Büro, die es offenbar für eine himmelschreiende Schande ansehen, wenn Jungen wie ich, deren Väter vor Geld platzen, nicht genug haben, um Leib und Seele beisammenzuhalten. Sie borgen dir den Zaster, solang dir’s paßt. Für beide Seiten ein äußerst nützliches Arrangement. Verstehe nicht, wieso nicht schon eine Menge Leute dran gedacht haben. Sobald sie festgestellt hatten, wer ich bin, wollten sie mir durchaus fünftausend geben, aber ich bin in vielen Dingen ein äußerst vorsichtiger Mensch, Grim, und ließ es bei einem Tausender bewenden. Und jetzt — ach, hol’s der Teufel!«
    »Hör mal, du Dummkopf. Ich bin überzeugt, eine solche Wette wird von Tattersall nicht anerkannt. Du kannst diesen Whitherspoon dazu bringen, daß er dir deinen Einsatz zurückzahlt.«
    Squiffy starrte mich an. »Hast du schon je einmal gehört, daß es irgend jemandem irgendwo gelungen wäre, von einem Buchmacher Geld zurückzubekommen?«
    »Recht hast du«, gab ich zu.
    »Kannst du ihr nicht irgend etwas eingeben, Grim?« flehte er mich an. »Ihr modernen Medizinmänner habt doch bestimmt alle möglichen Wunderdrogen in euren Ärmeln?«
    »Röteln liegen nicht in der Wunderdrogen-Klasse.«
    »Aber verdammt nochmal! Wie hat sie sich denn dieses Zeug überhaupt zugelegt?’
    »Von dem Mädel, das
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