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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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das Ehepaar Ellerbee ein geräumiges Landhaus unweit Brewster im Staate New York. Es war im Tudorstil gehalten, aus Backstein erbaut, lag inmitten eines großen Grundstückes, das von einem Bach durchflössen wurde, hatte im Erdgeschoß zwei große, im Oberstock zwei weitere, für Gäste bestimmte, kleinere Schlafzimmer, ferner eine Garage für drei Wagen, einen weitläufigen geplättelten Patio und ein beheizbares Schwimmbecken.
    Die Ellerbees waren beide leidenschaftliche Gärtner, und ihr englischer Garten war eine Sehenswürdigkeit. Ein polnisches Immigrantenpaar, das nicht im Haus wohnte, besorgte die üblichen Instandhaltungsarbeiten, die Frau kochte gelegentlich auch.
    Diane und Simon Ellerbee verbrachten normalerweise die Wochen — selten auch noch den Samstag — in der Stadt; von dort fuhren sie fast immer am späten Nachmittag hinaus aufs Land und kamen am Sonntagabend zurück. Den August verbrachten beide ganz auf dem Land.
    Außer Simon Ellerbees flaschengrünem Jaguar und dem silberfarbenen Mercedes seiner Frau gab es noch einen Jeep, der aber nur auf dem Land benutzt wurde und deshalb ständig draußen war, während die beiden anderen Fahrzeuge die Woche über in einem Parkhaus in Manhattan standen.
    An jenem Freitag, an dem Dr. Simon Ellerbee ermordet worden war, hatte er — ihrer vor der Polizei gemachten Aussage zufolge — seiner Frau eröffnet, dass er noch spät einen Termin in seiner Praxis habe. Er schlug vor, sie möge vorausfahren, sobald sie frei sei, und er werde dann später nachkommen. Um 21 Uhr spätestens werde er Schluss machen.
    Seine Frau gab an, gegen 18 Uhr 30 losgefahren zu sein, und beschrieb ihre Fahrt als »fürchterlich« wegen des herrschenden Wetters — Sturmböen und Regen. Gegen 20 Uhr sei sie angekommen und habe ihren Mann, eben des Wetters wegen, nicht vor 22 Uhr 30 oder 23 Uhr erwartet. Als er um 23 Uhr 30 noch nicht eingetroffen sei, habe sie sich Sorgen gemacht und in seiner Praxis angerufen. Dort habe niemand abgenommen, auch nicht, als sie es zwei weitere Male versucht habe. Gegen Mitternacht habe sie den Polizeiposten in Brewster angerufen und gefragt, ob man etwas von einem Unfall wisse, in den ein grüner Jaguar verwickelt sei? Nichts dergleichen.
    In steigender Sorge habe sie alsdann im Parkhaus angerufen, wo beide ihren Wagen stehen hatten, und vom Nachtgaragisten erfahren, dass ihr Mann seinen Wagen noch nicht abgeholt habe - der stehe immer noch an seinem Platz.
    »Da bekam ich es mit der Angst«, berichtete sie der Polizei, »er war schon einmal auf dem Weg zur Garage in der Dunkelheit überfallen worden, und ich fürchtete etwas Ähnliches.«
    Deshalb rief sie gegen 1 Uhr 15 einen ihr gut bekannten Kollegen an, einen Dr. Samuelson, der häufig draußen ihr Hausgast war. Samuelson war der Vorsitzende der Psychiatrischen Gesellschaft von New York und bewohnte eine Eigentumswohnung Ecke 79. Straße und Madison Avenue.
    Der Anruf riss Dr. Samuelson nicht aus dem Schlaf, vielmehr war er gerade erst aus einem Konzert des Stuttgarter Kammerorchesters in der Carnegie Hall heimgekehrt. Er war sogleich bereit, mit einem Taxi in die 84. Straße zu fahren und nachzusehen, was mit Dr. Ellerbee los war.
    Samuelson sagte aus, er sei gegen 1 Uhr 45 dort angelangt und habe den Taxifahrer angewiesen zu warten. Es habe noch immer heftig geregnet. Er sei die Vortreppe hinaufgerannt und habe die Haustür angelehnt gefunden.
    »Nicht weit offen, nur einen Spaltbreit«, wie er sagte.
    Trotz seiner 56 Jahre und seines zierlichen Körperbaues fehlte es ihm nicht an Mut, und er erstieg fest auftretend die Treppe zum zweiten Stock. Die Treppenhausbeleuchtung brannte gedämpft. Die Wohnungstür stand offen, ganz weit, und er stieß sogleich auf die Leiche seines Kollegen. Eine sofort unternommene Prüfung überzeugte ihn, dass Ellerbee tot war. Er rief vom Vorzimmer aus die Polizei an; sein Anruf wurde um 1 Uhr 54 aufgezeichnet.
    Die genannten Fakten fanden sich vollständig in den Tageszeitungen und wurden auch im Regionalfernsehen mitgeteilt, sobald die Mordtat bekanntgeworden war.

4
    Delaney betrachtete ein Weilchen das Haus in der 87. Straße, unweit der Lexington Avenue, in welchem der vorläufige Chef der Kriminalpolizei Suarez wohnte; es war ein älteres Mietshaus, und Delaney wusste genau, wie es darin aussah, war er doch selber in einem ähnlichen Haus aufgewachsen.
    Es hatte fünf Stockwerke, die Vortreppe zählte acht Stufen, und er wusste, dass auf jedem Stockwerk zwei
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