Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
genau, und Sie wissen, dass ich es weiß.«
    »Drücken Sie es aus, wie Sie wollen«, wischte Thorsen das weg, »es geht einfach darum, dass ich Ihre Hilfe brauche, und ich bitte Sie darum.«
    Delaney schaute eine Weile stumm seine Hände an, die auf der Tischplatte lagen. »Ich bekomme Leberflecken«, bemerkte er abwesend und dann aufblickend: »Haben Sie schon mit Suarez gesprochen?«
    »Ja, habe ich. Er macht ohne jeden Vorbehalt mit. Er weiß sehr wohl, dass dieser Fall für ihn ein paar Nummern zu groß ist. Seine Leute sind nicht schlecht, aber mit so was fehlt ihnen die Erfahrung. Er nimmt nur allzugern jede Hilfe an, egal, von wem.«
    »Leitet er denn im Fall Ellerbee die Ermittlungen persönlich?«
    »Seit das große Geschrei angefangen hat, ja. Er muss. Aber außer einer Leiche hat er bislang nichts vorzuweisen. Sagt er.«
    »Passiert ist es doch Freitag abend?«
    »Ja, so gegen neun. Jedenfalls sagt das der Arzt.«
    »Das ist schon mehr als 48 Stunden her. Und die Fährte wird von Minute zu Minute kälter, was bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, den Fall aufzuklären, ebenfalls abnimmt.«
    »Weiß ich doch!«
    »Mordwaffe?«
    »So was Ähnliches wie ein Hammer.«
    Delaney war überrascht. »Was denn, kein Messer? Keine Pistole? Jemand hat einen Hammer mitgebracht?«
    »Scheint so. Und damit wurde Ellerbees Schädel zertrümmert.«
    »Das deutet eigentlich auf einen Mann als Täter. Frauen bevorzugen meist Gift oder ein Messer. Aber man weiß ja nie…«
    »Wollen Sie uns also helfen, Edward?«
    Delaney rutschte unbehaglich herum. »Falls ich zusage — und beachten Sie das Falls! — müsste ich wissen, wie das gehen soll. Ich bin kein aktiver Polizeibeamter mehr, ich habe keine Marke, ich kann nicht umhergehen und die Leute verhören, mit einem Wort, ich bin ein elender Zivilist, Ivar!«
    »Das wird sich alles finden«, beharrte Thorsen. »Zunächst mal möchte ich wissen, ob Sie bereit sind, den Fall zu übernehmen.«
    Delaney holte tief Luft und atmete ebenso tief aus, bevor er sagte: »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Lassen Sie mich mit Suarez reden, bevor ich mich entscheide. Komme ich mit dem nicht zurecht, wird aus der Sache nichts. Vertragen wir uns gut, überlege ich es mir. Ich weiß, das ist nicht das, was Sie hören wollten, aber mehr kann ich im Moment nicht sagen.«
    »Ich bin damit zufrieden«, versetzte Thorsen prompt. »Ich mache einen Termin mit Suarez aus und rufe Sie an. Schönsten Dank, Edward.«
    »Dank für was?«
    »Für den Scotch selbstverständlich, was sonst?«
    Als der Admiral das Haus verlassen hatte, begab Delaney sich in die Küche, wo er seine Frau zwar nicht mehr vorfand, aber einen Zettel, den sie mit einem Magnet am Kühlschrank befestigt hatte:
    ›Gebratene Ente mit Walnüssen zum Abendbrot, plus Cassis. Bin in zwei Stunden zurück. Iss nicht so viele Sandwiches unterdessen.«
    Darüber musste er lachen. Es war jetzt kurz vor halb zwei, und bei Delaneys wurde meist gegen 19 Uhr gegessen. Ein Sandwich würde seinen Appetit auf die Ente nicht verringern. Auch zwei nicht, genau betrachtet.
    Er begnügte sich dann aber doch mit einem — seinem United-Nations-Spezial: norwegische Sardinen in italienischem Olivenöl auf deutschem Schwarzbrot samt einer Lage hauchdünner Zwiebelscheiben, beträufelt mit Vinaigrette. Diese Schöpfung verzehrte er über den Ausguss gelehnt, um eventuell tröpfelnde Bestandteile leicht wegspülen zu können. Zum internationalen Sandwich leerte er eine Flasche kanadisches Bier. Nach dieser Mahlzeit beseitigte er alle Spuren und stieg hinab in den Keller, wo die alten Zeitungen aufbewahrt wurden. Er las gründlich alles über den Mord an Dr. Ellerbee.
    Als seine Frau Monica kurz nach Mitternacht ins Schlafzimmer im oberen Stock ging, machte Delaney die gewohnte Runde ums Haus, prüfte Fenster und Türen und knipste die Lampen aus. Er schloss die Türen der Schlafzimmer, in denen die beiden Kinder gewohnt hatten, die er von seiner ersten, verstorbenen Frau Barbara hatte, später Monicas zwei Töchter. Dann wandte er sich dem ehelichen Schlafzimmer zu. Monica saß nackt vor dem Spiegel und bürstete ihr starkes, schwarzes Haar. Delaney ließ sich auf der Bettkante nieder, rauchte seine Zigarre zu Ende und sah ihr wohlgefällig zu. Dabei unterhielten sie sich in vertrauten Kürzeln.
    »Was von den Mädchen?« fragte er.
    »Morgen vielleicht.«
    »Solltest du anrufen?«
    »Noch nicht.«
    »Mmmm«
    »Bald ist Weihnachten.«
    »Ich kaufe gern die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher