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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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Die Stadt verändert sich unentwegt, und wenn die Behörde sich nicht ebenfalls ändert, kann sie den Laden dichtmachen.«
    »Genauso ist es.« Suarez lehnte sich zurück. »Thorsen begreift das sehr gut, und deshalb tut er alles, was er kann, um die Behörde den neuen Umständen anzupassen. Er drängt darauf, dass mehr Beamte aus den Minderheitsgruppen kommen und dass die auch befördert werden, wenn sie geeignet sind. Sehen Sie mich an. Glauben Sie, ich hätte meinen derzeitigen Rang, wenn nicht Thorsen all seinen Einfluss in dieser Richtung geltend gemacht hätte? O nein! Wenn Sie also sagen, er handelt im ureigensten Interesse, wenn er Sie in der Sache Ellerbee zu Hilfe ruft, dann entgegne ich Ihnen: Das stimmt, aber er tut es auch, um etwas vor Schaden zu bewahren, woran ihm sehr viel gelegen ist.«
    »Thorsen ist ein Überlebenskünstler«, versetzte Delaney schroff. »Und ein ganz gewiegter Politiker. Machen Sie sich seinetwegen keine Sorgen. Ich schulde ihm gewiss ebenso viel wie Sie, und ich weiß genau, wie kitzlig seine Situation ist. An jedem Tag, den Gott werden lässt, muss er sich mit der irischen Mafia herumschlagen. Diese Kerle sehen die Behörde immer noch so, wie sie vor dreißig Jahren mal war, und so wollen sie sie auch erhalten — ein irisches Fürstentum. Ich darf das sagen, schließlich bin ich selber Ire, aber Ärger habe ich ebenfalls mit denen gehabt. Im Übrigen bin ich mit allem einverstanden, was Sie sagen, nur wiederhole ich: Wenn Sie den Fall allein lösen wollen, nehmen Sie keine Rücksicht auf Thorsen, und denken Sie keinen Moment, dass Sie mich kränken. Sagen Sie, was Sie möchten. Sie werden den Fall lösen, vielleicht auch nicht, aber einerlei, wie es ausgeht, es ist dann einzig Ihr Fall. Und bedenken Sie: Es ist doch gar nicht gesagt, dass ich Ihnen wirklich helfen kann, weder Ihnen noch Thorsen, noch der Behörde.«
    Nach einem ausgedehnten Schweigen sagte Suarez: »Ich gebe zu, dass ich gekränkt war, als Thorsen mir den Vorschlag machte, Sie hinzuzuziehen. Selbstverständlich kenne ich Ihren Ruf, die Quote der von Ihnen gelösten Fälle, und trotzdem war mir so, als ob Thorsen sagen wollte, er traue mir nicht zu, dass ich mit der Sache fertig werde. Um ein Haar hätte ich ihm gesagt, ich wolle keine fremde Hilfe, egal, von wem, doch zum Glück habe ich mir das noch im letztem Moment verkniffen. Zu Hause habe ich gründlich darüber nachgedacht und es auch mit meiner Frau besprochen.«
    »Das war wirklich gescheit«, bemerkte Delaney »Frauen verstehen zwar nichts von den Personalintrigen in der Behörde, aber sie haben meist eine ausgeprägte Menschenkenntnis, und darauf kommt es am Ende an.«
    »Nun ja…, Rosa machte mir klar, dass ich aus gekränkter Eitelkeit reagierte. Sie sagte: Wenn du den Fall Ellerbee verpatzt, wird es überall heißen, der ›Chilifresser‹ ist eben doch nicht gut genug. Sie sagte, ich solle Hilfe annehmen, woher ich sie auch bekäme. Und noch was. Löse ich den Fall Ellerbee, werde ich Murphys Nachfolger als Chef der Kriminalpolizei, sobald der in Pension geht. Dafür sorgt Thorsen. Wussten Sie das?«
    »Ja, das hat er mir gesagt.«
    »Sie sehen, ich habe gleich mehrere Motive. Politische, ethnische, persönliche, und dabei kann ich nicht einmal genau sagen, welches davon das stärkste ist. Folglich habe ich lange darüber gebrütet.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen. Es ist bestimmt schwierig, die richtige Entscheidung zu treffen.«
    »Kommt noch hinzu, dass ich bei mir im Laden eine Menge wirklich guter Leute habe«, fuhr Suarez fort.
    »Das ist mir bekannt. Manche habe ich selber ausgebildet.«
    »Das weiß ich wohl. Aber keiner verfügt über Ihre Begabung und Ihre Erfahrung. Ich sage das keineswegs, um Ihnen zu schmeicheln, es ist nun mal so. Und die Leute, die früher mit Ihnen zusammengearbeitet haben, sagten mir ohne jede Ausnahme: Wenn du Delaney kriegen kannst, Mann, dann nimm ihn um Himmels willen! Und das hat den Ausschlag gegeben. Wenn Sie sich bereit erklären, mir im Fall Ellerbee zu helfen, nehme ich diese Hilfe vorbehaltlos und mit aufrichtiger Dankbarkeit an.«
    Delaney schaute ihn scharf an. »Das ist endgültig?«
    »Endgültig.«
    »Sie wissen, dass ich das Ding auch in den Sand setzen kann? Es wäre nicht das erste Mal!«
    »Ich weiß.«
    »Gut. Dann kommen wir gleich zur Sache. Soweit ich es den Zeitungen und dem Fernsehen entnehmen konnte, haben Sie wenig in der Hand.«
    »Wenig? Nichts!«
    »Ich sage Ihnen jetzt, was
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