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Die vierte Todsuende

Die vierte Todsuende

Titel: Die vierte Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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ich weiß, und Sie korrigieren mich dann und ergänzen meine Kenntnisse gegebenenfalls. Einverstanden?«
    Delaney fasste knapp zusammen, was er wusste. Suarez unterbrach ihn mit keinem Wort und sagte, als Delaney fertig war: »Ja, so ungefähr sieht es aus. Die angegebenen Uhrzeiten sind nicht in allen Fällen ganz korrekt, aber diese Erkenntnisse haben uns auch nicht weitergebracht.«
    Delaney nickte. »Und nun erzählen Sie mal, was nicht in die Medien gekommen ist.«
    »Einiges«, begann Suarez. »Ob es was zu bedeuten hat, weiß ich nicht. Zunächst mal hat Ellerbee ja — wie Sie wissen — seiner Frau gesagt, er erwarte noch einen späten Patienten, sie solle schon vorfahren. In seinem Terminkalender ist aber für den letzten Freitag kein später Patient vermerkt. Keiner mehr nach 17 Uhr. Aber die Sprechstundenhilfe meint, das war nicht ungewöhnlich, denn Ellerbee wurde häufig von Patienten angerufen, die sich in einer Krise befanden. Die verlangten dann sofort einen Termin. Ellerbee gab ihnen einen, ohne es seiner Sprechstundenhilfe zu sagen. Jedenfalls ist sie Freitag um 17 Uhr gegangen, nachdem der letzte vorgemerkte Patient gekommen war.«
    »Klingt ganz plausibel…«
    »Zweitens: Der Polizeiarzt meint, dass die Tatwaffe ein sogenannter Treibhammer war, das ist ein Hammer, dessen Kopf in einer Kugel endet.«
    »Ich weiß. Karosserieschlosser benutzen so was, um Kotflügel auszubeulen.«
    »Ganz recht. Ellerbee nun wurde mit solch einem Hammer wiederholt auf den Schädel geschlagen; die rundlichen Löcher beweisen das.«
    »Wiederholt? Auch noch, nachdem er schon tot war?«
    »Ja. Der Polizeiarzt spricht von einem ›wilden Angriff‹. Er wurde mit dem Hammer viel öfter getroffen, als notwendig war, um ihn umzubringen. Und das ist nicht alles. Der Mörder hat den Toten offenbar auf den Rücken gedreht und ihm noch zwei Schläge versetzt — auf jedes Auge einen.«
    »Das ist ja reizend«, wunderte sich Delaney. »Beide mit dem kugelförmigen Ende?«
    »Ja, Dr. Samuelson hat den Toten auf dem Rücken liegend vorgefunden, mit zerschlagenen Augäpfeln.«
    »Hm. Haben Sie den Medien sonst noch was vorenthalten?«
    »Ja. Samuelson rief, als er Ellerbee fand, sofort die Polizei an und wartete vor der Haustür auf ihr Eintreffen. Und da haben wir insofern etwas Glück, als die Besatzung des zuerst eintreffenden Streifenwagens sich präzise nach dem Lehrbuch verhielt. Der eine blieb bei Samuelson und seinem Taxichauffeur und forderte über Funk Verstärkung an. Der andere ging nach oben, um sich davon zu überzeugen, dass ein Mord vorlag. Sie erinnern sich vielleicht, dass es Freitagnacht stark regnete? Nun, der Kollege, der raufging, sah gleich nasse Fußabdrücke auf der Treppe, und um die nicht zu verwischen, hat er sich ganz am Rand der Stufen nach oben bewegt.«
    »Sehr gescheit. Wer war denn das?«
    »Ein ungemein großer Schwarzer«, sagte Suarez. »Ich habe mich mit ihm unterhalten und kam mir vor wie ein Zwerg.«
    »Sagen Sie bloß nicht, es war Jason T. Jason«, rief Delaney.
    »Eben der. Kennen Sie ihn?«
    »Na klar. Der hat öfters mit mir zusammengearbeitet. ›Doppel-Jason‹ wird er genannt. Ein gewitzter Bursche. Der geborene Kriminalist, wenn mir je einer untergekommen ist. Der würde niemals wie ein Elefant im Porzellanladen herum trampeln.«
    »Nein, das hat er auch nicht. Die Spurensicherung konnte also seine Schuhabdrücke gleich einmal beiseitelassen, sowohl auf der Treppe wie im Vorzimmer, und am Tag drauf wurden auch Samuelsons Spuren identifiziert. Er trug ganz leichte Schuhe und hat einen sehr kleinen Fuß. Und nun kommt das Eigentliche: Übrig blieb nicht ein Satz Fußspuren sondern zwei.«
    »Zwei?«
    »Ohne jeden Zweifel. Die Fotos beweisen das. Ellerbee hat Freitagabend zwei Besucher gehabt. Beide trugen Überschuhe, die Spuren sind also ganz unscharf, aber es steht fest, dass sie von zwei verschiedenen Besuchern stammen.«
    »Donnerwetter! Mann oder Frau?«
    Suarez hob die Schultern. »Wie kann man das bei Überschuhen schon sagen? Nur eben, dass außer Samuelsons und Jasons Abdrücken zwei Sorten Abdrücke vorhanden sind.«
    »Wie erklären Sie sich das?«
    »Überhaupt nicht. Wissen Sie eine Erklärung?«
    »Nein.«
    »Also das ist alles an Informationen, was wir zurückgehalten haben. Könnten wir jetzt vielleicht festlegen, in welcher Form Sie sich an der Untersuchung beteiligen wollen, Mr. Delaney?«
    Das dauerte eine gute halbe Stunde. Man kam überein, nicht zwei
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