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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos
Autoren: Johanna Benden
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Prolog
    Kattesch saß in seiner komfortablen Höhle und grübelte schlecht gelaunt vor sich hin. Seinen Auftrag mit dem schwarzen Drachen und dessen Menschenfreundin hatte er gründlich versaut. Die beiden waren einfach nicht totzukriegen! Dabei hatte er in mehreren Anläufen seine besten Soldaten geschickt und ihnen völlig freie Hand gelassen.
    Und nun war das eingetreten, was Jalina um jeden Preis hatte verhindern wollen. Der Schwarze und das Mädchen hatten sich miteinander verbunden und waren so zu Gefährten geworden.
    Was genau daran so schlimm sein sollte, verstand er nicht, aber wenn Jalina sagte, dass das schlecht für sie alle war, dann glaubte er ihr. Immerhin war sie die Königin der Goldenen und damit die Vorsitzende des Großen Rates.
    Kattesch seufzte und ein tiefes Grollen entstieg seiner Kehle.
    Sein Versagen war eine Sache – die Konsequenzen eine ganz andere. Er hatte keinen offiziellen Auftrag vom Großen Rat erhalten. Jalina hatte ihn aufgesucht und ihn persönlich darum gebeten, diese Verbindung zu zerstören, indem er das Menschenmädchen und zur Not auch den schwarzen Drachen tötete.
    „ Wenn die Königin dich um etwas bittet, dann machst du das. Du wartest nicht auf einen Befehl mit Brief und Siegel – du handelst einfach. Und jetzt habe ich die Scheiße an den Krallen.“
    Wütend peitschte sein Schwanz durch die Höhle und splitternd gingen Teile seines Mobiliars zu Bruch.
    Kattesch war es egal.
    Nachdem der Schwarze, Jaromir hieß er wohl, sich mit dem Menschenmädchen verbunden hatte, erinnerte sich Jalina nicht mehr, ihm den Auftrag erteilt zu haben. Jedenfalls hatte sie schon am nächsten Tag – „War das wirklich erst gestern?“ – verlautbaren lassen, dass die Angriffe auf die Gefährten ein in höchstem Maße bedauerliches Missverständnis gewesen seien.
    „Klasse – und jetzt bin ich der Arsch! Es wird einen Untersuchungsausschuss geben. Sie werden in meine Gedanken schauen und dann wird jeder wissen, dass ich die Befehle an meine Soldaten gegeben habe.“
    Er grübelte weiter.
    Und er verstand es einfach nicht!
    Wenn die anderen Drachen in seinen Kopf sahen, dann würden sie zweifelsohne auch sein Gespräch mit Jalina sehen können – sie hing also mit drin. Wie konnte sie da behaupten, dass das ein «in höchstem Maße bedauerliches Missverständnis» gewesen sei?
    „Und wieso überhaupt bedauerlich – das einzige, was bedauerlich ist, ist die Tatsache, dass meine Jungs die beiden am Leben gelassen haben. Für einen Roten macht es sich nicht gut, wenn er verliert – und für mich als König erst recht nicht.“
    Er konnte es drehen und wenden wie er wollte – er hatte versagt.
    Versagt.
    Versagt!
    „ Scheiße!“
    Seine Gedanken drehten sich im Kreis.
    Da klopfte es plötzlich am Tor. Einer seiner Diener, ein junger roter Drache, steckte schüchtern den Kopf durch das imposante Eingangsportal.
    „Was willst du?“ , fauchte Kattesch ärgerlich. Er wollte jetzt nicht gestört werden und schon gar nicht von so einem Frischgeschlüpften.
    Der junge Drache verneigte sich unbeholfen und stellte eine kleine Kiste ab. „Ich bringe nur den Wein, den du bestellt hast, mein König.“
    Kattesch richtete sich auf, breitete aggressiv seine Flügel aus und brüllte: „ICH HABE KEINEN WEIN BESTELLT!“
    Flammen leckten aus seinem Maul und Rauch drang aus seinen Nüstern. Dann schnüffelte er und seine feine Nase fing ein heißbegehrtes Bukett auf. Er beruhigte sich wieder und grummelte: „Aber wenn der Wein schon mal da ist, dann lass ihn hier. Und jetzt verschwinde! Und sorge dafür, dass ich nicht mehr gestört werde – egal, was passiert.“
    Das ließ sich der Diener nicht zwei Mal sagen. Noch ehe Katteschs Vorderläufe wieder die Erde berührten, hatte der junge Rote den Wein abgestellt und das Portal hinter sich geschlossen.
    Kattesch angelte sich die Kiste und öffnete sie behutsam.
    Ein Lächeln ging über sein mit Narben übersätes Gesicht. „Genau, wie ich es vermutet habe: ein 1738er Merlot! Die Menschen taugen nicht viel, aber Wein keltern, das können sie.“
    Die Flasche war winzig in seinen riesigen Klauen und es war mehr als erstaunlich, dass sie nicht zu Bruch ging.
    Gerade, als er die Flasche mit seiner kleinsten Kralle entkorken wollte, fiel ihm ein zusammengerolltes Pergamentpapier in der Kiste auf. Er runzelte die Stirn und fischte das Papier aus dem Füllmaterial, das die kostbare Flasche vor Stößen geschützt hatte. Umständlich entrollte er es
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