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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos
Autoren: Johanna Benden
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mehr spüren und das, obwohl du immer noch in meinem Geist warst! … Merkwürdig – sehr merkwürdig.“
    Das mit dem Zaubern interessierte Victoria jetzt ausnahmsweise überhaupt nicht.
    Es ging ihr zwar körperlich ein bisschen besser, da der Zimt seine Wirkung entfaltete, aber sie war niedergeschlagen. „Das ist mit meinen Eltern voll danebengegangen. Meine Mutter hätte dich am liebsten auf den Mond geschossen oder noch weiter, wenn sie gekonnt hätte.“
    Jaromir grinste. „Ja – ist mir auch aufgefallen… Ich habe öfter so eine Wirkung auf andere Menschen.“
    Sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Ehrlich? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich jemand schon mal so leidenschaftlich deine sofortige Versetzung nach Bayern gewünscht hätte.“
    Jaromir lachte amüsiert. „Du kennst mich ja auch erst seit ein paar Monaten… Aber gut, ich gebe zu, die Reaktion deiner Mutter war heftig. Die meisten gehen einfach auf Distanz und wollen mich nicht gleich loswerden. Deine Mutter ist da eine … beeindruckende Ausnahme.“
    Victoria lachte bitter und schlug die Hände vor ihre Augen. „Sie hasst dich!“, murmelte sie in die Hände. „Sie hasst dich aus tiefstem Herzen und mit aller Kraft, die sie hat. Ich habe es so intensiv gespürt, als wären das meine eigenen Gedanken gewesen.“ Sie ließ ihre Hände sinken und sah ihm eindringlich in die Augen. „Verstehst du, Jaromir? Ich habe dich gehasst! Ich habe dich eben mit jeder Faser meines Körpers gehasst! Ich wollte dich loswerden! Ich bin fast wahnsinnig geworden. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen.“
    Jaromir nickte langsam. „Das ergibt Sinn.“ Er sah sie ernst an und fuhr fort: „Seitdem unsere Verbindung vollständig ist, haben sich deine magischen Fähigkeiten schlagartig vergrößert, genau wie dein magisches Potenzial. Du konntest in Schweden sogar die Gedanken der Drachen sehen, die sich abgeschirmt hatten. Und selbst Abrexar, mein Mentor und Meister der Geistesmagie, konnte dich nicht draußen halten. Du musstest dich noch nicht einmal anstrengen. Erinnerst du dich?“
    Victoria nickte und so sprach er weiter in ihren Gedanken: „Bei Menschen, die sich nicht einmal abschirmen, müssen die Gedanken für dich glasklar sichtbar sein.“
    Wieder nickte Victoria. Das hatte sie auch schon gemerkt, als sie vor ein paar Tagen mit ihren Freunden gesprochen hatte. Aber da war sie so aufgeregt gewesen, weil sie ihnen von ihrer Beziehung mit Jaromir erzählt hatte, dass sie dem Ganzen keine Bedeutung beigemessen hatte.
    Er lächelte. „Siehst du? Es ist dir auch schon aufgefallen. Und wenn jemand so intensiv fühlt, wie deine Mutter eben, dann muss es dir doch so vorkommen, als seien das deine eigenen Gedanken und Gefühle.“
    Victoria sah ihn verstehend an und dachte: „Ich wollte einfach nicht mehr hören, was sie über dich denkt. Ich wollte dich nicht hassen.“
    Jaromir nickte. „Genau. Und da hast du mal wieder intuitiv gezaubert. Wie gesagt – ich verstehe nicht, wie du das gemacht hast, aber ich vermute, dass es dir gelungen ist, eine Art Schutzwall aufzubauen, der die Reize deiner Umwelt fast vollständig von dir fernhält.“ Er griff ihre Hand. „Und es scheint, dass dieser Wall in beide Richtungen funktioniert: Von außen kann DICH dann ebenfalls niemand mehr wahrnehmen. Du schirmst nicht nur deine Gedanken ab – es ist eher, als hättest du eine Tarnkappe aufgesetzt und würdest ganz verschwinden… ich konnte dich kaum noch spüren, obwohl du genau neben mir gesessen hast.“
    Victoria sah ihn nachdenklich an und stimmte ihm dann zu: „Ja, genauso hat es sich angefühlt – ich war gar nicht mehr richtig da… Allerdings habe ich jetzt selbst keine Ahnung mehr, was genau ich gemacht habe.“
    Sie schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, schüttelte aber einen Augenblick später den Kopf.
    Dann sage sie laut: „Das ist alles unwichtig – ich habe ganz andere Probleme! Was mache ich denn jetzt? Ich will nicht für den Rest meines Lebens ohne meine Eltern sein.“
    Als sie Jaromir fragend ansah, bemerkte sie sofort die Traurigkeit in seinen Augen und spürte tiefes Mitgefühl in seinen Gedanken.
    Er umfasste ihre Hände und sagte leise: „Victoria, deine Eltern leben noch ungefähr fünfzig Jahre, mit ganz viel Glück eventuell sogar siebzig – du wirst so oder so fast den ganzen Rest deines wohl 600 Jahre langen Lebens ohne sie verbringen. “
    Diese Erkenntnis traf Victoria wie ein Faustschlag!
    Sie
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