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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos
Autoren: Johanna Benden
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verstand und suchte ebenfalls nach den Gedankenmustern ihrer Eltern. Sie folgte Jaromirs Geist und konnte sehen, dass ihr Vater noch mit ihrer Mutter redete und sich für Jaromir ins Zeug legte.
    Als Jaromir und Victoria zum zweiten Mal an diesem Tag an der Tür von Victorias Eltern klingelten, öffnete ihr Vater. Er lächelte schief. „Danke, dass ihr es noch mal mit uns versuchen wollt.“
    Bei Kaffee und einer in der Hitze etwas gelittenen Torte kam eine stockende Unterhaltung in Gang.
    Giesela gab sich wirklich Mühe und dachte immer daran, was ihr Mann zu ihr gesagt hatte: „Entweder du akzeptierst Victorias Freund, oder du wirst deine Tochter verlieren.“
    Victoria lächelte. Damit hatte ihr Papa mal wieder ins Schwarze getroffen. „Er kennt mich einfach zu gut.“
    Giesela versuchte, ihre Ablehnung für sich zu behalten und stellte Jaromir oberflächliche Fragen zu seinem Beruf. Sie versuchte interessiert zu sein, aber in ihre Gedanken mischte sich immer wieder Abwehr. Jaromirs Anwesenheit versetzte sie eindeutig in Alarmbereitschaft.
    Als sie mit dem Essen fertig waren, begann Giesela den Tisch abzuräumen. Victoria stand auf und half ihrer Mutter, die Torte und das schmutzige Geschirr ins Haus zu tragen.
    Als sie allein in der Küche waren, entspannte sich Giesela etwas und seufzte: „Vici, es tut mir leid, wenn ich Jaromir beleidigt habe… Er scheint nett zu sein.“
    Victoria konnte im Geist ihrer Mutter sehen, wie viel Überwindung diese beiden Sätze sie gekostet hatten und dass sie gelogen waren.
    Sie lächelte. „Er IST nett, Mama. Er liebt mich wirklich.“
    Ihre Mutter sah sie besorgt an. „Ich will ihn ja auch gar nicht schlecht machen. Ich habe einfach nur Sorge, dass er dir wehtun könnte. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie traurig du nach Mark warst. Und weißt du, ältere Männer haben ganz andere Bedürfnisse als junge Frauen.“
    Sie hob hilflos ihre Hände und Victoria sah in ihrem Geist, dass sie sich Jaromir als dominanten Typen vorstellte, der ein junges Ding zum Herumschubsen suchte.
    Sie schüttelte den Kopf. „So einer ist Jaromir nicht. Er lässt mir meinen Freiraum und redet mir nicht rein. Er ermuntert mich, viel mit meinen Freunden zu unternehmen und trotzdem ist er immer da, wenn ich ihn brauche. Und vielleicht erinnerst du dich noch, dass du dich mit Mark immer super verstanden hast. Dabei war er wirklich ein Mistkerl!“
    Ihre Mutter nickte. „Ja, ich weiß, was du damit sagen willst: Meine Menschenkenntnis ist nicht die beste – und da hast du wohl recht. Aber irgendwie…“
    Victoria unterbrach sie: „Mama, ich liebe Jaromir. Ich liebe ihn mehr als ich sagen kann! Wir gehören einfach zusammen.“
    Giesela sah in die Augen ihrer Tochter und die Vehemenz dieser Worte ließ sie erschrecken. Sie wurde blass und dachte: „Bitte – bitte lieber Gott, lass sie nicht schwanger von ihm sein! Bitte lass sie nicht heiraten müssen! Es wird auch so schon Gerede unter den Nachbarn geben, aber eine Hochzeit und dann auch noch mit ihrem Professor – das wäre mein Ende!“
    Victoria seufzte. „Und bevor du dir Sorgen machst: Nein – ich bin nicht schwanger! Und nein – wir haben nicht vor, in absehbarer Zeit zu heiraten!“
    Giesela atmete erleichtert auf und sagte beschwichtigend: „Das habe ich auch nicht gedacht… Ich wünsche mir einfach nur, dass ihr nichts überstürzt… Lerne ihn erst mal in Ruhe kennen. Und vielleicht trennst du dich dann ja in ein paar Wochen wieder von ihm“, dachte sie hoffnungsvoll weiter.
    Victoria wusste, dass Giesela sich Mühe gab, aber sie konnte die ablehnenden Gedanken ihrer Mutter nicht überhören.
    Sie beschloss, dass es für heute reichte. Sie wollte nämlich nicht noch einen Streit riskieren. Unter einem Vorwand verabschiedeten sie und Jaromir sich.
     

3. Über den Wolken
    Nachdem sie Glückstadt verlassen hatten und ein paar Kilometer gefahren waren, entspannte sich Victoria langsam. „Das haben wir also hinter uns gebracht. Puhhh! Ich hatte echt nicht damit gerechnet, dass es so krass wird!“
    „Ich ehrlich gesagt auch nicht“, stimmte Jaromir zu. Dann grinste er. „Aber ich habe mich auch noch nie meiner zukünftigen Schwiegermutter vorgestellt. Sie ist emotional sehr eng mit dir verbunden und wünscht sich, dass du glücklich bist. Außerdem scheint ihr eine recht enge Nachbarschaft zu haben.“
    Victoria verdrehte genervt die Augen. „Ja, die haben wir definitiv! Wenn einer im Urlaub ist, wird nicht nur
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