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Machtlos

Machtlos

Titel: Machtlos
Autoren: Johanna Benden
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zwölf reichen auch für ein besorgtes Stirnrunzeln. Sein wahres Alter wird sie nie erfahren. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er ein Drache ist und dass wir untrennbar miteinander verbunden sind.“
    Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Es war erst eine Woche her, dass sie mit Jaromir und seinen Drachenfreunden in Nordschweden ums Überleben gekämpft hatte und dass ihre Verbindung vollendet war.
    „Tatsächlich erst eine Woche?“ , dachte sie lächelnd. „Mir kommt es wie ein ganzes Leben vor.“
    Vor fünf Tagen hatte sie ihren Freunden eröffnet, dass sie eine Beziehung zu ihrem Matheprofessor hatte. Kerstin war schon vorher eingeweiht gewesen und ihr freudestrahlend um den Hals gefallen. Felix und Sabine konnten es kaum glauben, dass sie ausgerechnet mit Professor «Unheimlich» etwas hatte. Und Falk empfand es sogar als Verrat, dass sie «mit dem Feind»… – naja, seine Gedanken waren eindeutig gewesen.
    Eigentlich hätte Victoria ihre Beziehung gern noch eine Weile geheim gehalten, aber sie war an die ehernen Gesetze gebunden und die besagten nun mal, dass Gefährten ihre Beziehung nach Vollendung der Verbindung der Allgemeinheit bekannt geben mussten.
    Entsprechend hatte auch Jaromir seine Freunde und Kollegen einweihen müssen. Obwohl gerade die Semesterferien begonnen hatten und kaum einer an der Uni war, hatte die Nachricht für einigen Wirbel gesorgt. Bislang war noch nicht ganz klar, unter welchen Bedingungen sie ihr Studium fortsetzen würde. Die Kurse bei Jaromir konnte sie jedenfalls knicken.
    Aber das würde sich alles finden, da war sie sicher – ganz im Gegenteil zu dem, was sie gleich beim Kaffeekränzchen bei ihren Eltern erwartete.
    Victoria verzog ihr Gesicht. Mit jedem Kilometer, den sie Glückstadt näher kamen, nahm auch ihre Nervosität zu.
    Die Drachen waren sehr erstaunt über ihre Beziehung und ausgesprochen neugierig und so hatten die Besucher in der letzten Woche im Haus Brookstedt Schlange gestanden. Diese Stunden mit den fremden Drachen waren für Victoria anstrengend, aber auch spannend.
    Trotzdem musste sie dringend mit Lenir sprechen – das musste echt weniger werden, sonst hatte sie gar keine Zeit mehr für den Unterricht bei Hoggi, geschweige denn Zeit für Jaromir.
    Sie lächelte.
    Der arme Lenir hatte von Abrexar die Aufgabe der Gästebetreuung erhalten und war zurzeit so eingespannt, dass sie ihn gar nicht mehr zu Gesicht bekam. Victoria fragte sich, wie das werden sollte, wenn er in Kürze auch noch die Überwachung des Tores übernahm. „Aber auch das wird sich finden… Wahrscheinlich werden die Besucher in ein paar Wochen eh weniger, so dass Lenni anfängt, sich zu langweilen.“
    Victoria konzentrierte sich wieder auf den Weg. Sie fuhr gerade aus Itzehoe heraus. In ungefähr zwanzig Minuten würde sie bei ihren Eltern ankommen.
    Das Kribbeln in ihrem Bauch wurde stärker und sie verspürte den starken Wunsch, einfach wieder umzukehren.
    Aber es nützte nichts.
    Abrexar hatte deutlich gemacht, dass schon der kleinste Verstoß gegen ein Drachengesetz dazu führte, dass sich das unbrechbare Versprechen, das Jaromir und sie für die nächsten sieben Jahren schützte, in nichts auflöste und das mussten sie um jeden Preis verhindern.
    Victoria lächelte grimmig. „Selbst wenn ich dafür meinen Professor bei meinen Eltern als meinen Freund vorstellen muss. … Ach, Shit!“
    Jaromir schaute sie an und strich ihr beruhigend übers Bein. Durch ihre Geistesverbindung hatte er längst gemerkt, wie es ihr ging. Sie hatte ihre Gedanken mit ihm geteilt und so sagte er: „Hey Vici, deine Mutter wird dir schon nicht den Kopf abreißen.“
    Victoria lachte trocken: „Ha! Da sei dir man nicht so sicher. Mein Besuch zu Hause ist mehr als überfällig! Das weißt du genau. Allein das würde schon reichen, um mit meiner Mutter Stress zu kriegen… Es wäre besser gewesen, wenn ich heute allein nach Glückstadt gefahren wäre.“
    Jaromir hakte in Gedanken ein: „Aber das geht nicht, weil wir unsere Beziehung…“
    „Ja, ich weiß!“, unterbrach Victoria ihn. „Ich weiß, ich weiß… Wir haben keine Wahl – mal wieder, wenn ich anmerken darf. Und außerdem habe ich Mama ja auch schon am Telefon angekündigt, dass ich ihr heute meinen Freund vorstellen werde.“
    Jaromir grinste. „Na siehst du, dann ist doch alles gut. Oder hat sie was dagegen, dass du einen Freund hast?“
    Victoria schüttelte den Kopf. „Nein, sie schien mir sogar erleichtert – sie freut sich
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