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0516 - Monster-Kirmes

0516 - Monster-Kirmes

Titel: 0516 - Monster-Kirmes
Autoren: Jason Dark
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Von den angekündigten Überraschungen hatte er bisher noch nichts mitbekommen. Das änderte sich sehr rasch.
    Plötzlich war er da.
    Ein grüner Teufel mit roten Augen und spitzen Ohren sprang vor ihm in die Höhe. Er kreischte auf, die Augen glotzten ihn an, und als Yakup vorging, berührte er einen Kontakt. Der Teufel verschwand so schnell, wie er gekommen war.
    Zurück blieb als Erbe sein heiseres Gelächter.
    Nach dem nächsten Schritt leuchtete vor dem blonden Türken ein blaues Licht. Es war nicht strahlend, kam ihm eher vor wie eine Wolke, die sich verteilte und aus zahlreichen Armen zu bestehen schien, die ihm zuwinkten.
    Er lief der Wolke entgegen. Mit der rechten Hüfte schleifte er dabei an einem Geländerlauf entlang, wo sich ängstliche Gemüter festklammern konnten.
    Das tat Yakup nicht. Er ging weiter – und rutschte weg.
    Daß sich der Boden vor ihm öffnen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Yakup, fast mit übermenschlichen Reflexen ausgestattet, schleuderte seinen Körper nach vorn, suchte nach einem Halt und griff ins Leere.
    Der Fall war nicht zu bremsen.
    Yakup riß es in die Tiefe. Er sackte weg wie ein Stein, zog seinen Körper zusammen, weil er den Aufprall auffangen wollte, und federte plötzlich in ein Draht- und Netzgeflecht.
    Er schwang wieder hoch, fiel zurück, drehte sich dabei, um auf die Knie zu kommen, als der Angriff erfolgte.
    Wie viele Hände es waren, konnte er nicht sagen. Aus dem Dunkeln hatten sie sich auf ihn gestürzt. Er spürte sie überall. Sie drückten ihn zurück und legten sich wie ein schuppiges Geflecht um seinen Hals, wo sie ihm die Luft abschnürten.
    Yakup bäumte sich auf. Er wollte sich aus dieser Umklammerung befreien, die anderen waren stärker.
    Sie ließen ihm nicht die Spur einer Chance.
    Wenig später war Yakup Yalcinkaya verschwunden, als hätte er nie zuvor existiert…
    ***
    Ali, der Junge aus Marokko, Vollwaise und seit einiger Zeit zusammen mit Yakup und anderen Gleichgesinnten in einem Kloster nahe der Westküstenstadt San Francisco lebend, hatte es in der bergigen Einöde einfach nicht ausgehalten und Yakup so lange gequält, bis er mit ihm nach Frisco hineingefahren war, wo in dem weltbekannten Chinesenviertel ein ungewöhnlicher Jahrmarkt aufgebaut worden war.
    Keine Kirmes im üblichen Sinne, wie man sie aus Europa oder aus amerikanischen Vergnügensparks kannte, nein, hier war einfach alles anders. Mit mehr Phantasie errichtet, auch ungewöhnlicher, überschaubarer und in gewisser Weise sensationell.
    Da glich kein Karussell dem anderen, keine Bude der anderen.
    Die Schausteller hatten sich etwas einfallen lassen. Sie verkauften Dinge aus fremden Kulturen, sie führten Spiele vor, es gab geheimnisvolle Buden, wo Besucher tief in fremdartige Reiche hineintauchen konnten und die Illusion einer märchenhaften, auch oft gefährlichen Welt erlebten.
    Das hatte Ali natürlich gereizt, während Yakup den Dingen skeptischer gegenüberstand.
    Ali hatte nicht aufgegeben und so lange gebettelt, bis sie Karten für den Tunnel der Angst erworben hatten.
    Es war eine schwarz angestrichene, ziemlich normale Bude. Man hätte sie auch als Vorläufer einer primitiven Geisterbahn bezeichnen können. Wer hineinwollte, mußte eine Karte lösen.
    Yakup hatte bezahlt und wollte gemeinsam mit Ali zusammen den Tunnel der Angst betreten, aber die dürre Chinesin hinter der Kasse schüttelte nur den Kopf. »Nacheinander und mit einem gewissen Abstand.«
    »Dann geh du vor«, sagte Ali.
    Der hochgewachsene Türke mit den breiten Schultern und den schmalen Hüften verschwand durch eine goldfarben gestrichene Tür, die hinter ihm zuschwappte.
    »Wie lange muß ich denn warten?« fragte Ali.
    Der Chinese lächelte. Sein Gesicht schien dabei nur aus kleinen Falten zu bestehen. »Die Geduld ist die wichtigste Tugend des Menschen«, belehrte er Ali. »Du mußt Geduld haben und warten. So nur erreicht man das Ziel, mein Junge.«
    »Auch hier?«
    »Natürlich.«
    Ali hob die Schultern. Man sah ihm an, daß er sportlich durchtrainiert war. In den letzten beiden Jahren war er sehr gewachsen, hatte ebenfalls breite Schultern bekommen. Sein dunkles Haar war kurzgeschnitten und lag wie krauser Draht auf seinem Kopf. Man konnte ihn als hübschen Jungen bezeichnen. In seinem Gesicht mit der etwas dunkleren Haut fielen besonders stark die braunen Augen auf, die sehr sanft schauen konnten, jetzt aber gleichgültig blickten, weil Ali darauf wartete, endlich den Tunnel der Angst
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