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0516 - Monster-Kirmes

0516 - Monster-Kirmes

Titel: 0516 - Monster-Kirmes
Autoren: Jason Dark
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genügend kleine Lokale. Cafeterias und auch Drugstores, die sich auf dem Gelände verteilten. Schnellimbisse ebenfalls, darauf verzichteten wir.
    Es stellte sich heraus, daß Ali noch nicht gefrühstückt hatte. Wir hockten uns vor die Theke, und ich bestellte für den Jungen Eier mit Speck.
    »Die magst du doch – oder?«
    »Ja, natürlich.«
    Ich nahm nur Kaffee und rauchte eine Zigarette dazu. Suko hielt sich an seinen Tee.
    »Dann schieß mal los, Ali.« Ich lächelte unseren jungen Freund an und schlug ihm auf die Schulter. Immer wenn ich ihn sah, wurde ich an das gewaltige Abenteuer erinnert, bei dem wir uns beide kennengelernt hatten. Er war praktisch dabeigewesen, als es mir gelang, die meisten der Großen Alten zu vernichten. Von diesem schrecklichen Team war nur mehr der Spuk übriggeblieben.
    Ali erzählte. Zwischendurch kam sein Frühstück, und auch Saft wurde ihm serviert. Was uns der Junge im einzelnen berichtete, klang nicht sehr hoffnungsvoll. Im Gegenteil, es sah übel aus für unseren verschwundenen Freund Yakup.
    Natürlich horchten wir besonders auf, als Ali den Namen Mr. Todd alias der Totmacher erwähnte. Diese Figur mit dem Topfhut war uns bisher nicht über den Weg gelaufen.
    Ich sagte zu Suko: »Du bist Chinese. Hast du mal etwas von der Gestalt gehört? Paßt sie in eure Mythologie?«
    »Nein, die fällt aus dem Rahmen. Welcher Chinese nennt sich schon Mr. Todd. Höchstens einer, der aus den Staaten stammt.«
    »Chinatown«, sagte ich.
    »Richtig.«
    »Und dort ist auch dieser Jahrmarkt aufgebaut«, sagte Ali.
    »Immer vor Weihnachten. Der wird von vielen Menschen besucht, weil er eben anders ist.«
    »Wie anders?«
    »Mehr so wie früher. Kleine Buden, keine irren Karussells mit wahnsinnigen Looping-Schleifen darin. Eben gemütlicher.«
    »Finden wir dort nur Chinesen?«
    »Als Aussteller ja.«
    Ich schaute Suko an. »Wäre das nichts für dich?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du könntest dich dort besser umschauen als ich. Findest du nicht?«
    »Stimmt.«
    »Ich habe auch schon Land und Leute gefragt«, sagte Ali, »aber keine Antwort bekommen. Es ist so, als hätte sich Yakup einfach aufgelöst. Als wäre er nie vorhanden gewesen.«
    Ich schlug dem Jungen auf die Schulter. »Wir werden sehen. Wie bist du eigentlich hergekommen?«
    »Ein Freund aus dem Kloster hat mich gefahren.«
    »Und wo ist er?«
    »Er wartet im Wagen.«
    »Immer noch der alte Range-Rover?«
    »Ja.«
    Ich drückte die Zigarette aus und schaute mich um. In diesem Lokal konnte man noch rauchen, das war nicht überall so. In den Staaten fuhr man große Kampagnen gegen die Raucher, die schon, sehr bald Komplexe bekamen. Es herrschte viel Betrieb. In den letzten Minuten vor allen Dingen hatte er stark zugenommen.
    Ali hatte mir von dem unheimlichen Mr. Todd erzählt, der Gestalt mit dem Topfhut.
    Und genau so eine Gestalt sah ich in der offenen Tür stehen. Der Mann war in Schwarz gekleidet, trug nur ein weißes Hemd darunter und wirkte wie ein chinesischer Totengräber, der etwas zur Seite trat, um mit Koffern beladene Reisende durchzulassen.
    Ich stieß Ali an. »Schau mal zur Tür. Ist das dieser Mr. Todd?«
    Ali drehte sich auf dem Hocker. Es war interessant für mich, seinen Gesichtsausdruck zu beobachten. Der Junge wurde zunächst bleich, seine Augen vergrößerten sich, und die Hände zitterten.
    »Verflixt, John, das ist… das ist er, dieser Mr. Todd.« Er wollte vom Hocker springen. Meine Hand war schneller. Ich legte sie ihm auf die Schulter. »Keine Panik, Junge, das machen wir anders.«
    »Und wie?«
    »Ich werde gehen.«
    Mittlerweile war auch Suko aufmerksam geworden. »Sollen wir ihn von zwei Seiten schnappen, John?«
    »Nein, das wäre möglicherweise aufgefallen. Laß mal, bleib du bei Ali.«
    »Frag ihn sofort, John, was er mit Yakup angestellt hat – ja?«
    »Natürlich.« Ich lächelte knapp.
    An der Tür herrschte zwar kein Gedränge, aber Passagiere, die es nicht so eilig hatten, wollten einen Kaffee trinken oder kurz etwas frühstücken gehen.
    Für einen Moment verlor ich den Chinesen mit dem ungewöhnlichen Topfhut aus den Augen.
    Als ich die Farbige, eine sehr korpulente Frau umrundet hatte und mir ihre Schnatterstimme auch nicht mehr im Ohr nachklang, hätte ich Todd eigentlich schon greifen können.
    Vergebens.
    Ich stand da und kam mir vor wie ein begossener Pudel. Von dem Totmacher war nichts zu sehen. Er hatte die günstige Gelegenheit genutzt und war verschwunden.
    Ich verließ das Lokal,
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