Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0516 - Monster-Kirmes

0516 - Monster-Kirmes

Titel: 0516 - Monster-Kirmes
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zeigte einige Beulen und war sehr schmutzig. Hinter dem Lenkrad saß einer von Yakups Schülern, die er ebenso ausbildete wie Ali.
    Der zog die Fahrertür auf.
    Wir standen an der anderen Seite. Suko schaute über die Grenzmauer hinweg auf den Straßenwirrwarr, mein Blick fiel in die entgegengesetzte Richtung. Ich sah noch die Bewegung im Wagen, dann hörte ich Alis überraschten Schrei.
    Wie ein Blitz startete ich, bog um die Kühlerschnauze und sah, was geschehen war.
    Der Fahrer war Ali direkt vor die Füße gekippt. Er lag auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet. Sein Gesicht war blaß. Das Staunen lag darin wie aufgemalt.
    Unter dem blassen Gesicht entdeckten wir einen roten Streifen, der etwas zerfaserte.
    Da wußte ich, daß Mr. Todd einen Teil seiner Drohung wahrgemacht hatte…
    ***
    Auch Suko war gekommen. Er stand rechts neben Ali, ich links. Der Junge sagte keinen Ton. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und atmete stoßweise. Für ihn war der Anblick besonders hart. Als ich ihn von der Seite her anschaute, sah ich in seinen Augen das Tränenwasser, und er schluckte dabei den unsichtbaren Stein herunter.
    »Das war Todd«, sagte er.
    Weder Suko noch ich widersprachen. Was hätten wir auch großartig sagen sollen?
    Ich beugte mich zu der Leiche herunter und berührte mit den Fingerspitzen die Wange.
    Die Haut war noch warm. Lange konnte er nicht tot sein.
    Vielleicht zehn Minuten, eine Viertelstunde.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Suko, als ich mich wieder aufrichtete. »In London hätten wir die Kollegen von der Mordkommission angerufen.«
    »Hier müssen wir es ebenso halten.« Ich stellte meinen Koffer schon in den Wagen und beförderte Sukos hinterher. »Irgendwo muß es ein Telefon geben, das ich…«
    »Das erledige ich für Sie, John!«
    Aus der Deckung eines abgestellten Lieferwagens löste sich die Gestalt des G-man. Sherman hatte beide Hände in die Taschen geschoben und kam nickend näher. »Das habe ich fast erwartet«, sagte er. »Immer wenn Sie erscheinen, gibt es Ärger.« Er schaute auf den Toten, nickte und sagte in seiner typischen, abgebrühten Polizistenart: »Saubere Arbeit, wirklich.«
    »Haben Sie eigentlich einen Spitznamen bei Ihren Kollegen, Roger?«
    »Wieso?«
    Ich lächelte knapp. »Dann würde ich Sie ›Nase‹ taufen. Sie haben einen besonderen Riecher dafür, wenn es Ärger oder Schwierigkeiten gibt, wie ich meine.«
    Er lachte nur. »Sie haben Humor, aber den sagt man euch Engländern sowieso nach.« Er strich über seinen Hals, als wollte er fühlen, ob bei ihm noch alles okay war. »Sie haben natürlich nicht gesehen, wer es getan hat – oder?«
    »Nein.«
    »Hm.« Verständlich. »Könnte ich Sie nach einem gewissen Verdacht fragen?«
    »Auch nicht.«
    Er schaute Ali an. »Du hast dir Hilfe aus London geholt. Ein Bekannter ist verschwunden.«
    »Ja, er ist mein Freund.«
    »Weshalb bist du nicht zu uns gekommen? Kidnapping ist Bundesangelegenheit.«
    »Das weiß ich, aber Sie hätten mir nicht geglaubt und bestimmt abgewartet.«
    »Eine gute Meinung hast du nicht von uns.«
    »Das kann man sagen, Sir. Erfahrungen. Man hört soviel, wissen Sie?«
    »Außerdem gibt es bei dem Verschwundenen einen Background, der sehr ungewöhnlich ist«, erklärte ich. »Ich kann nicht näher darauf eingehen, Roger…«
    Er winkte ab. »Klar, ich verstehe, John. Schließlich bin ich nicht von vorgestern. Man spricht über Sie und Ihren Kollegen. Sie sind uns schon bekannt. Auch Alcatraz hat damals Spuren hinterlassen.«
    Da erinnerte ich mich an einen Fall, als Jane Collins unter dem Richtschwert eines Henkers hatte sterben sollen und von Yakup Yalcinkaya gerettet worden war. Damals hatte sich Yakup in Jane verliebt. Sie hatte auch einige Monate bei ihm in den Bergen gelebt, war aber dann nach London zurückgekehrt. Ihr Heimweh hatte sie einfach nicht unterdrücken können.
    »Ein schlechter Ruf verpflichtet«, sagte ich. »Werden Sie Ihre Kollegen benachrichtigen?«
    »Natürlich. Ich komme gleich zurück.«
    Er ließ uns, ziemlich betreten aus der Wäsche schauend, zurück.
    Wir hatten uns so aufgebaut, daß der Tote so leicht nicht von ihre Autos suchenden Besuchern entdeckt werden konnte. Zum Glück standen wir günstig. Die Schnauze des Wagens zeigte zur Mauer hin.
    »Die andere Seite ist so verdammt brutal«, flüsterte Ali. »Die… die töten einfach so.«
    »Ja, leider.« Ich schaute über die Dächer abgestellter Wagen hinweg. Es war an dieser Stelle wegen des großen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher